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Nagel, Petra: Die Bedeutung der "Disquisitionum magicarum libri sex** von Martin Delrio für das Verfahren in Hexenprozessen. Frankfurt/M. u.a.: Lang 1995 (Europäische Hochschulschriften 2, 1765). 375 p.
Nicht selten wurde in der älteren Forschung von der Dickleibigkeit eines Hexe- reitraktats und von der apokalyptischen Färbung seiner Aussagen auf die effek- tive Wirkung des Buchs und auf den - aus ,moderner* Sicht natürlich verdam- mens- oder beklagenswerten - ,Wahn* seines Verfassers geschlossen. Heute hat sich weitgehend die Einsicht durchgesetzt, daß derartige Texte vor jedem mora- lischen Werturteil genau zu analysieren sind, daß also etwa zwischen intendierter und effektiver Wirkung, zwischen dem Autor und seinem Werk oder zwischen dämonologischer Theorie und Justizpraxis sorgsam unterschieden werden muß. Freilich ist der Weg zur Anwendung einer differenzierten Fragestellung oft stei- nig: die mangels moderner Editionen unzureichende Verfügbarkeit der Texte, ihre in Sprache und in uns fremd gewordenen Darstellungskonventionen begrün- dete schlechte Zugänglichkeit, das Thema schließlich mit seiner Forderung nach interdisziplinärem Vorgehen im Schnittpunkt von Theologie, Rechtsgeschichte, Literaturgeschichte - all dies erschwert die adäquate Analyse der Hexereitrak- tate.
Die Autorin der zu besprechenden Studie sieht diese Anforderungen, gibt sich allerdings auch von den Grenzen, die ihr im Rahmen einer rechtshistorischen Dissertation (Bielefeld 1994) gezogen sind, Rechenschaft. Pragmatisch be- schränkt sie sich also auf zwei Vorhaben: Die Quelle soll erstens durch eine Teilübersetzung besser zugänglich gemacht werden. Zweitens soll geklärt wer- den, wo zwischen den Extremen der Ablehnung und der Befürwortung der Ver- folgung von Hexerei Delrios Buch einzuordnen ist. Diese beiden formulierten Zielsetzungen stellen gegenüber dem Titel und auch dem...