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New York war immer schon eine Stadt für Einwanderer gewesen, nicht zuletzt aus dem deutschsprachigen Raum. Besonders im 19. Jährhundert nahm der deutschsprachige Bevölkerungsanteil so stark zu, dass er um das Jahr 1890 mit 400,000 Personen ein Drittel der Einwohnerschaft ausmachte (nur in Wien und Berlin sprachen mehr Leute Deutsch). Die meisten deutschsprachigen New Yorker lebten auf der Lower East Side von Manhattan in der Gegend, die damals Kleindeutschland genannt wurde.
Leider sind heutzutage in den New Yorker Stadtteilen nur wenige Anhaltspunkte einer ehemals deutschen Präsenz auf Anhieb zu erkennen. Es ist nahezu eine Geheimwissenschaft, diese Spuren aufzudecken und zu identifizieren. In erster Linie sind es Gebäude, die Hinweise auf die einstigen deutschsprachigen Bewohner der Umgebung enthalten - oft Kirchen, aber auch Produktionsstätten (Bierbrauereien! ) und andere kommerzielle Einrichtungen (beispielsweise Versicherungsunternehmen).
Von Anfang an verfugten Deutschamerikaner über ein hochentwickeltes Presse- und Druckereiwesen. Bekanndich war der Buchdruck in Deutschland erfunden worden, und auch die erste Landkarte, die den Namen Amerika enthält, wurde in Deutschland gedruckt. Berühmtheit erlangte der deutschamerikanische Erfinder Ottmar Mergenthaler mit seiner Linotype-Setzmaschine. In New York erschienen im Laufe der Jahre Dutzende von deutschsprachigen Zeitungen von hoher journalistischer Qualität. Ein heute noch von Kennern geschätztes Druckerzeugnis ist das satirische Magazin Puck, das von 1871 bis 1918 erschien, zunächst in St. Louis, abl876 in New York.
Puck war eine kleine, aber sehr wirksame satirische Wochenzeitschrift. Sie war bekannt - und manchmal auch gefürchtet - wegen ihrer hervorragenden Karikaturen, einige davon im Farbdruck. Bis März 1877 erschien Puck nur auf Deutsch. Dann wurde eine englische Ausgabe hinzugefügt, die zunächst noch aus dem Einkommen der deutschen Version subventioniert werden musste. Ab 1887 befanden sich Redaktion und Druckerei von Puck in dem heute noch existierenden, imposanten PuckGebäude an der Grenze zu Greenwich Village und SoHo in Lower Manhattan (295-309 Lafayette Street).
Gründer und bedeutendster Chefredakteur des SatireBlatts war Joseph Keppler (1838-1894), der zunächst alle Zeichnungen selbst ausführte, bevor er andere, hervorragende Karikaturisten heranzog. Keppler wurde in Wien geboren und erhielt dort auch seine künstlerische Ausbildung. Frühe Arbeiten von ihm erschienen in der Humor- Zeitschrift Kikeriki, die noch bis in die 1880er Jahre einen liberalen Kurs verfolgte, dann aber scharf antisemitisch wurde. Keppler kam 1867 nach St. Louis und versuchte sein Glück zunächst als Schauspieler. Seine Zeitschriften- Gründungen, einschließlich...