Content area
Full text
HANS-CHRISTIAN DAHLMANN: Antisemitismus in Polen 1968. Interaktionen zwischen Partei und Gesellschaft. Osnabrück: fibre, 2013. 430 S., 7 Abb., 2 Tab. = Einzelveröffentlichungen des DHI Warschau, 30. ISBN: 978-3-938400-94-4.
Die Eröffnung des Museums der Geschichte der Polnischen Juden in Warschau 2014 bringt eine neue Qualität in die polnische Debatte über die polnisch-jüdische Geschichte. Der immer breitere Konsens über die Interpretation und die öffentliche Darstellung dieser schwierigen Problematik umfasst jedoch nicht alle Themen. Die Galerie über die Geschichte nach 1944 bleibt besonders strittig, denn es scheint immer noch keine Übereinstimmung darüber zu geben, wie die "Judenkommune" und das Ausmaß des Antisemitismus in der polnischen Gesellschaftnach dem Zweiten Weltkrieg dargestellt werden soll. Seit der Erscheinung der kontroversen Bücher von JAN TOMASZ GROSS (Sasiedzi. Historia zaglady zydowskiego miasteczka. Sejny: Pogranicze 2000; sowie der polnischen Ausgabe von Fear. Anti- Semitism in Poland after Auschwitz. New York: Princeton University Press - Strach. Antysemityzm w Polsce tuz po wojnie. Kraków: Znak, 2008) kreist die Debatte immer mehr um die Frage, ob die Ausbrüche des Antisemitismus in Polen tatsächlich nur auf gezielte Parteipropaganda zurückzuführen waren oder ob sie ein Ausdruck der in manchen Teilen der Gesellschaftherrschenden Stimmung waren.
Diese Frage greiftauch Hans-Christian Dahlmann in seiner Dissertation auf. Er widmet sich den Ereignissen des Jahres 1968, die vor allem aufgrund der Studentenproteste bekannt sind. Sein Schwerpunkt liegt demgegenüber auf der antisemitischen Kampagne, infolge derer mehr als 15.000 Polen jüdischer Herkunftaus der Volksrepublik emigrierten und mehrere Hunderte ihre Arbeit verloren. Anders als die Autoren des ersten deutschsprachigen Sammelbandes zum Antisemitismus in Polen 1968 (BEATE KOSMALA (Hg.): Die Vertreibung der...





