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Forum Psychoanal (2013) 29:499515 DOI 10.1007/s00451-012-0112-1
ORIGINALARBEIT
Abwehr, Verdrngung und Ersatzbildung
Die Beziehung zwischen Freuds Konzepten neu organisiert
Siegfried Zepf
Online publiziert: 24. Juli 2012 Springer-Verlag 2012
Zusammenfassung Der Autor untersucht die Beziehung von Abwehr, Verdrngung und Ersatzbildung, wie sie sich in den Schriften Freuds darstellt. Er zeigt, dass Freud den Ausdruck Verdrngung in mehrfacher Bedeutung verwendet. Verdrngung wird synonym mit Abwehr benutzt, bezeichnet ein bewusst intendiertes Vergessen, einen unbewussten Abwehrmechanismus und das Resultat von Abwehrmechanismen, die zu Ersatzbildungen fhren. Neben einer die Widersprche in diesem Verhltnis klrenden Diskussion, werden Freuds konomische und linguistische Begrndung der Verdrngung und die Annahme einer, Urverdrngung als notwendige Voraussetzung der eigentlichen Verdrngung kritisch errtert. In Weiterfhrung der Freudschen linguistischen Begrndung der Verdrngung wird Abwehr als eine unbewusste semantische Verschiebung vorgestellt, bei der Vorstellungen aus den Extensionen der ihnen lebensgeschichtlich zugehrigen Begriffe entfernt, das heit, verdrngt und in die Extensionen von Begriffen verschoben werden, die ihnen lebensgeschichtlich fremd sind. Dank der intentionalen Bestimmungen dieser Begriffe knnen die verschobenen Vorstellungen in Gestalt von Ersatzbildungen wieder ein, wenn auch falsches Bewusstsein gewinnen.
Vorgeschlagen wird, die Verdrngung nicht lnger als einen eigenstndigen Abwehrmechanismus zu betrachten, die Freud-These, die Verdrngung schafft in der Regel eine Ersatzbildung, umzukehren und davon auszugehen, dass die Mechanismen, die zu Ersatzbildungen fhren, in der Regel eine Verdrngung schaffen.
Univ.-Prof. em. Dr. med. S. Zepf () Narzissenstrasse 5, 66119 Saarbrcken, Deutschland E-Mail: [email protected]
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Defence, repression and substitutive formation
The relationship between Freuds reorganized concepts
Abstract The author investigates the relationship of defence, repression and substitutive formation as it presents itself in Freuds writings. He shows that Freud gives at least four different meanings to the term repression: Freud uses it interchangeably with defence, as a consciously intended forgetting, as a specic unconscious mechanism of defence and to describe the consequence of defence mechanisms leading to substitutive formations. The inconsistencies in this relationship are discussed and claried and Freuds economic and linguistic attempts to justify repression are subjected to critique as well as the need of a primal repression as a necessary condition for repression proper. In developing Freuds linguistic justication of repression further, the author presents defence as a semantic displacement. Ideas are excluded from the realm of the concepts which belong to them historically. These presentations...