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Kln Z Soziol (2014) (Suppl) 66:155188 DOI 10.1007/s11577-014-0259-4
Das Aggregationsproblem bei Mikro-Makro-
Erklrungen
Karl-Dieter Opp
Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Zusammenfassung In diesem Aufsatz steht eine Komponente des Mikro-Makro-Erklrungsmodells (d. h. des individualistischen Forschungsprogramms) im Mittelpunkt der berlegungen: Es geht um die Frage, ob und gegebenenfalls wie Kollektivmerkmale (oder, gleichbedeutend, Makrovariablen) durch Eigenschaften von Individuen (d. h. Mikroeigenschaften) gebildet werden knnen. Dies ist das Aggregationsproblem. Nach einer kurzen Beschreibung der Vorgehensweise bei Mikro-Makro-Erklrungen und ihrer mglichen Probleme wird der Stand der Forschung zum Aggregationsproblem skizziert. Sodann werden zwei Arten von Aggregationen behandelt: analytische Aggregationen (d. h. die Mikro-zu-Makro-Beziehung ist logischer Art) und empirische Aggregationen (d. h. die Mikro-zu-Makro-Beziehung ist empirischer Art). Es wird weiter diskutiert, ob es Kollektivmerkmale gibt, die nicht individualistisch rekonstruiert werden knnen. Da viele kollektive Sachverhalte unbeabsichtigte Ergebnisse individuellen Handelns sind, fragt es sich, ob Aggregationen oder die Struktur von Mikro-Makro-Erklrungen verschieden sind, wenn die Folgen individuellen Handelns beabsichtigt oder unbeabsichtigt sind. Diese Frage wird verneint. In einem letzten Teil wird argumentiert, dass es zwar emergente Eigenschaften gibt, dass diese jedoch nicht gegen die Mglichkeit von Mikro-Makro-Erklrungen sprechen. In diesem Zusammenhang wird gefragt, ob ontologische Analysen (d. h. Unterscheidungen verschiedener Seinsebenen) fr die Lsung theoretischer Probleme in den Sozialwissenschaften und auch fr das Aggregationsproblem hilfreich sind. Diese Frage wird verneint.
K.-D. Opp ()
Institut fr Soziologie, Universitt Leipzig, Sulkyweg 22, 22159 Hamburg, Deutschland E-Mail: [email protected]
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Schlsselwrter Mikro-Makro-Erklrungen Aggregationsprobleme Unbeabsichtigte Konsequenzen
The Aggregation Problem in Micro-Macro Explanations
Abstract The present paper discusses a component of the micro-macro explanatory model (i.e. the individualistic research program): the question is whether and, if so, how collective properties (or, equivalently, macro variables) can be constructed by properties of individuals (i.e. by aggregating micro variables). This is the aggregation problem. After sketching the procedure of micro-macro explanations and its possible problems the state of research in regard to the aggregation problem is described. Then two kinds of aggregation are analyzed in detail: analytical aggregations (i.e. the micro-to-macro relationship is a logical one) and empirical aggregations (i.e. the micro-to-macro relationship is empirical). It is further discussed whether there exist collective properties that cannot be reconstructed individualistically. Many collective properties emerge by the unintended consequences of individual action. It is argued that the structure of micro-macro...