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Klaus Bochmann, Vasile Dumbrava, Dietmar Müller, Victoria Reinhardt (Hrsg.): Die Republik Moldau. Republica Moldova. Ein Handbuch. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag GmbH 2012. 748 Seiten, Hardcover, euro 59,-.
Der Konflikt um die Ukraine verdeckt im Augenblick einen anderen Konfliktherd, der sich im Stillen im Gefolge der eskalierenden Beziehungen zwischen der derzeitigen Staatsführung in der Ukraine und der Russischen Föderation einerseits und dem Abschluss eines Assoziierungsabkommens zwischen der Regierung der Republik Moldau und der Europäischen Union im Juni 2014 aufbaut. Er betrifft die Republik Moldau und das ungelöste Schicksal der Transnistrischen Moldauischen Republik, für die ein ungehinderter Waren- und Personenverkehr durch die Ukraine nach Russland eine entscheidende Frage darstellt. Insofern sich in Transnistrien eine nicht unerhebliche Zahl russischer Soldaten und russische militärische Objekte von strategischer Bedeutung befinden, birgt dieser Konfliktherd ein gegenüber der Ukraine noch gesteigertes Gefahrenpotential. Das Handbuch zur Republik Moldau, das aus einem Projekt resultiert, das Marina Dumbrava unter Mitarbeit von Christian-Daniel Strauch koordiniert hat, erscheint daher in einem günstigen Moment. Es handelt sich dabei um eine Gesamtdarstellung der Republik Moldau durch das Moldova-Institut Leipzig e.V., zu dem beinahe 80 Autorinnen und Autoren in deutscher, rumänischer, russischer und englischer Sprache beigetragen haben. Die fremdsprachigen Beiträge wurden von einem beachtlichen Übersetzerstab ins Deutsche übertragen (S 13). Kontroversielle Auffassungen, insbesondere zur Transnistrienfrage, werden vom Herausgeber ausdrücklich angesprochen und wurden dementsprechend von ihm zugelassen (S 12).
Die Einzelbeiträge wurden in folgende sieben Abschnitte gruppiert: Geschichte und Gedächtnis (S 15-155), Raum und Bevölkerung (S 157-242), Staat, Recht, Verwaltung (S 243-348), Außen- und Sicherheitspolitik (S 349-436), Wirtschaft (S 437-516), Gesellschaft (S 517-607) und Kultur (S 609-734), die jeweils mit einer abschnittsweisen Bibliographie im Umfang mehrerer Seiten enden.
Wie schwierig es ist, sich dem Gegenstand des Handbuchs vorurteilsfrei zu nähern, wird bereits aus dem ersten Beitrag (Dietmar Müller, Moldau - Moldova - Moldawien - Bessarabien, S 15-25) deutlich. Müller wendet sich gegen die im deutschen und russischen Schrifttum häufig verwendete Bezeichnung "Moldawien" und plädiert für die deutsche amtliche Übersetzung "Republik Moldau", der sich auch das österreichische Außenministerium angeschlossen hat. Bei der Bezeichnung "Moldawien" handle es sich um eine Übersetzung russischer Bezeichnungen (zB Moldavskaja Sovetskaja Socialisticeskaja Respublika), die nur für die Zeit von 1944-1991 historisch korrekt gewesen sei (S 16 f). Das Fakt einer amtlichen Übersetzung macht in der Tat die Verwendung eines...