Maag Merki, Katharina (Hrsg.) (2012). Zentralabitur. Die längsschnittliche Analyse der Wirkungen der Einßihrung zentraler Abiturprüfungen in Deutschland. Wiesbaden: Springer VS. 411 S., 39,95 EUR, ISBN 978-3-531-17782-3.
Einleitung
Vor dem Hintergrund internationaler Schulleistungsvergleiche und im Zuge einer Reformierungswelle des deutschen Bildungssystems hat sich mittlerweile die Durchführung der Abiturprüfungen in einem zentralen Prüfungssystem in allen Bundesländern Deutschlands (mit Ausnahme von Rheinland-Pfalz) durchgesetzt. Im Sinn der Neuen Steuerung gilt das Zentralabitur als Instrument zur Schuleffektivitätssteigerung und zur Erfassung und Erhöhung von Schülerleistungen und Lernmotivation. Die hohen Erwartungen an das Zentralabitur lassen sich in erster Linie aus internationalen Erfahrungen mit zentralen Abschlussprüfungen ableiten. In Deutschland besteht allerdings noch immer eine Forschungslücke zur Wirkung zentraler Abiturprüfungen auf unterschiedliche Untersuchungsebenen und -faktoren.
Das Buch Zentralabitur. Die längsschnittliche Analyse der Wirkungen der Einführung zentraler Abiturprüfungen in Deutschland, herausgegeben von Prof. Dr. Katharina Maag Merki, setzt genau an dieser Lücke an. Als umfassende Gesamtpublikation zur Längsschnittstudie zum Zentralabitur in den Bundesländern Bremen und Hessen steht die Frage nach den Wirkungen des Zentralabiturs nach dessen Einführung in den beiden Ländern im Vordergrund des Buchs. Die 411 Seiten umfassende Publikation besteht aus fünfzehn Einzelbeiträgen, die von insgesamt sechs Autorinnen und Autoren verfasst wurden und gliedert sich in drei inhaltliche Teile: Grundlagen der Studie, Empirische Befunde und Die Einführung zentraler Abiturprüfungen - eine (Zwischen-)Bilanz nach drei Jahren sowie das Autoren Verzeichnis als vierten Teil.
Der erste Teil erläutert den Hintergrund, die Forschungsfragen und methodischen Grundlagen der Studie zur Wirkung der zentralen Abiturprüfungen in Hessen und Bremen und enthält zudem eine "Bestandsaufnahme" (S. 27) zur Durchführung zentraler Abiturprüfungen im nationalen und internationalen Vergleich. Im zweiten Teil fokussiert jeder Einzelbeitrag auf eine eigene Teiluntersuchung mit spezifischen Forschungsfragen und der Darstellung der empirisch erhobenen Ergebnisse. Der dritte Teil liefert mit dem Beitrag Die Einführung zentraler Abiturprüfungen - eine (Zwischen-)Bilanz nach drei Jahren eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie sowie Anregungen und Implikationen für weitere Forschungsvorhaben in diesem Bereich.
Teil I: Grundlagen der Studie
Der erste Beitrag des Buchs Forschungsfragen und theoretisches Rahmenmodell wurde von der Herausgeberin Katharina Maag Merki verfasst und stellt eine Einleitung für alle darauffolgenden Beiträge dar. Es wird sowohl der Hintergrund der Einführung zentraler Abiturprüfungen in Deutschland benannt, als auch die Studie zur Wirkung des Zentral abiturs in Bremen und Hessen in ihren konzeptionellen Grundzügen unter Auflistung der Forschungsfragen vorgestellt. Die Studie ist von erhöhter empirischer Wichtigkeit, da der nationale Forschungsstand zum Zentralabitur erhebliche Forschungsdefizite zur Sekundarstufe II und zentralen Abiturprüfungen aufweist, wobei es in Deutschland insbesondere an Längsschnittuntersuchungen fehlt. Die dem Buch zugrunde liegende Studie richtet den Fokus auf Bremen und Hessen, die beide das Zentralabitur im Jahr 2007 eingeführt haben. In Bremen hat jedoch eine schrittweise Implementation stattgefunden, bei der ab 2008 zunächst alle Grundkurse und ab 2009 dann auch die Haupt-Leistungskurse zentral geprüft werden. Das Hauptziel der Studie besteht im Aufdecken der Effekte, die sich in diesen Bundesländern durch die Umstellung auf das Zentralabitur für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Unterricht und Schule ergeben haben. Speziell wurden Untersuchungen zur Wirkung des Zentralabiturs auf die Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler, auf die Standardsicherung bei der Aufgabenbewertung, auf Schulund Unterrichtsebene, auf das individuelle Erleben des Zentralabiturs durch die Lehrpersonen und auf die Aufgabenqualität durchgeführt.
Der nächste Beitrag stammt von Svenja Mareike Kühn und behandelt das Thema Zentrale Abiturprüfungen im nationalen und internationalen Vergleich mit besonderer Perspektive auf Bremen und Hessen. Die Autorin verweist zunächst auf die Uneinheitlichkeit des Zentralabiturs in den einzelnen Bundesländern. Insbesondere finden sich Unterschiede in der Prüfungsvorbereitung, in der Prüfungsdurchführung, in der Prüfungskorrektur sowie (im Umgang mit) den Prüfungsergebnissen. Kühn betont zudem, dass das Zentralabitur im internationalen Vergleich nur einen "geringen Standardisierungsgrad" (S. 43) aufweist.
Die methodischen Grundlagen der Studie werden von Katharina Maag Merki und Britta Oerke im nächsten Abschnitt vorgestellt. Die bereits 2005 gestartete als Längsschnittuntersuchung angelegte Studie ermöglichte umfassende Analysen für die Abiturdurchgänge in den Jahren 2007, 2008 und 2009 in Bremen und Hessen, die auf Befragungen von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern basieren. Die Erhebungen wurden jeweils vor und nach dem Abitur im entsprechenden Jahr mittels standardisierter Fragebögen durchgeführt. Zusätzlich zu den Abiturprüfungen bearbeiteten die Schülerinnen und Schüler auch fachspezifische Leistungstests (den TIMSS/ Sek Ii-Test in Mathematik, den C-Test der DESI-Studie in Englisch) und einen kognitiven Fähigkeitstest. Die Auswertungen erfolgten zumeist in Form von Jahresvergleichen.
Teil II: Empirische Befunde
Der mit elf Einzelbeiträgen umfangreichste zweite Teil des Buchs richtet die Aufmerksamkeit auf die Ergebnisse verschiedener innerhalb der großangelegten Studie durchgeführten Teiluntersuchungen. Der erste Beitrag, verfasst von Daniela J. Jäger, bezieht sich auf die Frage nach der Wirkung des Zentralabiturs hinsichtlich des Schulklimas, der Selbstwirksamkeit und der Arbeitsunzufriedenheit aus Sicht der Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler in Hessen und Bremen. Als wichtigstes Ergebnis kann festgehalten werden, dass sowohl die Lehrpersonen als auch die Schülerinnen und Schüler für die Zeit nach der Einführung der zentralen Abiturprüfungen in beiden Bundesländern das Schulklima insgesamt als eher positiv bewerten und die Lehrpersonen zudem eine hohe Arbeitszufriedenheit und eine hohe individuelle Selbstwirksamkeit aufweisen. Es besteht allerdings kein nachweisbarer Zusammenhang zwischen dem Schulklima und dem Zentralabitur.
In einem weiteren Forschungsprojekt untersucht Stephanie Appius die Kooperation zwischen Lehrpersonen im Zusammenhang mit dem Zentralabitur. Grundsätzlich lassen sich drei Formen von Kooperation mit jeweils zunehmender Komplexität unterscheiden. Die Untersuchung konzentriert sich insbesondere auf die Frage, ob es nach Einführung des Zentralabiturs in Bremen und Hessen zu einer Kooperationssteigerung unter Lehrpersonen gekommen ist. Der Informationsaustausch als einfachste Form der Kooperation wird von den Lehrpersonen am häufigsten berichtet. Ansonsten herrscht eine eher geringe Kooperationsbereitschaft vor. Die Intensität der Kooperationshandlungen bleibt im Längsschnitt beinahe unverändert.
In dem Beitrag Emotionaler Umgang von Lehrkräften und Schüler/innen mit dem Zentralabitur: Unsicherheit, Leistungsdruck und Leistungsattributionen stellt Britta Oerke die Ergebnisse der Untersuchung zur wahrgenommenen Unsicherheit im Umgang mit dem Zentralabitur bei Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern vor. Bemerkenswert ist vor allem die Erkenntnis, dass sich nach Einführung des Zentral abiturs in beiden Ländern für Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler ein abnehmender Leistungsdruck und zunehmende Entlastung feststellen ließ.
Von der Analyse des emotionalen Umgangs mit dem Zentralabitur ist der Schritt nicht weit, herauszufinden, inwieweit sich das Unterstützungshandeln im Unterricht im Kontext der Einführung zentraler Abiturprüfungen verändert hat. Monika Holmeier und Katharina Maag Merki gehen im siebten Beitrag des Buchs eben dieser Frage nach. In Anknüpfung an die bestehende Untersuchung von Maag Merki zur Wirkung des Zentralabiturs auf den Unterricht in den Fächern Mathematik und Englisch (Maag Merki, 2011), wurden im Rahmen der Studie für Bremen und Hessen neue Analysen für Biologie, Deutsch und Geschichte durchgeführt. Im Fokus stehen dabei die Betrachtung des wahrgenommenen Unterstützungshandelns und der Motivierungsfähigkeit der Lehrkräfte aus Sicht der Schülerinnen und Schüler. Grundsätzlich lassen sich eher fachspezifische Ergebnisse berichten; die Gesamttendenz zeigt allerdings keine bzw. kaum Veränderungen für die Zeit nach der Implementation des Zentralabiturs.
Im nächsten Einzelbeitrag Herausforderung Zentralabitur: Unterrichtsinhalte variieren und an Prüfungsinhalte anpassen fokussiert Daniela J. Jäger auf die Auswertung der Faktoren Themenvarianz und Kongruenz von Unterricht und zentralen Prüfungen aus Sicht der Lehrkräfte. Den Hintergrund der Untersuchung bietet dabei die Annahme, dass der Unterricht zum Teil (zu) stark auf die inhaltlichen Vorgaben des Zentralabiturs eingeschränkt wird (sogenannte "Teaching-to-the-Test-Effekte") (S. 179). Die Ergebnisse belegen, dass zentrale Abiturprüfungen die Einschränkung der Themenvarianz im Unterricht fördert, es also zu tendenziell positiven Effekten kommt.
Britta Oerke befasst sich anschließend mit der Frage, wie sich Lehrpersonen mit der Einführung des Zentralabiturs auseinandersetzen. Als Grundlage dient dabei das siebenstufige "Stages of Concern"-Modell. Der Beitrag beschreibt den Grad der Bereitschaft von Lehrkräften, sich mit dem Zentralabitur auseinanderzusetzen und untersucht zudem, wie diese Auseinandersetzung ausfällt. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass es durch die als Top-Down-Prozess durchgeführte Implementation des Zentralabiturs zu einer nur gering ausgeprägten Akzeptanz des Zentralabiturs bei den Lehrkräften gekommen sein könnte. Als wichtigstes Resultat kann festgehalten werden, dass die Lehrerinnen und Lehrer durchaus zur Auseinandersetzung mit dem Zentralabitur bereit sind und den Fokus dabei auf Schülerprobleme und Schülerleistungen sowie auf die Optimierung des eigenen Unterrichts richten.
Dem Zentralabitur wird unter anderem die Funktion zugesprochen, eine bessere Vergleichbarkeit von Schülerleistungen zu gewährleisten, was durch zentrale Bewertungsvorgaben ermöglicht werden soll. Zur Leistungsbewertung in der Schule scheint im Hinblick auf zentrale Abiturprüfungen die kriteriale Bezugsnorm am besten geeignet, da bei ihr Schülerleistungen mittels festgelegter Kriterien beurteilt werden. Der Beitrag Bezugsnormorientierung im Unterricht im Kontext zentraler Abiturprüfungen von Monika Holmeier untersucht genau diese Annahme. Die Autorin kommt zu dem Ergebnis, dass die kriteriale Bezugsnorm die von den Lehrkräften in Bremen und Hessen am häufigsten im Unterricht verwendete Form der Leistungsbeurteilung darstellt und die Anwendungsintensität im Lauf der untersuchten drei Jahre sogar noch weiter zunimmt. Die Hypothese, dass dies einen direkten Effekt des Zentralabiturs darstellt, konnte durch die durchgeführten Analysen allerdings nicht bewiesen werden.
In Anknüpfung an die Frage der verbesserten Vergleichbarkeit von Leistungen durch das Zentralabitur, widmet sich Katharina Maag Merki im anschließenden Beitrag der Betrachtung der Leistungen der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in Mathematik und Englisch. Sie fokussiert dabei auf die Frage, ob das Zentralabitur dazu beiträgt, die durchschnittli- che Schülerleistung zu erhöhen und Leistungsheterogenität zu verringern. Die Untersuchung von Maag Merki betrachtet die Leistungen, die Abiturientinnen und Abiturienten in den eingesetzten Kompetenztests in den Fächern Mathematik und Englisch erlangt haben. Zur Erfassung der Schülerkompetenzen dienten für Mathematik der TIMSS-Test für die Sekundarstufe II und der C-Test der DESI-Studie für Englisch. Die Ergebnisse fallen erwartungsgemäß fach- und kursspezifisch aus, sodass die Untersuchung insgesamt keine konsistenten Ergebnisse aufweist.
Gleichfalls auf eine Überprüfung der Vergleichbarkeit ist der nächste Beitrag von Monika Holmeier ausgelegt. Sie stellt dabei den Vergleich der erreichten Punktzahlen im schriftlichen Abitur in den Fokus ihrer Untersuchung. Ausgehend von der Komparabilitätsfunktion (Kühn, 2010) des Zentralabiturs, die eine bessere Vergleichbarkeit der Abiturnoten sowie eine gleichwertige Bewertung von Kompetenzen für alle Schülerinnen und Schüler garantieren soll, stellt sie die Frage, ob durch das Zentralabitur tatsächlich eine bessere Vergleichbarkeit gewährleistet wird und welche Faktoren auf Klassen- und Individualebene die Punktzahl im schriftlichen Abitur bestimmen. Die Untersuchungsergebnisse für den Grundkurs Mathematik und den Leistungskurs Englisch in Bremen bestätigen die Hypothese, dass Schülerinnen und Schüler mit besseren Testleistungen ebenfalls höhere Punktzahlen in den schriftlichen Abiturprüfungen erzielen. Für den Mathematik-Leistungskurs in Bremen und für beide Mathematikkurse in Hessen konnten allerdings stark voneinander abweichende Test- und Abiturergebnisse ermittelt werden, sodass kein genereller Effekt zur Verbesserung der Vergleichbarkeit von Schülerleistungen nachgewiesen werden konnte; dafür wären weitere Analysen notwendig.
Das Kapitel Selbstreguliertes Lernen der Schülerinnen und Schüler in der Vorbereitung auf das Abitur von Katharina Maag Merki und Monika Holmeier fokussiert des Weiteren auf die Frage, ob das Zentralabitur einen Einfluss auf die Anwendung von Lernstrategien der Schülerinnen und Schüler hat. Die Untersuchung entstand vor dem Hintergrund, dass dem Zentralabitur auch die Funktion der Erhöhung der Lernmotivation zugesprochen wird. Es konnten sich allerdings nur sehr uneinheitliche fach- und kursspezifische Effekte nachweisen lassen.
Der zweite Teil des Buchs endet mit dem Einzelbeitrag Beurteilung der Abituraufgaben und Korrekturhinweise von Stephanie Appius und Monika Holmeier, die darin den Fragen nachgehen, wie die Aufgabenanforderungen im Zentralabitur durch Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler beurteilt werden und worin in ihrer Sicht die Stärken und Schwächen der Aufgaben liegen. Die Lehrkräfte bewerten den Anforderungsgrad der Aufgaben durchgehend als angemessen. Auch die Korrekturhinweise werden grundsätzlich eher positiv bewertet. Den Einschätzungen der Schülerinnen und Schülern zufolge wird eine Aufgabe als eher schwierig wahrgenommen, wenn der Aufgabeninhalt negativ bewertet wird.
Der dritte inhaltliche Teil des Buchs mit dem Titel Die Einführung zentra- 1er Abiturprüfung en - eine (Zwischen-) Bilanz nach drei Jahren umfasst den von der Herausgeberin verfassten gleichnamigen Einzelbeitrag. Dieser bietet einen gelungenen Abschluss, indem die Konzeption und die wichtigsten Ergebnisse der Studie in ihrer Bedeutung für die weitere Forschung zusammenfassend präsentiert werden. Die Studie zu den Effekten des Zentralabiturs als Instrument der Neuen Steuerung in Hessen und Bremen stellt in ihrer Konzeption als dreijährige Längsschnittuntersuchung eine bisher einmalige Auseinandersetzung mit dem Zentralabitur in Deutschland dar. Der für alle berichteten Teiluntersuchungen durchgeführte Vergleich für die zwei Bundesländer Hessen und Bremen impliziert die Notwendigkeit großflächig angelegter Analysen für das Zentralabitur in Deutschland. Zwei Fragen wurden mit der Studie verfolgt:
1. Wie erfolgte der Wechsel vom dezentralen auf das zentrale Prüfungssystem? (mit besonderem Fokus auf Bremen)
2. Welche Effekte hatte die Einführung des Zentralabiturs auf das schulische Handeln und die schulischen Leistungen?
Für die Beantwortung der zweiten Frage, wurden gleich mehrere Untersuchungsbereiche ins Auge gefasst. So wurden Untersuchungen zu den Effekten des Zentralabiturs auf die Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler, auf die Standardsicherung in der Bewertungspraxis, auf Schul- und Unterrichtsebene, auf das individuelle Erleben des Zentralabiturs, sowie auf die Aufgabenqualität durchgeführt.
Die Ergebnisse der Studie zeigen insgesamt, "dass mit der Einführung zentraler Abiturprüfungen keine umfassende Umwälzung von Schule, Unterricht und Lernen einhergeht" (S. 399). Teilweise brachten die Untersuchungen keine Effekte des Zentralabiturs auf die beobachteten Faktoren hervor; die nachweisbaren Effekte fielen dafür meist fach- und kurspezifisch und tendenziell eher positiv aus. Eine erhöhte Standardisierung der Aufgaben ist in beiden Bundesländern ansatzweise erkennbar, eine tatsächliche Einheitlichkeit in den Bewertungsmaßstäben und in der Leistungsbeurteilung ist jedoch noch immer nicht absehbar. Es zeigt sich zudem eine starke aber mit der Zeit nachlassende individuelle Auseinandersetzung der Lehrkräfte mit dem Zentralabitur. Maag Merki betont, dass zukünftig ein noch stärkeres Bemühen um die Professionalisierung der Lehrkräfte notwendig wird. Zudem sind in jedem Fall weitere Analysen zu den Bedingungen der Auseinandersetzung erstrebenswert. Die Effekte auf der Unterrichtsebene bestätigen eine Fokussierung auf die Schwerpunktthemen des Zentralabiturs im Unterricht und beschreiben erwünschten leichten "Teaching-to-theTest-Effekt" (S. 403), der langfristig betrachtet allerdings einen Qualitäts- und Standardisierungsverlust zur Folge haben könnte. Die Lehrpersonen aus beiden Bundesländern berichten zudem einheitlich eine Abnahme der Unsicherheit und des Leistungsdrucks in Bezug auf das Zentralabitur nach der Einführung und sprechen zudem von einer gestiegenen Entlastung.
Die Autorin weist allerdings darauf hin, dass zweifellos weitere Analysen zur Erfassung der Effekte des Zentralabiturs notwendig seien, da nach drei Jahren noch keine langfristigen Veränderungen und Effekte erkennbar sind und auch nicht sein können. Außerdem wäre eine insgesamt größere Stichprobe wünschenswert gewesen, da manche der durchgeführten Analysen aufgrund der geringen Fallzahl nicht für interpretierbare Ergebnisse herangezogen werden konnten.
Fazit
Alles in allem bietet die Studie mit ihrer multidimensionalen Perspektive auf Schul-, Unterrichts- und Beurteilungsebene erste in dieser Form bisher einzigartige Erkenntnisse, deren weitere Beobachtung und Überprüfung über die kommenden Jahre und eventuell auch im Vergleich mit weiteren ähnlich angelegten Untersuchungen für andere Bundesländer, von hohem Interesse für die empirische Bildungs- und Schulforschung sein dürften. Die präsentierten Ergebnisse konnten in jedem Fall bereits neue relevante Fragen für die empirische Bildungsforschung aufwerfen.
Manuela Endberg
Julia Kahnert
Literatur
Kühn, S. M. (2010). Steuerung und Innovation durch Abschlussprüfungen? (Educational Governance, Bd. 11). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Maag Merki, K. (2011). The introduction of state-wide exit examinations: Empirical effects on math and English teaching in German academically oriented secondary schools. In M. A. Pereyra, H.-G. Kotthoff & R. Cowen (Hrsg.), PISA under examination: Changing knowledge, changing tests and changing schools (S. 125142). Rotterdam: Sense Publishers.
Manuela Endberg, B.A. · Dipl.-Päd. Julia Kahnert
Institut für Schulentwicklungsforschung, Technische Universität Dortmund, Vogelpothsweg 78, 44227 Dortmund, Deutschland
E-Mail: [email protected]
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