Rezumat
De rand cu alti intelectuali ai timpului sau, Thomas Mann (1875-1955), contemporan al lui Adolf Hitler, dar oponent ferm al regimului nazist, se intreabd care este cauza catastrofei suferite de Germania. Raspunsul la aceasta intrebare il gasim in romanul sau de exil "Doctorul Faust" (aparut in 1947). In aceasta lucrare, muzicianul drian Leverkuhn simbolizeaza temperamentul si mentalitatea Germaniei. El isi traieste viata in anii de domnie al lui Wilhelm al II-lea si in Republica Weimariana.
Dupa cum o atesta faimosul sau discurs "Deutschland und die Deutschen", tinut in februarie 1945, Th. Mann a inteles bine cand a inceput catastrofa Germaniei. E vorba inca de epoca Reformei Bisericii (sec. al XVI-lea) si a Umanismului. Multe dintre personalitatile germane de valoare din acele timpuri se regasesc in roman, si anume Martin Luther, Albrecht Diirer sau Johann Georg Faust. Ultimul nume afost luat ca titlu al romanului in cauza. Doar o singura personalitate a istoriei medievale a Germaniei apare in acest roman - regele Otto al Ill-lea. Viata acestuia anticipeaza atat catastrofa Germaniei, cat si declinul personajului central Adrian Leverkuhn.
In eseul "Diirer" (aparut in 1928), Th. Mann il prezinta pe faimosul pictor german Albrecht Diirer din punctul de vedere al filosofului Friedrich Nietzsche care ajucat un rol important informarea intelectuala si estetica a scriitorului.
In lucrarile lui Th. Mann, nu numai personalitatile germane, ci si limba sunt cele din epoca Reformei Bisericii si a Umanismului. ceste etape ale istoriei Germaniei au fast folosite in operele lui Th. Mann ca factori determnant, deoarece autorul considera ca revolta lui Martin Luther impotriva Bisericii romane ar fipus inceputul catastrofei Germaniei in urmatorii 400 de ani. La baza romanului "Doctorul Faust", este pusa legenda despre vrajitorul necunoscut Faust, contemporan a lui Martin Luther, care l-a provocat pe Diavol. In lucrare, Th. Mann compara epoca lui Luther cu epoca in care traieste el insusi si incepe sa scrie romanul "Doctorul Faust". E vorba de anul 1943.
In general, personajele create de Mann, asa ca Leverkuhn si naratorul Serenus Zeitblom, nu sunt simple intruchipari ale personalitatilor din trecut - Luther sau Erasmus. Procedura intrebuintata de autor, in acest caz, este mult mai ambitioasa: ambele personaje si intreg romanul se prezinta drept un conglomerat structurat de surse si motive.
Abstract
Like many intellectuals of his time, Thomas Mann (1875-1955) asked himself- as a German contemporary of Adolf Hitler (1889-1945), but a resolute opponent of the Nazi-regime, where to search for the source of the German catastrophe. The answer can be found in his late exile novel "Doktor Faustus" (1947). The fictional musician Adrian Leverkuhn is the incorporation of Germany's mental and psychological disposition. His life is put in the age of Emperor Wilhelm 11 and the Weimar Republic. s he tells n his famous speech "Deutschland und die Deutschen" (February 1945), it is clear for Thomas Mann when the German disaster started - in the time of the Reformation and humanism. A lot of important persons of that time can be found in the novel, such as Martin Luther, Albrecht Diirer or Johann Georg Faust, who gave the novel its name. Only one figure of the German medieval history appears n "Doktor Faustus", emperor Otto III. In his life, both the German catastrophe and Adrian s decline are anticipated.
In his essay "Durer" (1928), Mann sees the famous German painter (1471-1528) from the point of view of the philosopher Friedrich Nietzsche, who was essential for the author's aesthetic and intellectual basis. Not only the persons but also the language and names refer to humanistic and reformation Germany, so the 14th and 15th century was used like a foil by the author for his late novel, which is shown beneath. Mann chooses this epoque because he declares Martin Luther's rebellion against Rome to the base of the beginning of Germany's breakdown during the next 400 years. ccording to a popular belief, Faust, who was an obscure magician and a contemporary of Luther, provoked the devil. Mann compares that time with the time in which he lived himself, especially while writing the novel (since 1943). Generally, the characters created by Mann such as Leverkuhn and the narrator Serenus Zeitblom are no mere incorporations of reformation figures like Luther or Erasmus - the author's procedure is much more ambitious: both his characters and his whole novel are complex conglomerations of numerous sources and motives.
1. Einleitung
In Thomas Manns Roman "Doktor Faustus" aus dem Jahre 1947 konnen aufgrund seiner Vielschichtigkeit verschiedene Aspekte in das Zentrum des Interesses geriickt werden: Erstens die Betrachtung des Werkes als Kunstlerroman - im Zentrum des Erzahlten steht die Lebensgeschichte des Musikers Adrian Leverkuhni, zweitens als Faustroman - der Titel verweist
auf eine mystische, historische und literarische Figur mit einer langen Tradition sowie drittens als Gesellschaftsroman, well Thomas Mann die Personen und Umgebung des Protagonisten wahrend Adrians fiktiver Lebenszeit - 18853 bis 1940* - durch sein Erzahlmedium Serenus Zeitblom beschreiben lasst: Studenten und Professoren in Halle und Leipzig, Intellektuelle und Wohlhabende in Miinchen. Diese Untersuchung beschafrigt sich jedoch mit einem vierten Aspekt: die Betrachtung des "Doktor Faustus" als Deutschlandromans. Der Erzahler beginnt*, wie Thomas Mann selbst, am 23. Mai 1943 mit der Niederschriftder fiktiven Biographie beziehungsweise des Romans, zu einer Zeit also, in der Deutschland im Zweiten Weltkrieg, angetrieben von der nation-alsozialistischen Diktatur, seinem Ende entgegeneilt. Der Leser wird im Roman wiederholt, meis-tens zu Beginn der Kapitel, mit der aktuellen Lage im Kriege konfrontiert: "Die Zeit, von der ich schreibe, war fiir uns Deutsche eine Ara des staatlichen Zusammenbruchs, der Kapitulation, der Erschopfungsrevolte und des hilflosen Dahingegebenseins in die Hande der Fremden."?. Parallel zum Niedergang Deutschlands verlauftdie Geschichte des Adrian Leverkiihn, der mit dem Teufel einen Pakt schliefit, urn - anders als Goethes Faust - zu hochster Kreativitat und kiinstlerischer Entfaltung, jedoch unter Verzicht auf Liebe, zu gelangen* und einige Jahre nach der Infizierung mit Syphilis einen Zusammenbruch erleidet und stirbt. Wenn man nun von der These ausgeht, dass der Weg Deutschlands und Adrian Leverkiihns Schicksal einhergehen, geniigt es nicht, sich auf die fiktive Lebenszeit des Protagonisten zu beschranken. Thomas Manns spater Roman ist reich an Namen und Motiven, die auf die deutsche Vergangenheit verweisen. Da Leverkiihn Musiker ist, gibt es vielfache Anklange und Nennungen beriihmter Musiker verschiedener Ep-ochen, unter anderem Beethoven, Bach, Mozart, Wagner und Richard Straufi9. Der alteste historische Bezugspunkt ist Kaiser Otto III. (urn 980-1002); ansonsten ist auffallig, dass es zahlreiche Anspielungen auf die Zeit des Humanismus und der Reformation in Deutschland gibt. Es wird zum Beispiel der sagenumwobene Johann Georg Faust(TM) genannt; er begegnet dem Leser bereits im Titel des Romans, aufierdem gibt es zahlreiche Anspielungen auf das sogenannte "Faust-Volksbuch von 1587"u. Der Wittenberger Reformator Martin Luther als wohl beriihmteste Ge-stalt seiner Epoche kommt im Roman mehrfach vor - zunachst in der Figur des Hallenser Professors Ehrenfried Kumpf als Lutherparodieia sowie Leverkiihns zunehmend lutherische Spre-chweise, vor allem am Ende des Romans. Zudem ist die Gegend urn Adrians Heimatstadt Kaiser-saschern "etwas siidlich von Halle"" in Mitteldeutschland die "Kerngegend" der Reformation. Eine weitere bedeutende Person dieser Zeit, dessen Werk sich Thomas Mann bedient, ist der viel- seitig begabte bildende Kiinstler Albrecht Diirer. Telle seines CEuvre dienen als Vorlage fiir die Beschreibung einiger Figuren im Roman, zum Beispiel der Eltern des Protagonistenis. Aufierdem werden zahlreiche Humanisten aus der Zeit urn 1500 genannt; der Erzahler Zeitblom selbst stellt sich als "Nachfahre der deutschen Humanisten aus der Zeit der "Briefe der Dunkelmanner", eines Reuchlin, Crotus von Dornheim, Mutianus und Eoban Hesse"16 vor.
Der Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Ergriindung der Frage, warum der Autor Personen, Namen und Stimmung der Zeit urn 1500 fur seinen Faustusroman aussucht, die seinem "Parsifali7 gleichsam als Folie dienen und, wie die Untersuchung als Quintessenz zeigen mochte, als Grundstein der deutschen Misere fungieren. Anhand dieser These soil herausgearbeitet werden, welche Ansichten die Forschung vertritt. Die besondere Rolle Ottos III. wird dargestellt. Die Beispiele von Thomas Manns Essays "Diirer"i8 aus dem Jahre 1928 und "Deutschland und die Deutschen" (1945) sollen beweisen, dass sein Deutschlandbild im "Doktor Faustus keine sin-gulare Erscheinung im Gesamtwerk darstellt.
2. Forschung
Die Fiille an Forschungsliteratur zum "Doktor Faustus" macht es beinahe unmoglich, ein Gesamtbild der Forschungsergebnisse zu zeichnen. Es konnen an dieser Stelle deshalb lediglich die wichtigsten Tendenzen der Literatur in Bezug auf die Lesart des Romans als Deutschlandroman im Hinblick auf die angesprochenen, hier relevanten Aspekte vorgestellt werden. Es muss betont werden, dass Thomas Manns spater Roman in der Forschung seit seinem Erscheinen beziiglich seiner Aussage und Konzeption stets umstritten gewesen ist. Reich-Ranicki sieht die Mangel des Romans schon in seiner Anlage, denn er sei nicht wie Manns fruhere Romane "aus ganz beschei-denen Anfangen erwachsen2", sondern sei von diesem seit Arbeitsbeginn als ein grofies Roman-projekt mit vielerlei Ebenen geplant gewesen. Adornos Unterstiitzung, der Thomas Mann mit der Zwolftonmusik vertraut machte, wird als storend beziiglich der Struktur des Romans gewertet21. Bollenbeck negiert die epische Integrationsfahigkeit des Erzahlens, das die "Doppellast eines Ep-ocheromans und eines Lebens- und Geheimwerks22 fur vom Autor zu Recht in Frage gestellt an-sieht, und erachtet die "gewiinschte Polyphonie der Isotopien fur gescheitert"23.
Entgegen neuerer Forschungsmeinungen, die in den Hintergrund stellen, wie der Roman zu deuten sei, und das schlichte "Lesen24 in den Mittelpunkt riicken, konnen Thomas Manns Ver-wendung der Quellen sowie die Hintergriinde seiner Konzeption jedoch nicht aufier Acht gelassen werden, urn sein Bild des "fehlgegangenen gute[n]"2s Deutschlands im "Doktor Faustus verste-hen zu wollen. Schon Gunilla Bergsten2* beschaftigt sich in ihrer Arbeit von 1963 ausfiihrlich mit den Quellen und weist vielfache Beziige nach. Lieselotte Voss2? folgt Bergstens Weg, erweitert da-bei den Blick auf die Schauplatze, die Romanfiguren und die Zeitebenen und hat aufierdem Zugriffauf eine grofiere Fiille an Handschriftlichem von Thomas Mann2«. Ulrike Hermanns und Thomas Schneider vertiefen dies und beschaftigen sich ausfiihrlich mit einzelnen relevanten Quellen und Manns Beziigen zu ihnen. Bernd Hamacher widmet sich speziell Thomas Manns Verhaltnis zu Martin Luther, vor allem im Hinblick auf das letzte geplante Werk, "Luthers Hochzeit". Eine besondere Rolle kommt einem Aufsatz von Hans Rudolf Vaget zu; er konzentriert sich vor allem auf die Bedeutung von Kaisersaschern und Kaiser Otto III., die von vielen Interpre-ten ignoriert oder verkannt wird32.
3. Otto III. und Kaisersaschern
Bevor die Beziige zu Humanismus- und Reformationszeit naher betrachtet werden, muss zunachst der einzige bedeutende Hinweis auf die hoch- und spatmittelalterliche Zeit sowie "der historische Fixpunkt, der am weitesten in die Geschichte Deutschlands zuriickreicht33, genannt werden. Eine scheinbar beilaufige Bemerkung, die als beispielhaftund vorausdeutend auf Adrian zu Beginn des sechsten Kapitels, bei der Beschreibung von Serenus' Heimatstadt, genannt wird: "Sie [gemeint ist Kaisersaschern] hat Schloss und Dom, und in diesem zeigt man das Grabmahl Ottos III., Enkel der Adelheid und Sohnes der Theophano, der sich Imperator Romanorum und Saxonicus nannte, aber nicht, weil er Sachse sein wollte, sondern im Sinne, wie Scipio den Beinamen Africanus fuhrte, also weil er die Sachsen besiegt hatte. Als er im Jahre 1002 nach seiner Vertreibung aus dem geliebten Rom in Kummer gestorben war, wurden seine Reste nach Deutsch-land gebracht und im Dom von Kaisersaschern beigesetzt - sehr gegen seinen Geschmack, denn er war das Musterbeispiel deutscher Selbst-Antipathie und hatte sein Leben lang unter seinem Deutschtum gelitten"34.
Es ist sicherlich kein Zufall, dass Thomas Mann die wirkliche Begrabnisstatte von Aachen in das fiktive Kaisersaschern verlegt; Otto III. begegnet dem Leser an spaterer Stelle - ohne explizit genannt zu werden - noch einmal: Adrian lebt den Grofiteil seines Lebens bis zu seinem Zusam-menbruch im fiktiven Pfeiffering, das von Forschern als das reale, oberbayrische Polling identi-fiziert worden ist36 - jener Stadt, in der im Jahre 1002 der bayrische Herzog Heinrich den aus Italien kommenden Zug mit dem Leichnam Ottos III., der die Erneuerung des romischen Reiches, mit dem Zentrum in Rom, in den Mittelpunkt seiner Politik geriickt hatte, in Empfang nahm3? - was die Forschung nach bisheriger Sichtung iibersehen hat. Es ist legitim, die Frage aufzuwerfen, wa-rum gerade dieser Kaiser als Fixpunkt gewahlt wird. Thomas Manns "Doktor Faustus kann als Roman iiber die Geschichte des fehlgegangenen Deutschlands angesehen werden; er spannt den Bogen von beinahe tausend Jahren deutscher Geschichte von Otto III. zu Hitler. Vaget folgend, wird in Ottos Weg des Scheiterns die deutsche Katastrophe antizipiert. Gleichzeitig lebte dieser in einer Sphare des ursprunglichen "deutschen Universalismus"3*. Als "Musterbeispiel deutscher Selbst-Antipathie" nimmt er Adrians Weg vorweg und lasst Otto III. dabei als Paradigma fungieren: nach Thomas Manns Verstandnis ist im deutschen Wesen urspriinglich Universalismus angelegt, der in Verbindung mit "deutscher Unweltlichkeit steht und auf diese Weise ein "Seelenbild" abgibt, dem "etwas von stiller Damonie anhaftet. Adrian, der das Schicksal Deutschlands symbolisch auf sich nimmt, weil er als die Verkorperung der geistigen und psy-chologischen Anlagen Deutschlands anzusehen ist, kann also nur durch Otto III., der wie Adrian urspriinglichen, deutschen Universalismus in sich tragt, verstanden werden. Somit ist Vagets These zu unterstiitzen, dass der Kaiser - auch als Namensgeber von Kaisersaschern - eine ver-deckte Schliisselfigur im Roman ist42. Ein zentraler Satz, "Wo ich bin, da ist Kaisersaschern**, en-thalt demnach: "Wo ich bin, da ist Otto III."44.
4. Deutschland, die Humanisten und die Reformation
Der im Abschnitt 3 behandelte Kaiser-Otto-Kaisersaschern-Komplex stellt, wie herausgearbeitet worden ist, ein bedeutendes Element bei der Interpretation von Thomas Manns Faustusroman dar. Jedoch erschopftsich die Ergriindung der Deutschlandfrage nicht darin, denn dafiir gibt es im ge-samten Roman zu viele Anspielungen auf die Zeit der Reformation in Deutschland. Stellvertretend genannt seien an dieser Stelle die Namen Erasmus von Rotterdam (ca. 1469-1536), Martin Luther (1483-1546), Faust (urn 1480 - urn 1540), Albrecht Diirer (1471-1528), Philipp Melanchthon (1497-1560), Ulrich von Hutten (1488-1523) und der "Hexenhammer" (1486 Erstdruck, eigentlich "Malleus Maleficarum, verfasst von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger), als Reprasentanten der Zeit urn 1500. Im Folgenden werden Manns Sicht auf diese Epoche durch zwei Essays, " Diirer" (1928) und " Deutschland und die Deutschen (1945), betrachtet.
4.1. "Durer"
Der Aufsatz " Diirer" aus dem Jahre 1928, der im Rahmen von Thomas Manns "German Letter" als letzter erschien45, konnte aufgrund seines Titels den berechtigten Eindruck entstehen lassen, dass in diesem Essay die historische Person, der Niirnberger Maler Albrecht Diirer, der als "Kon-nektiv zwischen dem alten und neuen Lebensgefiihl4", also zwischen Mittelalter und Neuzeit, fungiert, im Mittelpunkt steht und der Autor iiber seine Werke referiert und sie interpretiert. Jedoch bringt Mann Diirer a priori in Verbindung mit dem Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900), der zusammen mit Richard Wagner und Arthur Schopenhauer als aufierst wichtige Basis fur Thomas Manns asthetische und philosophische Grundlagen anzusehen ist47. Den Grund dafiir liefert der Autor im Aufsatz selbst: "Durch das Medium Nietzsche's habe ich Diirers Welt zuerst erlebt, geahnt, geschaut [,..]"48. Auch wenn er bei dem Philosophen den Namen des Niirnberger Malers nicht vorfinde, miisse er zwangslaufig bei Nietzsches Aufierungen iiber Schopenhauer und dessen Mannlichkeit an Diirer denken und verleiht diesem Gedanken Nachdruck, indem er Goethes Worte iiber diesen zitiert49. Fiir Thomas Mann reiht sich Diirer ein in die Riege der fiir ihn grofiten Denker und Personlichkeiten der deutschen Geistesgeschichte - "Diirer, Goethe, Schopenhauer, Nietzsche, Wagner"5°. Die Assoziation Diirer - Nietzsche wird fortgesetzt; Nietzsches "seelische Voraussetzungen und Urspriinge aber der ethischen Tragodie seines Lebens [...] mit dem geistigen Opfertode als herz- und hirnzerreifiendem Abschluss - wo anders sind sie zu finden als in dem Protestantismus des Naumburger Pastorssohnes, als in jener nordisch-deutschen, biirgerlich-diirerisch-moralischen Sphare [...] 1" Ein Zitat Nietzsches dient als Legitimation fiir Manns Interpretation: ""Mir behagt an Wagner", schreibt er im Oktober 1868 an Rohde, "was mir an Schopenhauer behagt: die ethische Luft, der faustische Duft, Kreuz, Tod und Gruft"52.
"Kreuz, Tod und Gruft" wird als "weiteres Wesenselement der diirerisch-deutschen Charak-terwelt" verstanden, die "innig verschrankt sei" mit "(...) faustischer Melencolia C..)"53. Hiermit spielt er auf einen der drei Meisterstiche Diirers5* aus dem Jahre 1514 an, der dem Leser im "Dok-tor Faustus" in Kapitel XII, bei der Beschreibung von Adrians Zimmer wahrend seiner Hallenser Zeit begegnet: "Dariiber an der Wand war mit Reifinageln ein arithmetischer Stich befestigt, den er in irgend einem Altkramladen aufgetrieben: ein sogenanntes magisches Quadrat, wie es neben dem Stundenglase, dem Zirkel, der Waage, dem Polyeder und anderen Symbolen auch auf Diirers "Melencolia" erscheint. Wie dort war die Figur in sechzehn arabisch bezifferte Felder eingeteilt, so zwar, dass die 1 im rechten unteren, die 16 im linken oberen Felde zu finden war; und die Magie -oder Kuriositat - bestand nun darin, dass diese Zahlen, wie man sie auch addierte, von oben nach unten, in die Quere oder in der Diagonals immer die Summe 34 ergaben55.
Offensichtlich dient dieses magische, mystische Zahlenquadrat als Symbol fur das Bild Manns dieser Zeit und ist exemplarisch fur die Beschreibung eines "faustischen" Milieus. Die Verbindung zum Roman von 1947 ist hiermit hergestellt.
Im Folgenden wird Diirer von Mann die Eigenschaftder Meisterlichkeit zugesprochen und gepriefien, welche "das edelste nationale Begriffsgut unter alien* sei. Er schliefit mit den Worten: "An Diirer denken heifit Lieben, Lacheln und Sicherinnern. Es heifit: Besinnung auf Tiefstes und Uberpersonlichstes [...]. Es ist Geschichte als Mythos, Geschichte die immer Fleisch ist und Gegenwart57.
Thomas Manns kurzer Aufsatz iiber Diirer enthalt, obwohl er fiinfzehn Jahre vor Schreibbeginn am Faustroman erschienen ist, bereits viele Zusammenhange und Motive, die dem Leser dort be-gegnen. Friedrich Nietzsche als den Roman dominierende Gestalt, dessen Name in einem Roman, in dem zahlreiche Personen der deutschen Geschichte auftauchen, aufier den bereits mehrfach genannten Humanisten und Reformatoren und den vielen Musikern auch Schriftsteller wie Grimmelshausen, Brentano und Goethe, an keiner Stelle genannt wird58. Albrecht Diirer begegnet dem Leser an mehreren Stellen im Roman: einerseits explizit, wie die oben genannte Textstelle zeigt, andererseits implizit, wie das Beispiel von Thomas Manns Verwendung einzelner Werke des Kiinstlers zeigt: die Gestaltung von Figuren nach Vorlagen von Gemalden und Kupferstichen des Malers5 die hauptsachlich zusammen mit den lutherisch inspirierten Namen«> ein altdeutsch ge-farbtes, das sechzehnte Jahrhundert vergegenwartigendes Kolorit entstehen lassen, das die Schlussfolgerung nahelegt, dass das humanistisch-reformatorische Deutschland, das Deutschland der Sprache Luthers und der Gemalde, Skizzen, Holzschnitte und Kupferstiche Diirers, als Folie fur Thomas Manns Faustusroman dienen.
4.2. "Deutschland und die Deutschen"
Warum wird ausgerechnet diese Epoche als Ursache fflr das deutsche Scheitern gewahlt? Mit Hilfe einer Rede Thomas Manns aus dem Jahre 194561 kann der Versuch unternommen werden, auf diese Frage eine Antwort zu finden. Hier bezeichnet der Liibecker Protestant die Reformation, beginnend mit Luthers Thesenanschlag 1517, als "Anbruch der neuen Zeit« die jedoch keine-swegs nur positiv konnotiert ist, sondern bildet im Gegenteil die Grundlage fur das Scheitern Deutschlands in der ersten Halfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Was im "Doktor Faustus episch verarbeitet wird, antizipiert dieser Aufsatz: "Unser grofites Gedicht, Goethe's "Faust, hat zum Helden den Menschen an der Grenzscheide von Mittelalter und Humanismus, den Gottesmen-schen, der sich aus vermessenem Erkenntnistriebe der Magie, dem Teufel ergibt. Wo der Hochmut des Intellekts sich mit seelischer Altertiimlichkeit und Gebundenheit gattet, da ist der Teufel. Und der Teufel, Luthers Teufel, Faustens Teufel, will mir als eine sehr deutsche Figur erscheinen, das Biindnis mit ihm, die Teufelsverschreibung, urn unter Drangabe des Seelenheils fiir eine Frist alle Schatze und Macht der Welt zu gewinnen, als etwas dem deutschen Wesen eigentumlich Nahe-liegendes. Ein einsamer Denker und Forscher, ein Theolog und Philosoph in seiner Klause, der aus Verlangen nach Weltgenuss und Weltherrschaftseine Seele dem Teufel verschreibt, - ist es nicht ganz der rechte Augenblick, Deutschland in diesem Bilde zu sehen, heute, wo Deutschland buch-stablich der Teufel holt?63
Mann geht noch einen Schritt weiter: die Reformation sei, wie spater die Auflehnung gegen das napoleonische Frankreich, eine nationalistische Freiheitsbewegung gewesen; jedoch schrankt er die deutsche Interpretation des Freiheitsbegriffes ein, indem er erklart, dass der deutsche Frei-heitsbegriffstets nach aufien gerichtet sei, in Abgrenzung zu Aufienstehendem, was damit be-griindet wird, dass die Deutschen nie eine Revolution gehabt hatten, die den Begriffder Freiheit mit der Nation verbunden hatte - daher sei die Freiheit in Deutschland "landfremd"<>6. Explizit nennt er das Aufbegehren gegen Rom eine "Befreiungstat, [bei der] [...] der Teufel [...] seine Hand im Spiel hatte"67 und bezeichnet die darauffolgende religiose Spaltung des Abendlandes als "aus-gemachtes Ungliick"68.
Als einerseits geistig Verwandte der Reformatoren, andererseits als Gegenspieler auf einer an-deren Ebene, sind die Humanisten anzusehen, die durch ihre intensive Beschaftigung mit antiken Texten und ihre grofien Verdienste auf philologischem Gebiet die Ubersetzung der Bibel aus den Originalsprachen moglich gemacht haben. Die meisten von ihnen, zum Beispiel Reuchlin, Brant oder Erasmus, blieben katholisch; es gab jedoch auch Humanisten, die sich auf die Seite der Reformatoren begaben, zum Beispiel Melanchthon und Hutten. Erasmus von Rotterdam, im Gegen-satz zum "gewaltig innerliche[n] Grobian von Wittenberg", sei "ein skeptischer Humanist von wenig mnerlichkeit69 gewesen, der die schrecklichen Folgen der Reformation vorausgesehen habe und, im Gegensatz zu Luther, gegen das blutige Nachspiel der Trennung von Rom eintrat. Der Antagonismus zwischen Luther und Erasmus kann aus Thomas Manns Sicht als Gegeniiberstel-lung von Reformation und Humanismus angesehen werden. Zwischen ihnen steht der Humanist Ulrich von Hutten, der sich Luther und den Reformatoren anschloss70. Wie vielfach nachgewiesen worden ist, hat sich Thomas Mann vor und wahrend der Niederschriftdes "Doktor Faustus mit David Friedrich Straufi' Biographie iiber Ulrich von Hutten sowie zuvor mit Erasmus von Rotter-dams "Lob der Torheit" in der deutschen Ubersetzung beschaftigt7i. Dass Thomas Manns Ver-standnis von Humanismus jedoch nicht auf die geistesgeschichtliche Epoche beschrankt bleibt, sondern vielmehr als asthetisches Prinzip der Geisteshaltung ansieht, zeigt der Roman in Gestalt des Hallenser, Systematik lesenden Professors Ehrenfried Kumpf, der sich dem "asthetischen Humanismus abwendig gemacht" habe, nachdem er sich als junger "Student unserer klassischen Dichtung und Philosophie [...] riihmte [...], alle "wichtigeren Werke Schillers und Goethes aus-wendig gewusst zu haben" und sich der "Paulinischen Botschaftvon Siinde und Rechtfertigung" zuwandtes. Jedoch kommt die Beschaftigung mit dem Gegensatz und der Gegeniiberstellung zwischen Reformation und Humanismus in zwei weiteren, weitaus wichtigeren Figuren des Romans zum Ausdruck, die im folgenden Kapitel dargestellt werden: Adrian Leverkiihn und Ser-enus Zeitblom.
5. Adrian = Luther und Serenus = Erasmus?
Auf den ersten Blick scheinen der weltscheue Kiinstler Adrian und der impulsive Reformator Martin Luther keine Gemeinsamkeiten aufzuweisen. Bei naherer Betrachtung fallen dennoch einige signifikante Merkmale auf, die beiden eigen sind und die es vorzustellen gilt. Es wurde an friiherer Stelle bereits die Herkunftsgegend in der Mitte Deutschlands genannt. Aufierdem studieren beide Theologie - Luther in Wittenberg, Adrian in Halle - an derselben Universitat74. Dass Adrian, ungleich seinem Jugendfreund Zeitblom, evangelisch-lutherischer Konfession ist, verstarkt diese These; man konnte also behaupten, dass sich gewisse Ziige und Eigenschaften von Martin Luther, in versteckter Form, bei dem Protagonisten von Thomas Manns Faustusroman wiederfinden lassen. Adrians lutherische Sprechweise in einigen Teilen des Werkes, sein von Serenus festgestellter, Professor Kumpf nachahmender Sprachduktus75 in Adrians Brief, in dem er von seiner Begegnung mit Esmeralda in Leipzig berichtet und der mit dem schlichten Initial "L" signiert ist, konnen ebenfalls als Anklange an den Wittenberger Reformator verstanden werden. Beriicksichtigt man abschliefiend die Aussagen iiber Luther aus "Deutschland und die Deut-schen, denen zufolge, wie im vorigen Kapitel dargestellt, die Taten des Reformators als der Be-ginn des deutschen Unglucks sowie einen Pakt mit dem Teufel darstellen, wird die These gestiitzt.
Der Vorname "Serenus" kann beinahe als Anagramm von "Erasmus" angesehen werden7". Die Ahnlichkeiten mit diesem konnen fortgesetzt werden: Zeitblom ist wie der grofie Humanist Katho-lik, er studiert klassische Philologie, in Anlehnung an jenen, der diese Disziplin in der Friihen Neuzeit perfektioniert hatte. Der Narrator im "Doktor Faustus" bezeichnet sich als dem Damon-ischen, obgleich er dessen Existenz und Einfluss auf das Individuum nicht leugnet, "entschieden wesensfremd"77 und begibt sich damit, ohne es explizit zu formulieren, auf die Seite des Erasmus, der ein "skeptischer Humanist von wenig Innerlichkeit"78 gewesen sei. Seine Selbstcharakteris-ierung als "Gelehrter und conjuratus des "Lateinischen Heeres"(TM) verdeutlicht seine Selbstsicht als Humanist.
Obgleich die oben genannten Argumente die Schlussfolgerung erlauben, an einer Dichotomie festzuhalten, darf diese jedoch keineswegs so starr sein, wie eben dargestellt, wofiir es zahlreiche Griinde gibt. Die sparlichen Ziige Luthers, die Adrian eigen sind, stellen nur einige der vielen Fa-cetten dar, welche die Figur aufweist. Es wurde bereits auf die Ahnlichkeiten zwischen ihm und Nietzsche hingewiesen, daher sollen einige zentrale Ubereinstimmungen an dieser Stelle geniigen: sie kommen beide aus derselben mitteldeutschen Gegend, sie erreichen das gleiche Lebensalter und sterben am selben Tag80. Vor allem ist beiden das Bordellerlebnis wahrend ihrer studentischen Jahre gemein, jeweils im Alter von etwa zwanzig Jahren, das in beiden Fallen die Basis fiir den geistigen und korperlichen Zusammenbruch am Ende des Lebens bildefa. Nicht nur Adrian erhalt Ziige des Philosophen, auch den Erzahler und diesen verbindet das Studium der klassischen Sprachen. Adrian Leverkiihn als modernem Faust werden viele Eigenschaften des Protagonisten aus dem sogenannten "Faust-Volksbuch von 1587 zugesprochen. Zum Beispiel ist wiederum die mitteldeutsche Herkunftsgegend zu nennen, aufierdem sind beide Bauernsohne, die an der University Theologie studieren, jedoch allmahlich voller Zweifel beziiglich ihres Studienfaches sind82. Der Teufelspakt und die Dauer von vierundzwanzig Jahren stimmen ebenfalls iiberein83. Aufier-dem verleiht Thomas Mann Adrian einige Redewendungen aus "Historia von D. Johann Fausten", zum Beispiel im XXV. Teufels-Kapitel, wie "weifitu was so schweig", "die elementa spekulieren, "item oder "theologiam studieren**, die zusammen mit den bereits erwahnten Luther-Ausdriicken und Phrasen aus Hans Jacob Christoph von Grimmelshausens "Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch" von 1669 die hauptsachliche sprachliche Basis fiir die altdeutsche Far-bung des "Doktor Faustus bildet85.
Die genannten Beispiele dienen der Verdeutlichung, dass Thomas Mann die Figuren seines Deutschlandromans nicht nur nach einzelnen Vorbildern gestaltet hat, sondern viele Ideen aus verschiedenen Quellen und Erfahrungen zusammentrug, urn einen Charakter anschaulich darzus-tellen. Am Beispiel des Adrian Leverkiihn, der aufier den bereits dargelegten Vorlagen Luther, Nietzsche und Faust-Volksbuch unter anderem Ziige von Richard Wagner, Albrecht Durerso und Thomas Mann selbst aufweist87, wurde gezeigt, dass die einseitige Lutherinterpretation viel zu kurz greift, weil es neben den ausgefuhrten Parallelen auch zahlreiche Wesensziige gibt, die die beiden voneinander trennen, wie zum Beispiel das Lebensalter oder den Gegensatz von Luthers Gesellig-keit und Adrians Weltflucht. Serenus Zeitblom, der zwar einige Gemeinsamkeiten mit dem grofien Humanisten Erasmus von Rotterdam hat, kann ebenso keineswegs als moderne Interpretation von diesem angesehen werden, weil er dafiir als Lehrer zu bedeutungslos ist und sein Leben einer Person widmet anstatt fiir den Fortschritt der Menschheit in grofiem Stil zu sorgen. Als neben Adrian wichtigste Romanfigur hat er ebenfalls zahlreiche Vorbilder, unter anderem wiederum Friedrich Nietzsche und Thomas Mann»8. Dennoch haben die Beleuchtung der Wesensziige Luthers in Adrian und des Erasmus in Serenus gezeigt, was die Gegeniiberstellung von Reformation und Humanismus fiir die erste Halfte des deutschen zwanzigsten Jahrhunderts als Interpretations-flache bieten: protestantische mnerlichkeit, die mit dem Teufel im Bunde steht, und katholische Immunitat gegen Damonie, die aber weit davon entfernt ist, die deutsche Katastrophe aufhalten zu wollen oder gar in der Lage ist, dies zu tun. Obgleich sie sehr unterschiedlich gezeichnet sind, konnen die beiden Hauptpersonen in ihrer Rolle als Reprasentanten Deutschlands, von dem es keine zwei "gibt, ein boses und ein gutes, sondern nur eines, dem sein Bestes durch Teufelslist zum Bosen ausschlug", gesehen werden.
6. Fazit
Eine Untersuchung iiber Thomas Manns Exilroman muss sich zwangslaufig damit begniigen, aufgrund der Vielzah! an Aspekten und Facetten, die Manns Alterswerk zu bieten hat, Jewells nur einen Teil dessen betrachten zu konnen, der als relevant empfunden wird. Diese Arbeit hat diese Einschrankung von Beginn an ernst genommen und sich daher auf die Mittelalter- und Reforma-tionsbeziige konzentriert. Sie hat zum Ziel, aufzuzeigen, dass es vielerlei Beziige zur deutschen Vergangenheit gibt und anhand ausgewahlter Beispiele herausgearbeitet, welche Sichtweise Thomas Mann, mit Hilfe zweier Essays, auf diese Personen und Ereignisse hatte. Dabei war die Maxime, so sachlich wie moglich vorzugehen, denn Thomas Manns Verwendung des Materials bietet eine grofie Flache fiir Interpretationen, die nicht hinreichend zu belegen sind, aber dennoch wert sind, genannt zu werden und vor allem untersuchungswert erscheinen. Urn ein Beispiel zu nennen, kann man wiederum die historische Person Albrecht Diirer nennen. Ist es Zufall, dass Diirer, der mit seinen zahlreichen Kunstwerken die optische Folie fur den Deutschlandroman bildet, als Prototyp eines deutschen Kiinstlers dargestellt wird, obwohl er ungarische Wurzeln hat* und Thomas Mann an ausgewahlten Stellen im Roman, zum Beispiel fur Adrians ungarische Mazenin Madame de Tolna91, das Lexem "ungarisch" verwendet oder sein ungarischer Kurztrip mit Rudolf Schwerdtfeger, nach dem sich die beiden duzen? Ein weiterer Komplex, der wie Kaisersaschern als Hintergrund fiir das mittelalterlich-ruckstandige Deutschland dargestellt wird ist der Pforzheim-Komplex, den es nach eingehender Sichtung des Materials ebenfalls noch zu untersuchen gilt. Das siiddeutsche Pforzheim wird nur in einem Zusammenhang im Roman genannt: Clarissa Rodde, die auffallend grofie Ahnlichkeit mit Manns Schwester Julia hat und deren Lebensgeschichte sowie ihr tragisches Ende beinahe unmaskiert ubernommen werderf* be-gibt sich, als nicht allzu begabte Schauspielerin an ein Provinztheater nach Pforzheim, wo sie ein Verhaltnis mit einem hiesigen "Coulissen-Habitue und Provinz-Viveur [... und] Rechtsanwalt" eingeht, der sie wegen Erpressung in den Suizid treibt. Der Komplex wird erweitert, indem bekannt ist, dass der eingangs genannte Johannes Reuchlin gebiirtiger Pforzheimer ist, was Thomas Mann nachweislich wusste96. Bedenkt man, dass Philipp Melanchthon gebiirtig aus Bretten und Johann Georg Faust mutmafilich aus Knittlingen, beides Ortschaften unweit von Pforzheim, kommen, verdichtet sich die Annahme, dass der Autor hier implizit eine zweite, "faustische" Gegend geschaffen hat. Inwieweit Thomas Mann die Angaben iiber Melanchthon und Faust kan-nte, sind dem Verfasser unbekannt, aber mit Sicherheit einer Untersuchung wert.
Abschliefiend, urn das das zentrale Charakteristikum dieses Romans iiber Deutschland und die Deutschen festzuhalten und zu beschreiben, konnte man mit Vaget sagen, dass "praktisch alle zen-tralen "Stellen der Erzahlung uberdeterminiert sind"97, was das in dieser Darstellung Untersuchte keineswegs relativieren soil, sondern verdeutlicht, welch grofie Flache an Interpretationen und verschiedener Anschauungen dieses Werk bietet und sicherlich einer der Hauptgriinde fiir das rege Interesse ist, das dem Roman iiber sechzig Jahre nach seinem Erscheinen ungebrochen zuteil wird.
1Vgl. dazu den Untertitel: "Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkuhn, erzahlt von einem Freunde" //Mann, Thomas. Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkuhn, erzahlt von einem Freunde (Grofie Kommentierte Frankfurter Ausgabe. Werke-Briefe-Tagebiicher. Hrsg. von Heinrich Detering, Eckhard Heftrich, Hermann Kurzke et al, Bd. 1). Frankfurt/Main, 2007. S. 5. Im Folgenden zitiert als GKFA Bd. 10.1 fiir den Textband, fiir den Kommentar Bd. 10.2.
2An dieser Stelle seien das sogenannte "Faust-Volksbuch" von (Historia von D. lohann Fausten) sowie die Bearbeitungen des Stoffs von Christopher Marlowe, Gotthold Ephraim Lessing, Friedrich Maximilian Klinger, lohann Wolfgang von Goethe, Christian Dietrich Grabbe und Heinrich Heine genannt.
3GKFA Bd. 10.1. Kap. III. S. 22.
4Ebd., Nachschrift, S. 738.
5Die hier vorgenommene Tetrade folgt im Wesentlichen Kurzke, 1997. S. 276-280.
6GKFA Bd. 10.1, Kap. I, S. 11, vgl. Kommentarband S. 174.
7Ebd., Kap. XXXIII, S. 488.
8Ebd., Kap. XXV, S. 323-365.
9Zu Thomas Manns musikhistorischen und musiktheoretischen Quellen vgl.: Bergsten, Gunilla: Thomas Manns Doktor Faustus. Untersuchungen zu den Quellen und zur Struktur des Romans. Lund, 1963. S. 90-109.
10Mahal, 1997, S. 9-12.
11Erlauterungen liefert Hermanns, 1994, S. 163-203.
12Zu Thomas Manns Lutherbild und Lutherrezeption siehe Hamacher, 1996 sowie Schneider, 2005.
13GKFA Bd. 10.1, Kap. XII, S. 137-146.
14Ebd., Kap. VI, S. 55.
15Mann Ein Leben, 1994, S. 396; Vgl: Schneider, 2005, S. 182.
16GKFA Bd. 10.1, Kap. I, S. 12. Beziiglich Johannes Reuchlins Lebensdaten irrt der Kommentarband [GKFA Bd. 10.2, S. 177]. Er lebte von 1455 bis 1522, siehe Schwab, 1998, S. 293-295.
17 Thomas Mann an seinen Sohn Klaus (27. April 1943) //Mann, 1963, S. 309.
18Mann, 1974, S. 230-233.
19Mann, 1974, S. 1126-1148.
20Reich-Ranicki, 2004, S. 61.
21Ebd., S. 63-64.
22Bollenbeck, 2001, S. 35.
23Ebd., S. 52.
24Stellvertretend sei hier genannt: Petersen, 2007.
25Mann, 1974, S. 1126-1148, hier S. 1146.
26Bergsten, 1963.
27Voss, 1975.
28Lieselotte Voss hatte, anders als Bergsten, Zugang zu Thomas Manns Notizenkonvolut zum "Doktor Faustus". Dieser standen dennoch Manns Bibliothek sowie eine Mappe mit Notizen zum Faustprojekt zur Verfiigung. Siehe Voss: Die Entstehung, S. 4.
29Hermanns, 1994.
30Schneider, 2005.
31Hamacher, 1996.
32Vaget, 1977, S. 200-235.
33Ebd., S. 219.
34GKFA Bd. 10.1, Kap. VI, S. 56-57.
35Schwarz, 2006, S. 22.
36Mann, 1974, S. 398. Thomas Manns Mutter Julia verbrachte auf dem Hof der Familie Schweighardt ihre letzten Lebensjahre. Seine Schwester Carla nahm sich dort das Leben. Im Faustusroman begegnet dies dem Leser in der Geschichte der Figur Clarissa Rodde. Vgl. Bergsten, 1963, S. 23-28.
37Schwarz, 2006, S. 20 und 22.
38Vaget, 1977, S. 219.
39GKFA Bd. 10.1, Kap. VI, S. 57.
40GW XI, S. 1129. Die 1945 gehaltene Rede ist zeitlich also in die Entstehungszeit des "Doktor Faustus" (1943_1947) einzuordnen. Eine Zeittafel zu Thomas Manns Leben und Werk bietet Schroter, Klaus: Thomas Mann (Rowohlts Monographien, hrsg. von Wolfgang Miiller u. Uwe Naumann). Uberarb. Neuausgabe Reinbek bei Hamburg, 2005, S. 181-182.
41Beide Zitate GW XI, S. 1129.
42Vaget, 1977, S. 218.
43GKFA Bd. 10.1, Kap. XXV, S. 330.
44Vaget, 1977, S. 220.
45Heine et alii, 2004, S. 130 und 192.
46Hermanns, 1994, S. 63.
47Als Beispiel fiir die zahlreiche Literatur iiber Thomas Mann und Nietzsche kann Kurzke, Hermann Thomas Mann. Epoche, S. 113-117 genannt werden. Zu Nietzsche im "Doktor Faustus" vgl. Hermanns, 1994, S. 249-286.
48GW X, S. 230.
49Ebd., S. 230: "Ihr testes Leben und Mannlichkeit,/Ihre innere Kraftund Standigkeit."
50Ebd., S. 230.
51Ebd., S. 231.
52Ebd., S. 231.
53Alle Zitate ebd., S. 231.
54Eberlein, 2006, S. 111-121.
55GKFA Bd. 10.1, Kap. XII, S. 138. Eine Abbildung dieses Kupferstichs ist in Und was, 1997, S. 209.
56GW X, S. 232.
57Ebd., S. 232-233.
58Koopmann, 2001, S. 487. Die Rolle Friedrich Nietzsches im "Faustus" ist oftdiskutiert worden. Koopmann bietet eine Einfiihrung und knappe Interpretation.
59Vgl. Anm. 15: Adrians Eltern sind nach Diirers "Philipp Melanchthon" und "Bildnis einer Deutschen aus Venedig" gezeichnet, sein Onkel Nikolaus Leverkiihn nach dem "Baumeister Hieronymus von Augsburg" und dessen Haus in Kaisersaschern nach Diirers Wohnhaus in Niirnberg, schliefilich Adrian selbst, nach seinem Zusammenbruch, als "Schmerzensmann". Thomas ein Leben, S. 395-396. Vgl. Schneider, 2005, S. 182.
60Eine Ubersicht bietet Bergsten, S. 41-43. Als einige wenige Beispiele konnen an dieser Stelle die Namen Schlaginhaufen, Scheurl, Schneidewein, Zeitblom und Olhafen genannt werden.
61Hamacher, S. 57. Die Rede wurde also wahrend der Arbeit am "Doktor Faustus" gehalten.
62GW XI, S. 1130.
63Ebd., S. 1131.
64Ebd., S. 1136.
65Ebd., S. 1137.
66Ebd., S. 1137.
67Ebd., S. 1142.
68Ebd., S. 1142.
69eide Zitate ebd., S. 1142.
70Hermanns, S. 135-143. Hier wird Thomas Manns Humanismusbegriff, der sich iiber die historische und geistesgeschichtliche Epoche hinwegsetzt und eher als ein Prinzip der Geisteshaltung verstanden wird, erlautert.
71GKFA Bd. 10.2, S. 64 und 175-177 sowie 334-335 und Mann, Thomas: Tagebiicher 1940-1943. Hrsg. von Peter de Mendelssohn. Frankfurt/Main 1982, S. 581-591 und 990 zu Hutten. Insbesondere das Kapitel iiber die "Dunkelmannerbriefe, das von Mann stark angestrichen wurde, beweist seine intensive Beschaftigung mit der Materie. Zur Erasmuslektiire, die zeitlich vor der Arbeit am "Faustus" anzusetzen ist, siehe Hermanns, S. 143.
72GKFA Bd. 10.1, Kap. XII, S. 141.
73Ebd., S. 142-143.
74Im Zuge der Bildungsreformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Universitaten Wittenberg und Halle miteinander verbunden. Sie heifit heute Martin-Luther-Universitat Halle-Wittenberg.
75Ebd., Kap. XVI, S. 203 sowie Adrians darauffolgender Brief aus Leipzig, S. 204-211.
76Schneider, S. 126.
77GKFA Bd. 10.1, Kap. I, S. 12.
78GW X, S. 1142.
79GKFA Bd. 10.1, Kap. I, S. 12.
80Hermanns, S. 252.
81Ebd., S. 252.
82Bergsten, S. 57.
83Ebd., S. 57.
84GKFA Bd. 10.2, S. 531-533. Eine Ubersicht bietet Bergsten, Gunilla: Thomas Manns Doktor Faustus, S. 55-60.
85Ebd., S. 531-532.
86Diese beziehen sich nicht auf die historische Person Diirer, sondern auf die Beschreibung Adrians bei seinem Zusammenbruch. Diirers "Schmerzensmann" lieferte die bildliche Vorlage. Siehe Mann ein Leben, S. 395.
87Eine synoptische Darstellung liefert Schneider, S. 292-294, hier S. 293.
88Ebd., S. 294. Schneider nennt in der Tabelle auch die Quellen fiir die Namen.
89GW XI, S. 1146.
90Eberlein, S. 8.
91GKFA Bd. 10.1, Kap. XXXVI, S. 566-567.
92Ebd., Kap. XXXVIII, S. 603.
93Kurzke, 1999, S. 501. Vgl. Anm. 36.
94GKFA Bd. 10.1, Kap. XXXV, S. 552.
95vgl. Anm. 16.
96Das belegen die von ihm angestrichenen Anmerkungen in StrauSens Hutten-Biographie, in denen es urn Reuchlin und die Dunkelmannerbriefe geht. Pforzheim als Geburtsort von Reuchlin wurde von Mann explizit angestrichen.
97Vaget, 1989, S. 128.
Literaturverzeichnis
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Sebastian BARTH,
Dozent, Universitat Heidelberg,
Deutschland
Sebastian ARTH: 1) university teacher, University of Heidelberg, Germany; 2) author of scientific articles; 3) assistant researcher in some national projects; 3) research areas: German literature, German studies.
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Copyright Universitatea de Stat "Alecu Russo" din Balti 2010
Abstract
Like many intellectuals of his time, Thomas Mann (1875-1955) asked himself -- as a German contemporary of Adolf Hitler (1889-1945), but a resolute opponent of the Nazi-regime, where to search for the source of the German catastrophe. The answer can be found in his late exile novel "Doktor Faustus" (1947). A lot of important persons of that time can be found in the novel, such as Martin Luther, Albrecht Durer or Johann Georg Faus, who gave the novel its name. In his essay "Durer" (1928), Mann sees the famous German painter (1471-1528) from the point of view of the philosopher Friedrich Nietzsche, who was essential for the author's aesthetic and intellectual basis. Generally, the characters created by Mann such as Leverkuhn and the narrator Serenus Zeitblom are no mere incorporations of reformation figures like Luther or Erasmus -- the author's procedure is much more ambitious; both his characters and his whole novel are complex of numerous sources and motives.
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