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Frankfurt am Main. Vorneweg: Der Einstand Susanne Pfeffers als Direktorin des Frankfurter MMK mit einer Retrospektive von Cady Noland (Jg. 1956) ist ein Coup. Dass er gelingt, hat zum einen mit geschickter Programmierung zu tun, zum anderen mit dem radikalen Look der Schau. Doch dafür wurde Kuration im musealen Sinne der Ausstellungsinszenierung geopfert, Vermittlung gleich ganz suspendiert. Kein Wunder - verliert ein Coup doch an Wirkung, wenn man ihn erklärt. Umso wichtiger sind seine Zutaten.
Auf Noland stößt schnell, wer die jüngere Kunstgeschichte nach mythischen Figuren durchstöbert. Der Mythos um die US-amerikanische Künstlerin hat dabei weniger mit ihrem Werk zu tun als mit ihrer Biografie, bedingt durch ihren teilweisen Rückzug aus dem Kunstbetrieb Ende der 1990er-Jahre. Ihre Weigerung, seither neue Arbeiten zu veröffentlichen oder aktiv auszustellen, begründet ihren Nimbus. Ihr Werk bis dahin war ein geglückter Brückenschlag, erstens, weil es Noland gelungen war, das seit den 1960er-Jahren ikonische Reservoir des, vorrangig weißen, American vernacular formal und thematisch zeitgemäß nochmals zuzuspitzen. Zweitens hielt es sich einerseits auf Abstand zu der vielleicht allzu slick gemachten Objektkunst der späten 1980er-Jahre, zu der teils doppelbödig affirmativen, teils hypertrophen Werkund Warenästhetik eines Ashley Bickerton, Jeff Koons oder Haim Steinbach. Nolands Arbeiten beharrten gleichwohl auf formaler Strenge und Stilisierung, was sie von situationsspezifischen Projekten einer jüngeren Generation von Künstlerinnen, etwa Peter Fend, Andrea Fraser oder Renée Green, unterschied. Auch aufgrund der Kunstmarktkrise Ende der 1980er-Jahre...