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9. April bis 14. August 2011
Museo Universitario Arte Contemporáneo (MUAC), Mexico City
Mexico City. Betritt man die Ausstellung »Plegaria Muda«' der kolumbianischen Künstlerin Doris Salcedo (*1958), öffnet sich ein Raum der Stille, in dem das Wachsen des Grases zu hören und zu sehen ist. Aus winzigen Löchern treiben einzelne Grashalme empor. Zwei Tische sind aufeinandergestellt und zwischen ihnen ist ein massiver Erdblock gepresst, aus dem das Gras in den kleinen Löchern sprießt. Insgesamt 96 solcher Tischeinheiten mit zusammen mehr als 2.000 Grashalmen sind im Raum dicht verteilt, füllen ihn aus. Die Tischmaße sind an die Standardgrößen von Särgen angelehnt und in Grau getönt. In verschiedenen Versuchen hat Salcedo diese Arbeit in ihrem Studio in Bogota in den letzten zwei Jahren geschaffen. Ihr Team hat sie dabei unterstützt und sie mit den Fragestellungen der Botanik vertraut gemacht. Es sind die ermordeten Söhne kolumbianischer Bäuerinnen und Bauern, derer hier gedacht wird. In Massengräbern versteckt sind sie dem gesellschaftlichen Vergessen freigegeben, nicht jedoch bei den Angehörigen. Nicht nur das Ereignis selbst, die unbenannten Toten der Drogenmafia, sondern die Gespräche mit den Müttern der Verschwundenen vor Ort fließen in Salcedos Auseinandersetzung mit der Gewaltförmigkeit des Drogenkriegs im Alltag in die skulpturale Installation ein. Es ist ihre künstlerische Stärke, diese Gespräche zu suchen und von da aus dem Ereignis und den evozierten Emotionen eine universale Form zu geben, die weit über das Ereignis hinausreicht, es jedoch im Raum manifestiert.
Doris Salcedos konzentrierte Sprache...