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Matthias Wunsch: Einbildungskraft und Erfahrung bei Kant. Berlin/New York: Walter de Gruyter, 2007. XI, 285 Seiten. ISBN 978-3-11-019317-6.
Wie k?nnte eine kritische Theorie der Einbildungskraft aussehen? Das ist eine Frage, die Kant selbst nicht explizit beantwortet hat. Wunsch hingegen sucht in seiner Untersuchung diese einer Beantwortung zuzuf?hren. Dabei ist ihm nicht nur daran gelegen, die kantische Ansicht hierzu zu thematisieren, vielmehr hat Wunsch es sich zur Aufgabe gemacht, eine ?argumentative Rekonstruktion" einer solchen Theorie zu liefern (4). Kant selbst hat es, wie gesagt, unterlassen, eine Theorie der Einbildungskraft als solche zu formulieren. Stattdessen ist diese nur implizit in der KrV enthalten. Einen m?glichen Grund daf?r sieht der Verfasser darin, dass die Einbildungskraft f?r Kant nicht um ihrer selbst willen interessant erscheint, sondern nur insofern, als sie eine erkenntniskonstitutive Funktion ?bernimmt.
Das 1. Kapitel leitet in die Untersuchung ein. Wunsch konzentriert sich in seinem Rekonstruktionsversuch auf die ?-Deduktion. Er begr?ndet dieses Vorgehen mit dem Hinweis darauf, dass die Einbildungskraft in der ?-Deduktion nicht nur in systematischer Hinsicht, sondern auch methodisch als Leitfadenfunktion f?r den Gang der Deduktionsuntersuchung eine besondere Bedeutung einnimmt. Da es dem Verfasser um eine argumentative Rekonstruktion des von Kant gelieferten Arguments geht, ist es n?tig, die wichtigsten Bedenken gegen ein solches Projekt vor der eigentlichen Herausarbeitung der kantischen Theorie zur Einbildungskraft aus dem Weg zu r?umen. Als exponierte Kritiker stellt Wunsch Heidegger und Strawson heraus.
Die von Heidegger in seinem Kantbuch vertretenen Thesen zur Einbildungskraft sind Gegenstand des 2. Kapitels. Heidegger, der der Einbildungskraft eine au?erordentliche Bedeutung beimisst, weist eine erkenntnistheoretische Deutung der KrV entschieden zur?ck. Seiner Meinung nach hat die Einbildungskraft in erster Linie eine subjekttheoretische Funktion. Heideggers zentrale These lautet, dass es eine gemeinschaftliche Wurzel f?r Sinnlichkeit und Verstand gibt, die er mit der Einbildungskraft identifiziert. Gegen Heidegger streicht Wunsch den systematischen Vorrang der erkenntnistheoretischen Funktion der Einbildungskraft heraus, weshalb er auch den von Heidegger unternommenen Versuch, die Einbildungskraft fundamentalontologisch zu interpretieren, mit der Begr?ndung ablehnt, dass es sich bei ihr zwar um eine der urspr?nglichen Quellen der Erkenntnis handelt, diese aber nicht zugleich als letzte Wurzel aller Quellen gelten k?nne. Dabei ist sich Wunsch ?ber die Abh?ngigkeit seiner Zur?ckweisung der Heidegger'schen These von der erkenntnistheoretischen Interpretation der KrV im Klaren (24).
Im 3. Kapitel stellt sich Wunsch den von...