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Additive Fertigungsverfahren, bekannt unter dem Begriff »3-D-Druck«, erfahren wegen ihres vielfältigen Potenzials zunehmend Aufmerksamkeit. Sollten sich diese Verfahren durchsetzen, wird sich das weit über reine Veränderungen in der Produktion hinaus auswirken. Möglicherweise verändert die additive Fertigung ganze Supply Chains in ihrer Struktur. Doch welche Potenziale bietet diese Art der Fertigung auf der Lieferanten- und Kundenseite? Eine umfassende empirische Untersuchung geht dieser Frage auf den Grund.
Die additive Fertigung ist auf dem Vormarsch. Analysen zufolge wird sich der weltweite Umsatz der 3-D-Druckindustrie künftig um ein Vielfaches steigern - von rund 3 Mrd. US-Dollar in 2013 auf über 21 Mrd. US-Dollar in 2021. Im Jahr 2013 machte die industrielle Produktion einen Anteil von rund 35 % am weltweiten Markt für Produkte und Dienstleistungen im Bereich der additiven Fertigung aus. Zehn Jahre zuvor lag dieser Anteil noch bei 3,9 %.1 Besonders in der Medizinprodukteindustrie hat sich die industrielle Nutzung von additiven Verfahren etabliert. So befinden sich derzeit bereits über zehn Millionen additiv gefertigte, kundenindividuelle Hörgerätschalen im Umlauf.2 Im Dentalsektor wurden allein zwischen 2007 und 2013 rund 50 Millionen Brücken und Zahnkronen additiv hergestellt.3 Auch die Automobil- sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie zeigt ein reges Interesse an der additiven Fertigung und investiert stark in solche Technologien. Allein die Luftfahrtsparte von General Electric plant, bis 2020 rund 100.000 additiv gefertigte Teile (z. B. Einspritzdüsen für Flugzeugmotoren) zu produzieren. Bereits heute hat das Unternehmen über 300 3-D-Drucker weltweit im Einsatz. Die Beispiele verdeutlichen die wachsende Bedeutung von additiven Fertigungstechnologien in der industriellen Produktion.
Trotz des starken Wachstums sind additive Verfahren insgesamt, vor allem in der industriellen Produktion, noch wenig verbreitet. Gründe für die eher zurückhaltende Nutzung von additiven Fertigungstechnologien sind unter anderem hohe Kosten für Maschinen und Rohmaterialen, die begrenzte Auswahl an erhältlichen Farben und Materialien, eine zum Teil ungenügende Oberflächengüte sowie Schwierigkeiten bei der Implementierung. Ferner scheinen sich zahlreiche Unternehmen noch nicht vollends darüber im Klaren zu sein, wo und wie sich diese Technologien sinnvoll einsetzen lassen.
Um hier mehr Licht ins Dunkel zu bringen, werden im Folgenden jene Faktoren beleuchtet, die einen Einfluss auf die Nutzung von additiven Fertigungstechnologien haben. Dabei wird neben den technologischen Möglichkeiten insbesondere die Bedeutung von kunden- und lieferantenseitigen Aspekten untersucht, denn die besonderen Eigenschaften der additiven Fertigung erfordern neue bzw. angepasste Supply-Chain-Konzepte....