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Der Anfang der Neunziger auf einem dreieckigen Grundstück eröffnete postmoderne Museumsbau von Hans Hollein für das Frankfurter Museum für Moderne Kunst - MMK ist in der Vergangenheit schon sowohl mit einem Tortenstück als auch mit einem in der Stadtlandschaft gestrandeten Flugzeugträger verglichen worden. Im asymmetrisch angelegten Inneren des Gebäudes mit seinen teilweise dramatisch spitz zulaufenden Raumfluchten, Diagonalen, Nischen, Treppen und Treppchen bieten sich dem Publikum mitunter Blickachsen, die den labyrinthischen M.C.-Escher-Zeichnungen ähneln. Womöglich hat der postmoderne Charakter der Architektur seinen Anteil daran, dass die von Susanne Pfeffer kuratierte große monografische Schau zum Werk der US-Amerikanerin Cady Noland in diesen Räumen so gespenstisch gut funktioniert. Dem Soziologen Stuart Hall zufolge ging es in der Postmoderne auch darum, "wie die Welt träumt, ,amerikanisch' zu sein". Und von allen deutschen Städten träumte "Mainhattan" diesen Traum bekanntlich am intensivsten. Der Künstlerin Noland eilt hingegen der Ruf voraus, kritische Bilder und installative Situationen für den amerikanischen Alptraum produziert zu haben. So wandelt man als Besucher in Frankfurt also durch mindestens zwei ineinander verschachtelte Träume, die sich im Kern um ein und dieselbe Sache drehen.
Nur böse Klischees?
An Alptraumgestalten mangelt es in der Kunst von Cady Noland nicht. Da ist zum Beispiel das berühmte Foto aus dem Jahr 1963 von Lee Harvey Oswald, dem von unzähligen Verschwörungstheorien umrankten mutmaßlichen Kennedy-Attentäter in dem Moment, in dem ihn in Dallas selbst die Kugel seines Mörders, des Nachtclubbesitzers Jack Ruby trifft. Noland schnitt Ende der Achtziger Oswalds lebensgroße Silhouette aus der Pressefotografie und produziert eine Art Aufsteller aus Aluminium ("Oozewald", 1989), der einen sogenannten "Standee" ähnelt, wie man ihn aus Kino-Foyers oder Comicläden kennt - als handele es sich um eine Pop-Ikone. Wie in...