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Brückenschläge. Daniel Ernst Jablonski im Europa der Frühaufklärung. Hrsg. von Joachim Bahlcke, Boguslaw Dybas und Hartmut Rudolph. Dößel: Janos Stekovics, 2010. 439 S., zahlr. Abb. ISBN: 978-3-89923-259-2.
Der Band "Brückenschläge" gibt sich bescheiden als Katalog einer Ausstellung, ist aber eindeutig sehr viel mehr. Er ist die Präsentation eines Stücks europäischer Geschichte auf dem Grund des Werks und Lebens eines bedeutenden Mannes im Vorfeld der Aufklärung, des Berliner Hofpredigers Daniel Ernst Jablonski. In 20 Beiträgen werden die Stationen und Wirkungskreise eines europäischen Gelehrten von Rang dargestellt, die eine ungewöhnliche Breite von Wissensgebieten und Tätigkeitsfeldern berühren. Sie reichen von der Theologieund Kirchengeschichte bis zur Kultur- und Wissenschaftsgeschichte in fast ganz Europa.
So überrascht es nicht, dass dieser mit einem großen Reichtum an Bildern, Karten und Faksimiles ausgestattete Band von einem Geleitwort des polnischen Präsidenten des Europa-Parlaments, Jerzy Buzek, eingeführt wird. Darin erscheint Jablonski als "ein Protagonist des heutigen Europa", der "auf vielfältige Weise politische wie sprachliche Grenzen zu überwinden trachtete zwischen getrennten Konfessionen, zwischen Ost und West" (S. 9). Die Vergegenwärtigung des Werks von Jablonski hat also aktuelle Bedeutung.
Die Herausgeber führen diesen Gedanken weiter aus. Sie sehen in der Ausstellung einen "Baustein eines künftigen europäischen Geschichtsbewusstseins" und betonen, dass "Europa als Wertegemeinschaft[...] geeigneter Vorbilder, Vordenker und Visionäre" bedürfe (J. Bahlcke, B. Dybas, H. Rudolph, S. 16). Kann man also Jablonski als einen "Vordenker" unserer heutigen Welt betrachten?
Die Frage lässt sich nur beantworten, wenn man die geistigen und kulturellen Bewegungen der Zeit in Betracht zieht, die Jablonski...