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Kln Z Soziol (2010) 62:403435
DOI 10.1007/s11577-010-0109-y
ABHANDLUNGEN
Zusammenfassung: AusgehendvonderanhaltendenDiskussionbereinevermeintlicheDestabilisierungundDestandardisierungvonErwerbsverlufenuntersuchenwirindiesemBeitrag, wie sich die Mobilittsmuster westdeutscher Beschftigter zwischen 1984 und 2008 entwickelt haben.WirbetrachtendieBeschftigtengetrenntnachGeschlecht,Bildung,Arbeitsmarkterfah-rung, Betriebsgre und Branche und bercksichtigen neben bergngen in Erwerbslosigkeit undArbeitgeberwechselnauchinnerbetrieblicheStellenwechselundAufstiege.Unsereaufdem Soziooekonomischen Panel basierendenAnalysen zeigen, dass es zu einem Rckgang innerbetrieblicher Stellenwechsel und Aufstiege gekommen ist. Fr Mnner trifft dies vor allem fr ArbeitsmarkteinsteigersowiefrBeschftigteingroenBetriebenzu,waswiralsHinweiseauf einenAbbauinternerArbeitsmrkteundaufzunehmendeProblemebeimBerufseinstieginterpretieren. Fr weibliche Beschftigte el der Rckgang der innerbetrieblichen (Aufwrts-)Mobilitt deutlichgeringeraus.EineZunahmevonArbeitgeberwechselnundbergngeninErwerbslosigkeit knnen wir vor allem fr geringqualizierte Frauen und Mnner nachweisen.
Schlsselwrter: ArbeitsmarktMobilittSozialeUngleichheit
Destandardizationanddestabilization:forwhom?Job-shiftpatternsin WestGermany,19842008
Abstract: Wecontributetothelong-standingdebateaboutanallegeddestabilizationandde-standardization of employment biographies by analyzing how the job-shift patterns of West German workers have changed between 1984 and 2008. Using data from the German Socio-Economic Panel, we study changes in the rates of (upward) within- and between-rm mobility aswellastheriskofemploymentexit,analyzingtrendsseparatelybygender,education,labour force experience, rm size, and sector. We document a considerable and pervasive reduction in the rate of (upward) within-rm moves. The decline is stronger for men and particularly steep for
VSVerlagfrSozialwissenschaften2010
J. Giesecke () J. P. Heisig
FakulttfrSozial-undWirtschaftswissenschaften,Otto-Friedrich-UniversittBamberg, LehrstuhlfrempirischeSozialforschung,Freikirchenstr.21,96045 Bamberg, DeutschlandE-Mail: [email protected]
J.P.Heisig
E-Mail: [email protected]
DestabilisierungundDestandardisierung, aberfrwen?DieEntwicklungderwestdeutschen Arbeitsplatzmobilittseit1984
JohannesGieseckeJanPaulHeisig
404 J.GieseckeundJ.P.Heisig
theemployeesoflargecompaniesandforthosewithlimitedlabourforceexperience.Weinterpret these ndings as evidence for a decline of internal labour markets and for increasing difculties among labour market entrants. A second major result of our analysis is that rates of between-rm mobilityandemploymentexithaverisenprimarilyforlow-educatedmenandwomen.
Keywords: LabourmarketMobilitySocialinequality
1 Einleitung
SowohlindersozialwissenschaftlichenalsauchinderffentlichenDiskussionwirdseit geraumer Zeit die These vertreten, dass es im Verlauf der letzten Jahrzehnte zu einer DestabilisierungundDestandardisierungvonErwerbsbiographiengekommensei.VerschiedeneEntwicklungenaufderMakro-undMeso-Ebenehtten,sodieVerfechterdieser These, die Vorhersehbarkeit von Erwerbskarrieren untergraben und das Risiko von Arbeitslosigkeit und unfreiwilligen Arbeitgeberwechseln erhht. Diese Destabilisie-rungs- und Destandardisierungsthese (Mayer et al. 2010) wurde in den letzten Jahren zwarverstrktempirischberprft,jedochistunserWissenberdietatschlicheEntwicklungderErwerbsverlufeaufdemdeutschenArbeitsmarktinvielenPunktennach wievorbegrenzt.
Unser auf den Daten des Soziooekonomischen Panels (SOEP) basierender Beitrag soll hier vor allem durch zweiAkzentsetzungenAbhilfe schaffen. Erstens untersucht ernebenderWahrscheinlichkeitvonzwischenbetrieblichen Wechselnund bergngen in ErwerbslosigkeitauchdieWahrscheinlichkeitinnerbetrieblicher Wechsel,welchein denmeistenfrherenArbeitenausdatentechnischenGrndenunbercksichtigtblieben. DieeinzigeunsbekannteAusnahmeistdieuntenausfhrlicherdiskutierte,ebenfallsauf dem SOEP beruhende Arbeit von Diewald u. Sill (2005), deren Beobachtungsfenster allerdingsbereitsimJahr2000endet.DiegeringeempirischeEvidenzzurEntwicklung innerbetrieblicherMobilittsprozesseistvorallemdeswegenbedauerlich,weildieDestabilisierungstheseoftmalsmiteinemvermeintlichenAbbauinternerArbeitsmrkteund derBeschneidunginnerbetrieblicherAufstiegsperspektiveninVerbindunggebrachtwird (Cappelli 1999). Sinkende Raten innerbetrieblicher (Aufwrts-)Mobilitt sind dieser AuffassungzufolgedasinnerbetrieblicheGegenstckzumAnstiegunfreiwilligerexterner Mobilitt.
EinzweiterwichtigerBeitragunsererAnalysebestehtdarin,dasssiesystematischer alsvielefrhereArbeitenaufdiesoziale Strukturierung der Arbeitsplatzmobilittabstellt. In Anlehnung an die klassische Studie von Carroll u. Mayer (1986) bercksichtigen wir nebenIndividualmerkmalenauchArbeitgebermerkmalewiedieBrancheunddieFirmengre. Die systematische Analyse der gruppenspezischen Entwicklungen erlaubt uns nicht nur, die Thesen zur Entwicklung der Erwerbsverlufe in differenzierter Art und Weisezuprfen.SiekannzudemAufschlussberdenBeitragvonArbeitsmarktprozessenzummittlerweilegutdokumentiertenAnstiegderLohn-undEinkommensungleichheit seit Mitte der 1990er Jahre geben (Giesecke u. Verwiebe 2008;Krause2008; OECD 2008).
DestabilisierungundDestandardisierung,aberfrwen?
Unser Beitrag ist wie folgt aufgebaut: In einem ersten Schritt diskutieren wir die wichtigsten Thesen zur...