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(ProQuest: ... denotes formula omitted.)
Although the term "Gesamtkunstwerk" has enjoyed canonical status in aesthetic theory since the second half of the twentieth century, no sustainable definition of it has as yet been provided. This essay attempts to address this deficit by adopting a media-historical approach and to this end postulates a core definition that expresses what the late eighteenth and early nineteenth centuries understood as a holistic, aesthetically elaborate combination of individual art forms. From this, a distinction between four structural components is made: artefactual (the comprehensive combination of media); theoretical (conception of a fitting synthesis of media); narrative (reaction to deficits in cultural meaning); and utopian (projections for models of optimization). This workable and simultaneously flexible definition of Gesamtkunstwerk is designed to counteract the omnipresent diffusion of the term without privileging a particular model.
I.
"Intermedialität" hat sich in den zurückliegenden Jahren als ein zentrales Paradigma kulturwissenschaftlicher Forschung etablieren können - und dies zu Recht, schließlich gibt es nach Gilles Deleuze "kein Kunstwerk, das nicht seine Fortsetzung oder seinen Ursprung in anderen Künsten hat"1. Jürgen E. Müller versteht Intermedialität daher mit Blick auf Hans Robert Jauß als "Provokation"2, Werner Wolf als "Herausforderung"3 für die traditionelle Philologie. Das methodologische Hauptproblem der Forschung liegt jedoch in der Polyvalenz des Intermedialitätskonzepts. Seit Ende der 1990er Jahre beklagt man die "inflationäre Verwendung des Begriffs"4 und die damit verbundene "plurale Beliebigkeit"5 der Theoriemodelle, die durch immer neue Terminologien in wissenschaftliche Isolation geraten6. Auch Irina O. Rajewskys ambitionierter Versuch, dem "Fehlen eines einheitlichen Begriffsinstrumentariums zur Beschreibung der intermedialen Phänomene"7 kasuistisch zu begegnen, hat sich bisher nicht durchgesetzt8. Immer häufiger spricht man daher von den "illusions perdues"9 einer Forschungsrichtung, die mit dem Vorsatz angetreten war, "ein allumfassendes medientheoretisches System zu entwickeln". Die bisher vorgeschlagenen Modelle, "seien sie nun strukturalistischer oder post-strukturalistischer Art", würden "in den allermeisten Fällen den in den Präambeln formulierten Zielsetzungen nicht gerecht", die "analytischen Kategorien, die nur einen sehr begrenzten Bereich intermedialer Phänomene und Prozesse abdeck[t]en", stellten sich "häufig als unzureichend heraus"10. Den nachfolgenden Ausführungen liegt deshalb die pragmatische Begriffsdefinition Werner Wolfs zugrunde. "Medium" meint hier nicht den "technisch-materiell definierten Übertragungskanal von Informationen (wie z. B. Schrift, Druck, Rundfunk, CD usw.), sondern ein konventionell im Sinn eines kognitiven frame of reference als distinkt angesehenes Kommunikationsdispositiv" (Sprache,...