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Dietmar Goltschnigg (Hrsg): Georg Büchner und die Moderne Texte, Analysen und Kommentar Band 1: 1875-1945, Berlin: Erich Schmidt Verlag, 2001, 616 Seiten Band 2: 1945-1980, Berlin: Erich Schmidt Verlag, 2002, 647 Seiten
Auf insgesamt drei Bände hat Dietmar Goltschnigg, Literaturwissenschaftler an der LTni- versität Graz, sein beeindruckendes und - es sei vorweggenommen - bisher in jeder Hin- sicht ertragreiches Projekt einer umfangreichen Dokumentation von Georg Büchners "literarische[r] und politische[r] Rezeption in der Moderne" (I, S. 13) angelegt.
Goltschnigg geht es um die Dokumentation der Wirkung Georg Büchners als eines "vielerörterte [n] Modellfall[s] der Moderne bis hin zur sogenannten Postmoderne" (I, 12), fasziniert doch den Literarhistoriker Goltschnigg so wie andere Wissenschaftler und wie viele Schriftsteller/innen und Theaterleute auch Büchners "glänzender, wahr- heitsliebender und mitleidender Blick, die realistische und revolutionäre Gesinnung in allen ihn bedrängenden politischen, sozialen, moralischen und ästhetischen Fragen, das bedingungslose Bekenntnis zum Dasein, selbst dem 'geringsten', in allen seinen Erschei- nungsformen" (I, S. 12).
Die beiden vorliegenden Teile der Trilogie umfassen den Zeitraum von 1875 bis 1980 und enthalten in ihren zentralen Anthologieteilen auf nicht weniger als etwa 750 Seiten über 200 exemplarisch ausgewählte, bisher oft schwer zugängliche, chronologisch geord- nete Textbeispiele der Büchner-Rezeption von "für die Moderne repräsentativen Auto- ten, denen aber auch einige Zeugnisse sogenannter 'poetae minores' hinzugesellt wurden", um die "ganze Breite und durchaus unterschiedliche Qualität der Büchner-Rezeption un- terstreichen" (I, S. 13) zu können.
Bei den ausgewählten Textausschnitten handelt es sich - abgesehen von wenigen Aus- nahmen (z. B. Georg Lukács, Hans Mayer, Walter Hollerer, Hans Jürgen Geerdts) - nicht um literaturwissenschaftliche Arbeiten im engeren Sinn, wie sie etwa die von Goltschnigg als Referenzausgabe verwendete Münchner Ausgabe der von Karl Pörnbacher u. a. herausgegebenen Werke und Briefe (5. Aufl. 1995) Büchners bibliographisch verzeichnet, sondern um andere, hauptsächlich nicht-wissenschaftliche Textsorten wie Essay, Feuil- leton, Theaterrezensionen, Gedichte, Dramen, Erzählungen, Gedenkartikel, Büchner- preis-Reden, Werkbearbeitungen. Dies verdeutlicht das Hauptinteresse des Herausge- bers, insbesondere den literarisch und politisch produktiven Aneignungen des Werkes des "hessischen Dichterrevolutionärs" als eines immer währenden Zeitgenossen über die politisch-historischen Zäsuren hinweg nachzuspüren und auf diese Weise die Rezeptions- geschichte Georg Büchners als ein "wichtiges Kapitel nicht nur der literarischen, sondern auch der politischen Entwicklung" (I, 13) des gesamten deutschsprachigen Raumes dar- zustellen.
Das Büchner-Projekt Goltschniggs ist Teil der literaturwissenschaftlichen Beiträge eines...