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Zusammenfassung - In diesem Beitrag werden Besonderheiten des Staates als Arbeitgeber von Personen mit Migrationshintergrund untersucht. Ziel ist es zu analysieren, inwieweit ausgewählte Personalpraktiken und Argumentationsmuster das politische Ziel Österreichs, die Integration von Personen mit Migrationshintergrund in der öffentlichen Verwaltung zu fördern, unterstützen bzw. konterkarieren. Dafür wird vor dem Hintergrund der Konzepte der Repräsentativen Bürokratie und des Diversity Managements eine empirische Fallstudie in zwei Organisationseinheiten der öffentlichen Verwaltung Österreichs durchgeführt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass einschlägige Institutionen wie ein Leitbild oder ein DiversityBeauftragter nur sehr schwache Wirkung haben. Darüber hinaus dominieren in der Praxis ökonomische Argumente über gesellschaftspolitische Argumente, und neben formalen Verfahrensweisen existieren weitgehende informelle Personalpraktiken - beides Aspekte, die eine Integration von Personen mit Migrationshintergrund in die öffentliche Verwaltung eher behindern als fördern.
The State as an Employer of Migrants: An Empirical Analysis of Human Resource Practices in Austrian Public Administration
Abstract - This article addresses the peculiarities of the state as an employer of migrants. It analyses the potential inherent in specific human resource practices and in specific patterns of theoretical reasoning regarding the integration of migrants into public administration. On the basis of the concepts of representative bureaucracy and of diversity management, we conduct an empirical case study in two Austrian administrative units. The results point to the low effectiveness of institutions like a mission statement or a diversity officer. In addition, in practice economical arguments dominate, whereas socio-political arguments can only seldom be found. Moreover, in the public administrations studied informal practices are quite prevalent, thereby hampering full integration of migrants as employees of public administration.
Key words: public administration, ethnic minorities, human resource management, representative democracy, diversity management (JEL: J15, J45, J82, H83, M12)
1. Einleitung
Vor mehr als vierzig Jahren hat Samuel Krislov (1967) in seiner einflussreichen Monographie mit dem Titel "The Negro in Federal Employment: The Quest for Equal Opportunity" eine grundlegende Anforderung an den Staat in seiner Funktion als Arbeitgeber benannt: die Schaffung von Chancengleichheit für Beschäftigte unterschiedlicher Herkunft. Das Thema ist weltweit von ungebrochener Aktualität, wobei sich im Zeitablauf eine konzeptuelle Verschiebung in Richtung "Diversity Management" beobachten lässt (vgl. Pitts/Wise 2009; Ricucci 1997).
Gegenstand dieses Beitrags ist die Beschäftigung von Personen mit Migrations - hintergrund in der öffentlichen Verwaltung Österreichs. Die zentrale Fragestellung...