1. Perspektivwechsel in der Migrantenforschung
Tarek BADAWIA richtet in seiner Dissertation - "Der dritte Stuhl". Eine Grounded-Theory-Studie zum kreativen Umgang bildungserfolgreicher Immigrantenjugendlicher mit kultureller Differenz - den Blick auf eine in der empirischen Forschung bisher vernachlassigten Gruppe: die bildungserfolgreichen Migrantenkinder und -jugendlichen, die das deutsche Schulsystem ohne grosere Probleme durchlaufen haben und an der Universitat studieren. Damit stehen sie im Kontrast zur grosen Mehrheit der Migrantenkinder, denn um die schulische und berufliche Bildung junger Migranten in Deutschland ist es eher schlecht bestellt. Sie besuchen haufiger die Hauptschule und seltener das Gymnasium als deutsche Kinder und Jugendliche und sind im Vergleich zu ihren deutschen Altersgenossen insbesondere in der Sonderschule uberreprasentiert. Zwar profitiert auch diese Gruppe von der im Kontext der Bildungsexpansion gestiegenen faktischen Bildungsbeteiligung, der Abstand zu den gleichaltrigen deutschen Jugendlichen ist jedoch insbesondere im Bereich der prestigetrachtigen Abschlusse noch betrachtlich. Wahrend 28 Prozent der deutschen Jugendlichen die Schule mit der Hochschulreife verlassen, erreichen nur 11 Prozent der Migrantenkinder diesen Abschluss (siehe hierzu http://www.destatis.de/basis/d/biwiku/schultab16.htm). [1]
Eine Reihe von schulpadagogisch akzentuierten Forschungen beschaftigen sich deswegen auch mit der Frage nach den Ursachen fur diese Bildungsbenachteiligung. Ingrid GOGOLIN (1994) macht z.B. auf den "monokulturellen Habitus" der deutschen Schule aufmerksam, der einer Integration von Migrantenkindern in das deutsche Bildungssystem im Weg stehe. Michael BOMMES und Olaf RADTKE (1993) fuhren dies entsprechend auf eine "institutionalisierte Diskriminierung" durch das deutsche Schulsystem zuruck. Seit der Veroffentlichung der PISA-Studie wird in diesem Kontext insbesondere der Erwerb und die Beherrschung der deutschen Sprache als die entscheidende Hurde fur den erfolgreichen Verlauf der Bildungskarriere von Migrantenkindern gewertet (DEUTSCHES PISA-KONSORTIUM 2001, S.374). [2]
In der interkulturell akzentuierten Kindheits- und Jugendforschung wird die auf BECK zuruckgehende These vertreten, dass Migrantenkinder erfolgreich sind, wenn sie nicht zwischen "deutscher Nachmoderne und ethnischer Tradition entscheiden mussen, sondern im Sinne einer Bastelbiografie beide Elemente miteinander verbinden konnen" (PREUSS-LAUSITZ 2000, S.26). Eher selten wurde demgegenuber - wie z.B. von Bernhard NAUCK, Heike DIEFENBACH und Kornelia PETRI (1998) - nach dem Bildungsverhalten der Migrantenfamilien gefragt oder gar die Perspektive der betreffenden Migrantenkinder und -jugendlichen selbst eruiert. Ein Perspektivwechsel von der Institution hin zu den Akteuren und von den im Bildungswesen weniger Erfolgreichen zu den Erfolgreichen, wie BADAWIA sie vornimmt, war langst uberfallig. Konkret fragt BADAWIA allerdings nicht danach, welche Faktoren dazu fuhren, dass Migrantenjugendliche "bildungserfolgreich" werden, sondern danach wie diese Bildungserfolgreichen ihre Identitat unter bikulturellen Lebensbedingungen konstituieren. [3]
2. Methodisches Vorgehen
BADAWIA stutzt seine Studie auf eine Stichprobe von 26 bikulturell orientierten Jugendlichen aus dem Rhein-Main-Gebiet, die entweder studieren oder noch das Gymnasium besuchen. Zwolf Manner und vierzehn Frauen im Alter von 19 bis 24 Jahren, deren Eltern aus unterschiedlichen Herkunftslandern kommen. Ihnen allen ist jedoch gemeinsam, dass sie aktiv am Leben in Deutschland teilnehmen, das deutsche Schulsystem durchlaufen haben, sich als Mitglieder der deutschen Gesellschaft verstehen und dabei den nicht-deutschen Anteil ihrer Identitat betonen. "Sie wollen zur Mehrheitsgesellschaft gehoren und zugleich anders sein" (BADAWIA, S. 44). Die Jugendlichen verstehen sich als Immigranten, die selbst oder deren Eltern eingewandert sind und deren Lebensperspektive primar auf das Einwanderungsland fokussiert ist.1) [4]
BADAWIA fuhrt mit ihnen zunachst ein problemzentriertes Interview, in dem er das bikulturelle Selbstverstandnis der Jugendlichen und die individuellen Strategien des Umgangs mit kultureller Diversitat thematisch relativ breit erfragt. Hier geht es z.B. um selbstwertrelevante Erfahrungen der Jugendlichen, um ihre ethno-nationalen Selbstidentifikationskriterien und ihren personlichen Umgang mit Ambivalenzen, aber auch allgemeiner um Normen, Werte und Uberzeugungen. In dem folgenden fokussierten Interview wurden demgegenuber gezielter das Selbstverstandnis der Jugendlichen und ihre individuelle Selbstverortung bezuglich ihres bikulturellen Lebenskontextes erfragt. Da es sich bei dem von BADAWIA behandelten Untersuchungsthema um ein bisher noch wenig erforschten Bereich handelt, wahlt er methodisch mit der Anlehnung an die Grounded Theory von Anselm STRAUSS und Barney GLASER einen seinem Forschungsinteresse angemessenen Weg. Den bei der Generierung seiner Grounded Theory beschrittenen Forschungsprozess von der Datenerhebung im Feld, uber die Erhebung der Interviews bis zur Kodierung derselben und den mehrfachen Vergleich der kodierten Interviewpassagen beschreibt BADAWIA im Kapitel IV sehr ausfuhrlich und manchmal - aufgrund der Datenfulle - ermudend lange, bis im letzten Kapitel schlieslich die am Gegenstand der Identitat verankerte Theorie des "Dritten Stuhls" von BADAWIA weitgehend induktiv erarbeitet wird. [5]
3. Identitat als Schnittstelle zwischen Individuum und Gesellschaft
Bevor BADAWIA die Jugendlichen selbst zu Wort kommen lasst, beschreibt er zunachst theoretisch den Gegenstandsbereich seiner Untersuchung: die Identitat. Die Frage "Wer bin ich?" lasst sich allerdings nicht einfach definieren, sondern manifestiert sich zumindest auf der Alltagsebene haufig anhand konkreter Erfahrungen, Handlungen und erworbener kultureller Repertoires. Die Frage nach der Identitat einer Person rekurriert also zumeist auf ein "So-Sein" in einem bestimmten Moment und verweist auf die Zugehorigkeit zu etwas. In seinen theoretischen Ausfuhrungen bezieht BADAWIA sich auf jene klassischen Basistheorien von MEAD, GOFFMANN, ERIKSON, HABERMAS und KRAPPMANN, die sowohl allgemein einen Beitrag zur Identitatsforschung geleistet, als auch insbesondere die Identitatsforschung unter Migrationsbedingungen beeinflusst haben. BADAWIA gelingt es dabei, die wesentlichen Kernaussagen der Autoren darzustellen und fur den Leser nachvollziehbar zu machen. [6]
Am Ende des Kapitels hatte ich mir jedoch eine zusammenfassende Bewertung und die Klarung der Frage gewunscht, welche Relevanz die jeweiligen Theorien fur seine Arbeit haben. BADAWIA begrundet in der Einleitung diese fehlende theoretische Auseinandersetzung mit den einzelnen Positionen damit, dass das Ziel der theoretischen Auseinandersetzung "lediglich eine Art Schulung der Wahrnehmung" sei (S.14), um die von ihm vertretene "padagogisch-anthropologische" Betrachtungsweise der Integrationsthematik besser zu umreisen. Eine eigene Beurteilung und die Abgrenzung zur padagogisch-anthropologischen Betrachtungsweise hatte meiner Ansicht nach an dieser Stelle dem Lesefluss gut getan, und auch deutlicher gemacht, worauf BADAWIA in den nachsten Kapiteln hinaus mochte. Am Ende dieses Kapitels wusste ich, dass BADAWIA die (den meisten Lesern wohl bekannten) Identitatstheorien ebenfalls gelesen hat, nicht jedoch, was genau eine "padagogisch-anthropologische Sichtweise" ist und wodurch sie sich von den klassischen sozial-psychologischen Theorien unterscheidet. [7]
Im Anschluss an die theoretischen Ausfuhrungen konkretisiert BADAWIA, was er unter "padagogisch-anthropologischer Betrachtungsweise" versteht. Diese zeichnet sich in Anlehnung an die klassische padagogische Bildungstheorie durch den Gedanken des prinzipiell vernunftbegabten Menschen aus, der seinen Zweck in sich selbst hat und seine Individualitat in der Auseinandersetzung mit den Erscheinungsformen seiner Kultur entwickelt. BADAWIA betont hier vor allem, "dass die Identitat an der Gegebenheit des Selbst ansetzt und nicht nur am sozialen Darstellungsrahmen" (BADAWIA, S.111). Damit hebt BADAWIA die dem Individuum eigene Fahigkeit zur Selbstbestimmung als das entscheidende Merkmal fur identitatsbezogene Prozesse hervor und spricht gleichzeitig anderen Faktoren wie z.B. der sozialen Herkunft, dem Geschlecht oder der kulturellen Zugehorigkeit eine nur geringe Wirksamkeit zu. In Abgrenzung zu den im vorherigen Kapitel vorgestellten Identitatsansatzen, die eher der dualistischen Abgrenzungslogik eines "Entweder-Oders" folgen, favorisiert er einen starker dialektischen Ansatz, des "Sowohl-als-auch". [8]
Auf seine Fragestellung bezogen bedeutet dies zum einen, dass die bikulturell orientierte Integration von jugendlichen Migranten kein defizitarer Prozess ist, und demzufolge auch nicht zu einem "Identitatsverlust" oder zur "kulturellen Zerrissenheit" fuhrt; und zum anderen, dass dieser Prozess durch die aktive Eigenleistung des Individuums erfolgt. Eine Erkenntnis, die zumindest in der padagogischen Migrationsforschung mit der Abkehr von der "Auslanderpadagogik" und der Diskussion um interkulturelle Bildung und Erziehung mittlerweile verbreitet ist. AUERNHEIMER (1994, S.30) betont hier, "dass Migranten angesichts strukturell bedingter neuer Handlungsanforderungen und fur sie neuer Kulturmuster ... ihr bisheriges Orientierungsmuster revidieren und zu kulturellen Neuschopfungen gelangen". [9]
4. Kernfragen einer bikulturellen Identitat aus Sicht der Befragte
In den folgenden Auswertungen rekonstruiert BADAWIA den Prozess der Identitatstransformation, indem er zunachst einen allgemeinen Uberblick uber die aus Sicht der Jugendlichen zentralen Kernfragen einer bikulturellen Identitat gibt. Besonders gut gefallen hat mir, dass er sich bei der Strukturierung der theoretischen Bausteine sprachlich wie inhaltlich am Datenmaterial orientiert und dies anhand von Beispielen verdeutlicht. Die so generierten Kernfragen lassen sich unterteilen in Gegebenheiten, Themen, Prozesse und Konstruktionen, die nach dem Prinzip einer hermeneutischen Spirale standig aufeinander bezogen sind. [10]
Mit Gegebenheiten sind zunachst jene "realen" Tatsachen gemeint, die von den Jugendlichen zunachst als vorhanden registriert werden mussen, wie die Zugehorigkeit zu einer Minderheit in der Gesellschaft, das hiermit einhergehende Gefuhl des Andersseins oder die vorhandene Zweisprachigkeit. Direkt hieraus ableiten lassen sich Themen, mit denen Migrantenjugendliche konfrontiert werden, z.B. die von der Umwelt an sie herangetragene Frage, ob sie in Deutschland bleiben oder lieber in das Herkunftsland ihrer Eltern zuruckkehren wollen. Die in diesem Kontext beobachteten Prozesse, fordern ihre individuelle Integrationsleistung und bedingen Handlungen, die uber einen langeren Zeitraum hinweg erfolgen und als Hauptziel das Wohlfuhlen in beiden Kulturen anstreben. Letztlich leisten Migrantenjugendliche Konstruktionen, indem sie ihre Bikulturalitat reflektierend bewerten. Die aktive Konstruktion eines neuen Selbstverstandnisses fuhrt dazu, dass sich die Migrantenjugendlichen neue Realitaten schaffen, die wiederum neue Themen bedingen. [11]
Als zentrale Themen in diesem Prozess kristallisieren sich der produktive Umgang mit Vorurteilen und Diskriminierungen und die individuell motivierte Integrationsleistung des Einzelnen heraus. Die von BADAWIA im weiteren hierzu angefertigten Feinanalysen zeigen, dass die befragten Migranten eine grundsatzlich affirmative Haltung gegenuber der deutschen Mehrheitsgesellschaft an den Tag legen, indem sie ihren Willen bekunden, hier bleiben zu wollen und bestrebt sind, sich hier eine Zukunft aufzubauen. Erschwert wird dies aus Sicht der Jugendlichen durch das in der Mehrheitsgesellschaft vorhandene negative Bild des Auslanders, das Nicht-Vorhandenseins einer gesellschaftlichen Bikulturalitat sowie einer allgemein fehlenden Anerkennung von Migranten. Die befragten Jugendlichen bewaltigen diese Spannung, indem sie aktiv und bewusst eine bikulturelle Identitat in einem monokulturellem Umfeld entwickeln. Die hierbei entstehenden Ambivalenzen werden nicht nur ausgehalten, sondern auch als Bereicherung gesehen. [12]
BADAWIA stellt resumierend fest, dass fur bildungserfolgreiche Migrantenjugendliche nicht mehr die klassische Frage "Wer bin ich?" im Sinne einer ethnisch kulturellen Identitatsentwicklung entscheidend ist, sondern die zukunftsorientierte Frage "Wie gehe ich mit der Selbsterkenntnis um, weder 'typisch deutsch' noch 'typisch-nicht-deutsch' " zu sein (S.311)? Dabei bauen sie zum einen auf einen positiven Differenzbegriff, der von der Gleichwertigkeit der Kulturen ausgeht und vertrauen auf ihre Fahigkeit zur produktiven Konfliktlosung. Zum anderen verfugen sie uber eine ausgepragte Sach- und Selbstkompetenz, mit deren Hilfe sie das jeweils "Typische" der Kulturen identifizieren konnen, um hieraus ihre Wahl zu treffen. Bikulturell orientierte Jugendliche, die sich einen "dritten Stuhl" gezimmert haben, fuhlen sich heimisch in zwei Kulturen. Dieser Status ist allerdings gekennzeichnet durch die Handlungsparadoxie: "Ich gehore dazu und bin trotzdem anders" (S.336). [13]
5. "Der dritte Stuhl" als Alternative?
BADAWIAs Analyse des kreativen Umgangs von bildungserfolgreichen Migranten mit Differenz ist fur den Betrachter einleuchtend formuliert und lasst sich anhand der vorgenommenen Auswertungsschritte durchaus nachvollziehen. In Gesprachen mit ebenfalls bildungserfolgreichen Migranten, die ich im Rahmen meines Proseminars zur interkulturellen Bildung gefuhrt habe, ergab sich, dass diese grundsatzlich den Beschreibungen BADAWIAs folgen konnten und ihre Lebenserfahrung in vielen Bereichen deckungsgleich mit jenen der Befragten ist. Offensichtlich ist das Konstrukt des "dritten Stuhls" fur eine gewisse Klientel von Migranten durchaus zutreffend. [14]
Aus meiner Sicht weist das Buch jedoch einige Schwachstellen auf:
* Zum einen ist es sprachlich an vielen Stellen so formuliert, dass es groserer Dekodieranstrengungen bedarf, um den Sinn zu erfassen. Satze wie
"Die alltaglich erlebte Prasenz beider Kultursysteme wird selbstreflexiv in eine substantielle gemischte Bikultur des eigenen Selbstentwurfs ubersetzt" (S.277)
oder
"Im Hinblick auf den Identitatsbegriff als zentrales Konstrukt im gesamten Analysekontext ergab die theoretische Kodierung der soziologischen und sozialpsychologischen Identitatstheorien im Vorfeld der empirischen Untersuchung die zentrale Erkenntnis, dass die Identitat des Individuums jener theoretische Ausdruck fur die Problemstellung der Balancierungs-, Synthetisierungs- und Integrationsleistungen vielfacher Entwicklungsimpulse und der Etablierung eines Selbstverstandnisses auf der Basis von Interaktion und Kommunikation im Schnittpunkt von Individualitat und Sozietat ist" (S.342)
machen das Lesen anstrengend und muhsam.
* Zum anderen habe ich eine Auseinandersetzung mit der interkulturell akzentuierten padagogischen Forschung insbesondere von Ingrid GOGOLIN (z.B. GOGOLIN1994, GOGOLIN & Nauck 2000) vermisst, die sich seit langerem mit der Frage nach Integration und Desintegration von Migranten in Deutschland beschaftigt.
* Schade fand ich zudem, dass ich recht wenig uber die befragten Jugendlichen erfuhr. Die jeweils abgedruckten Interviewpassagen liesen sich zumeist keiner Person direkt zuordnen, sondern illustrierten die jeweiligen durch den Kodiervorgang gewonnen Kategorien. Im Sinne der von BADAWIA gewahlten interpretativen Strategie der Grounded Theory ist dies nachvollziehbar und im Hinblick auf den Leitfaden des problemzentrierten sowie des fokussierten Interviews und die ausgewahlte Stichprobe konsistent. - Ich selbst hatte mich dem Thema "Identitat" eher uber biographisch-narrative Interviews und kontrastive Fallanalysen genahert und dabei den familialen Kontext starker hervorgehoben, wie ich im Folgenden kurz begrunden mochte. [15]
Identitat erwachst, auch wenn man sie "padagogisch-anthropologisch" betrachtet, nicht nur aus dem Individuum selbst, sondern ist eng verknupft mit seiner familialen und gesellschaftlichen Sozialisation. Die eingangs zitierte These von PREUSS-LAUSITZ legt nahe, dass die von BADAWIA befragten Jugendlichen, deswegen bikulturell kreativ werden konnten, weil ihre Eltern sie entweder dabei unterstutzt haben oder ihnen zumindest keine allzu grosen Steine in den Weg legten. Da die Leitfaden der Interviews die Sozialisationsinstanz Familie nicht thematisieren, bleibt dieser Bereich ein blinder Fleck der Arbeit. Dies ist im Wesentlichen der gewahlten Erhebungsmethode geschuldet. Biographisch-narrative Interviews und eine anschliesende kontrastive Fallanalyse hatten hinsichtlich der Theorie des "Dritten Stuhls" sicher zu keinem fundamental anderem Ergebnis gefuhrt, aber wichtige Erkenntnisse uber das Zusammenwirken von familialen Unterstutzungsleistungen und eigener Identitatsarbeit der Jugendlichen geliefert. [16]
Unabhangig hiervon halte ich die Studie von BADAWIA fur empfehlenswert, da sie den Blick auf die Akteure richtet und nach deren Selbstkonzepten fragt. Spannend ware es nun, zu untersuchen, welche Identitatskonzepte bei weniger erfolgreichen Migrantenjugendlichen wirksam werden und ob diese ahnlich produktiv sind wie die Bildungserfolgreichen. [17]
Anmerkung
1) Ich werde in den folgenden Ausfuhrungen den Begriff Migranten verwenden, da er meiner Einschatzung nach eher zum Ausdruck bringt, dass Migration ein historisch-biographischer Prozess ist, der fur das Individuum auch dann noch wirksam bleibt, wenn andere z.B. die Eltern, immigriert sind. (zuruck)
Zur Autorin
Katja KOCH, Dr. phil., Promotion 2001 zum Thema "Der Ubergang in die Sekundarstufe aus Lehrersicht", anschliesend Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt "Familiale Bildungsstrategien als Mehrgenerationenprojekt. Bildungs- und kulturbezogene Austauschprozesse zwischen Groseltern, Eltern und Enkeln in unterschiedlichen Familienkulturen", seit Oktober 2001 Wissenschaftliche Assistentin am Padagogischen Seminar der Georg-August-Universitat Gottingen, Arbeitschwerpunkte: Empirische Schul- und Bildungsforschung, Schulentwicklung, Methoden der empirischen Sozialforschung. Katja KOCH hat in zuruckliegenden Ausgaben von FQS Berufserfolg als individuelles Projekt und Transkription. Ein Leitfaden besprochen.
Kontakt:
Dr. Katja Koch
IPadagogisches Seminar der Georg-August-Universitat Gottingen
Baurat-Gerber-Str.4/6
D-37075 Gottingen
Tel. 0551/39-9449
E-Mail: [email protected]
Zitation
Koch, Katja (2003). Rezension zu: Tarek Badawia (2002). "Der dritte Stuhl" - Eine Grounded-Theory-Studie zum kreativen Umgang bildungserfolgreicher Immigrantenjugendlicher mit kultureller Differenz [17 Absatze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research], 5(1), Art. 11, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0401115.
© 1999-2011 Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (ISSN 1438-5627)
Supported by the Institute for Qualitative Research and the Center for Digital Systems, Freie Universitat Berlin
Auernheimer, Georg (1994). Struktur und Kultur. Über verschiedene Zugänge zu Orientierungsproblemen und -strategien von Migranten. Zeitschrift für Pädagogik, 40(1), 29-42.
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Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.) (2001). PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich. Opladen: Leske+Budrich.
Gogolin, Ingrid (1994). Der monolinguale Habitus der multilingualen Schule. Münster/New York: Waxmann.
Gogolin, Ingrid & Nauck, Bernhard (Hrsg.) (2000). Migration, gesellschaftliche Differenzierung und Bildung. Opladen: Leske und Budrich.
Nauck, Bernhard; Diefenbach, Heike & Petri, Kornelia (1998). Intergenerationale Transmission von kulturellem Kapital unter Migrationsbedingungen: Zum Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien in Deutschland. Zeitschrift für Pädagogik, 44(5), 701-722.
Preuss-Lausitz, Ulf (2000). Zwischen Modernisierung und Tradition. Bildungsprozesse heutiger Migrantenkinder. Die deutsche Schule, 92(1), 23-40.
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Copyright Freie Universität Berlin 2004
Abstract
Tarek BADAWIA describes in his thesis how immigrant young people with a high level of educational achievement develop a new strategy of handling two different cultures. By using focused interviews BADAWIA generates the theory of the "third chair". The author paints a picture showing how the young immigrants interviewed create a new cross-cultural identity out of both of their cultures. By doing this they are no longer "sitting between two chairs." With this theory BADAWIA follows recent developments within intercultural educational research. What is new in this study is that BADAWIA asks the young immigrant people themselves and that he focuses in particular on their way of creating and handling their life. Unfortunately, BADAWIA uses a very complicated and artificial language. Nevertheless, the study is worth reading because it opens an authentic view of the environment of juvenile immigrants.
URN: urn:nbn:de:0114-fqs0401115
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