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Dinzelbacher, Peter: Angst im Mittelalter. Teufels-, Todes- und Gotteserfahrung. Mentalitätsgeschichte und Ikonographie. Paderborn u.a.: Schöningh 1996. 295 p., Abb.en.
Aus dem breiten Spektrum der Ängste, von denen sich der mittelalterliche Mensch bedroht fühlte, befaßt sich Peter Dinzelbacher mit jenem Bereich, "der für das Mittelalter im Gegensatz zur Antike und zur Moderne typisch erscheint", das sind "die kollektiven Ängste, die von der Religion hervorgerufen wurden oder sich jedenfalls in religiösen Kategorien manifestierten" (p. 15). Damit behandelt er nicht nur ein zentrales Kapitel mittelalterlicher Religiosität, sondern mittelalterlicher Geistesgeschichte überhaupt, war das Leben der Menschen jener Epoche doch entscheidend von der Religion bestimmt und diese wiederum, wie Dinzelbacher überzeugend nachweist, ganz wesentlich von verschiedenen Ängsten besetzt. Die Basis seiner Untersuchung bilden vier zwischen 1986 und 1993 erschienene Einzelstudien, die jeweils verschiedene Ausprägungen religiöser Ängste des Mittelalters aufgreifen und für dieses Buch eingehend überarbeitet wurden. Mehrere Abschnitte wurden zudem neu geschrieben.
Der zeitliche Rahmen reicht vom Frühmittelalter bis in die frühe Neuzeit. Während dieses Zeitraums konkretisierten sich die kollektiven religiösen Ängste im wesentlichen in drei Formen: in der Furcht vor dem Teufel und seinen Gehilfen, vor der Hölle und den Dämonen; in der Furcht vor dem personifizierten Tod und schließlich in der Furcht vor der strafenden Gottheit. Diese drei Aspekte standen freilich nicht immer gleichrangig nebeneinander. Dinzelbacher zeigt auf, vor welchem Hintergrund und wie sich die drei Bereiche entwickelten. Das Teufel- bzw. Höllenthema ist als einziges praktisch während des gesamten Untersuchungszeitraums präsent, wenn auch nicht immer in gleichem Maße. Im Frühmittelalter konzentrierten sich die religiösen Angstvorstellungen fast ausschließlich auf den Teufel bzw....