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Der Leistungsbilanzüberschuss der deutschen Volkswirtschaft ist gemessen am nominalen Brutto-inlandsprodukt (BIP) im Jahr 2016 leicht auf 8%% zurückgegangen. Der jahresdurchschnittliche Rückgang verdeckt eine stärkere Verringerung im Jahresverlauf: Von einem Saldo von 8/% des BIP im ersten Jahresviertel ging der Überschuss in saison- und kalenderbereinigter Betrachtung auf 7V2%o im Jahresschlussquartal zurück. Sofern es bei den relativen Preisen keine Trendumkehr geben wird, spricht deshalb vieles dafür, dass der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands im laufenden Jahr im Jahresdurchschnitt merklich zurückgehen wird. Auch in absoluter Betrachtung setzte sich die in den beiden Jahren zuvor verzeichnete kräftige Ausweitung nicht fort: Mit 261 Mrd euro blieb der Saldo praktisch auf dem Stand des Vorjahres. Mit Blick auf die Teilbilanzen ist festzustellen, dass im Warenverkehr der Überschuss weiter zunahm; allerdings beruhte dies im vierten Jahr in Folge auf gesunkenen Importpreisen. Dieser Preiseffekt verdeckt in wertmäßiger Betrachtung die mengenmäßige Verringerung des Überschusses im Warenhandel. In der Dienstleistungsbilanz erhöhte sich hingegen der Fehlbetrag weiter, und der Überschuss bei den Vermögenseinkommen ging trotz des weiter gestiegenen Netto-Auslandsvermögens zurück.
Dass der Leistungsbilanzüberschuss 2016 nicht weiter gestiegen ist, lag auch daran, dass die gesamtwirtschaftliche Ersparnis, die in den beiden Jahren zuvor stark zugenommen hatte, relativ zum BIP ein wenig eingeschränkt wurde. Dies glich den Rückgang der Investitionsquote weitgehend aus. Die Europäische Kommission, die Deutschland wegen des hohen Überschusses in der Leistungsbilanz ein Ungleichgewicht attestiert, empfiehlt Maßnahmen, um den hohen Überschuss zu senken. Zwar ist der Leistungsbilanzsaldo das Ergebnis zahlreicher, überwiegend privatwirtschaftlicher Entscheidungen sowohl im Inland als auch im Ausland, und deshalb mit Mitteln der Makropolitik direkt kaum sinnvoll steuerbar. Ungeachtet dessen ist zu überprüfen, ob und mit welchen Anpassungen der Rahmenbedingungen die private Investitionstätigkeit sinnvoll belebt werden kann und wie klar identifizierte Nachholbedarfe bei staatlichen Investitionen effizient gedeckt werden können.
Der Kapitalverkehr Deutschlands mit dem Ausland stand auch im vergangenen Jahr unter dem Einfluss des Niedrigzinsumfelds und der umfangreichen Wertpapierankäufe des Eurosystems zu geldpolitischen Zwecken. Mit 231h Mrd euro lagen die Netto-Kapitalexporte auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Jahr 2015. Im Wertpapierverkehr kam es zu einer Gewichtsverschiebung in der Nachfrage heimischer Investoren hin zu Papieren, die außerhalb des Euro-Währungsraumes emittiert wurden. In umgekehrter Richtung trennten sich ausländische Halter im großen Stil von inländischen Schuldverschreibungen, die überwiegend die Bundesbank im Rahmen des erweiterten Wertpapierankaufprogramms übernahm. Die Wertpapierankäufe des...