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Durch zunehmende Unternehmensinsolvenzen und die vermehrte Anzahl aufgedeckter Bilanzmanipulationen wurden Selbstverständlichkeit und Allgemeingültigkeit des G oing -Concern- Prinzips in den vergangenen Jahren in Frage gestellt. Die aktuelle Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise hat diese Entwicklung weiter verschärft. Gesetzliche Vertreter und Prüfer müssen trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten eine zuverlässige Einschätzung des Going Concerns abgeben. In diesem Kontext werden die wesentlichen Normen, die im direkten oder indirekten Zusammenhang mit dem Going-Concern-Prinzip stehen, sowie deren Bindungswirkung dargestellt. Parallel dazu erfolgt eine Analyse von DAX 30-Geschäftsberichten der Geschäftsjahre 2007 und 2008 im Hinblick auf die Einhaltung der angesprochenen Normen. Abschließend wird die Relevanz des Going- Concern- Prinzips für die Abschlussprüfung aufgezeigt.
1 Einleitung
Selbstverständlichkeit und Allgemeingültigkeit des Going-Concern-Prinzips sind in den vergangenen Jahren auf Grund zunehmender Unternehmensinsolvenzen und der vermehrten Anzahl von aufgedeckten Bilanzmanipulationen negativ beeinflusst worden.1 Die weltweite Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise hat diese Tendenz weiter verschärft. Prinzipiell sind alle Branchen betroffen, wenn auch zum Teil zeitverzögert. Die dramatischen Entwicklungen beim Handels- und Touristikkonzern Arcandorr beim Handelsdiscounter Woolworth, beim Porzellan-Hersteller Rosenthal, beim Modellbahnbauer Märklin, beim Wäscheproduzenten Schiesser, beim Automobilzulieferer Edscha oder beim Klavierbauer Schimmel haben im Jahr 2009 sehr deutlich gezeigt, dass auch große und/oder traditionsbehaftete Unternehmen nicht von finanziellen Schieflagen und Insolvenzen verschont bleiben.2 Aktuelle Diskussionen in den Methen zeigen, dass sich die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise noch nicht abgeschwächt hat und sich die Insolvenzgefahr weiterhin auf einem hohen Niveau bewegt.3 Die Gefahr einer nicht oder zu spät erkannten Bestandsgefährdung bzw. Bilanzmanipulation und damit einer fehlerhaften Annahme des Going-ConcernPrinzips ist nicht zu unterschätzen.4
Nachfolgend werden zunächst die relevanten nationalen und internationalen Normen klassifiziert und ihre Bindungswirkung diskutiert. Das dritte Kapitel beschreibt die Inhalte ausgewählter Normen mit Zusammenhang zum Going-Concern-Prinzip. Parallel dazu erfolgt eine Analyse von DAX 30-Geschäftsberichten aus den Jahren 2007 und 2008 (Indexzusammensetzung vom 1. Januar 2010). Neben dem allgemeinen Bewertungsgrundsatz der Unternehmensfortführung und den sich darauf beziehenden Anhangangaben, steht auch die einschlägige Berichterstattung im Lagebericht, insbesondere zu der zukünftigen Entwicklung der Gesellschaft, im Mittelpunkt der Untersuchung. Ergänzend wird danach die Relevanz des Going-Concern-Prinzips für die Jahresabschlussprüfung aufgezeigt.
2 Relevante Normen und deren Bindungswirkung
2.1 Nationale Normen
Die wichtigsten gesetzlichen Normen für die Aufstellung und Prüfung eines Jahresabschlusses sind das HGB sowie Wirtschaftszweig- und rechtsformspezifische Gesetze (z. B. Kreditwesengesetz, Aktiengesetz). Zusätzlich finden eventuell Sondergesetze (z. B. Umwandlungsgesetz) Berücksichtigung. Das...