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Inhalt
1. Zur Theorie des Katalogs als soziale Praxis
2. Beispiele sprachlicher Diskriminierung im Schlagwortkatalog
Zusammenfassung: Sprachliche Diskriminierungen bilden sich auf verschiedenen Ebenen im Schlagwortkatalog ab. In unterschiedlichen Ausprägungen finden wir sie sowohl in den Normdaten als auch in der Schlagwortfolge. Ziel des Aufsatzes ist es, die bibliothekarische Inhaltserschließung als soziale Praxis in einen theoretischen Bezugsrahmen einzubetten, um sie einer fundierten Kritik zugänglich zu machen.
Schlüsselwörter: Inhaltserschließung; Schlagwort; Sexismus; Rassismus; Diskursanalyse
WHAT'S THE FREQUENCY, KENNETH? - A (QUEER)FEMINIST CRITIQUE ON SEXISM AND RACISM IN THE SUBJECT CATALOGUE
Abstract: Verbal discrimination is manifest in subject cataloguing on different levels; in authority record vocabulary as well as in the subject entries themselves. This essay aims to examine subject indexing as a social practice, embedding it into a theoretical framework to make it accessible to informed criticism.
Keywords: Subject indexing; subject heading; sexism; racism; discourse analysis
1. Zur Theorie des Katalogs als soziale Praxis
Hure, Nutte oder Mohr; sind das Begriffe, mit denen Sie üblicherweise arbeiten?
Verzeichnisse im Allgemeinen und Bibliothekskataloge im Besonderen stellen nicht bloß eine Abbildung diverser Bestände dar. Sie geben vielmehr Auskunft darüber, wer unter welchen Voraussetzungen und Annahmen welche Produkte, im Fall von Bibliotheken Medien, anbietet respektive sammelt und zur Verfügung stellt. Foucault beschreibt Bibliotheken als ein "Geflecht von Praktiken"1, das Wissen sichert in der "Art und Weise, in der [es] in einer Gesellschaft eingesetzt wird, in der es gewertet und sortiert, verteilt und zugewiesen wird."2 Für die Sacherschließung bedeutet dies, dass die handelnden Subjekte den gesellschaftlich vorherrschenden Prämissen der Wissensorganisation folgend, Inhalte zuordnen oder verbal beschreiben. Sämtliche Tätigkeiten im Rahmen der Inhaltserschließung können demnach als soziale Praxis verstanden werden: vom Übereinkommen zu Regelwerken wie der "Regeln für den Schlagwortkatalog" (RSWK), über die Normierung von Begrifflichkeiten zum Schlagwort bis hin zur Bildung der Schlagwortfolge und der Entscheidung der Verwendung einzelner Schlagworte.
Das, was wir als Bibliothekar_innen tun, ist somit auch wissenssoziologisch von Bedeutung und wirft Fragen nach der "Entstehung, Verbreitung, Verwendung und Bewahrung von Wissen innerhalb von sozialen Gruppen, Gemeinschaften und Gesellschaften"3 sowie der "sozialen Bedingungen und Bedingtheiten des Erkennens von Wissen"4 auf. Für den Bereich des wissenschaftlichen Bibliothekswesens bedeutet dies, dass die berufliche Tradition über Jahrhunderte geprägt war von männlichen Bibliothekaren und einer patriarchalen Wissensorganisation. Ganz gleich ob als Universalgelehrte, Wissenschafter oder...