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I. Einleitung
Die indische Diaspora ist die zweitgrößte weltweit. Nur die Zahl der Auslandschinesen übertrifft die der schätzungsweise 20 Millionen im Ausland lebenden Inder (Non Resident Indians, NRI) bzw. Personen indischer Abstammung (People of Indian Origin, PIO). In 48 Staaten leben mehr als 10.000 Inder. In 11 Ländern übersteigt die Zahl der dort lebenden Auslandsinder sogar 500.000. In Trinidad & Tobago stellen die 500.600 Inder ungefähr 40% der Gesamtbevölkerung, in Guyana ist gar die Hälfte der Einwohner indischer Abstammung. In Anlehnung an das geflügelte Wort, welches einst in der Tradition des Habsburgers Karl V. durch die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien geprägt wurde, kam eine von der indischen Regierung eingesetzte Kommission zu der berechtigten Schlussfolgerung, dass "die Sonne über der indischen Diaspora niemals untergeht" (Government of India 2001: v, xlvii-l).
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind besonders in den letzten Jahrzehnten eines der Hauptziele indischer Auswanderung gewesen. Der letzten Volkszählung aus dem Jahre 2000 zufolge lebten zu diesem Zeitpunkt 1.678.765 NRIs und PIOs in den USA. Darnit belegten die Vereinigten Staaten weltweit den zweiten Platz hinter Myanmar (2.902.000), aber noch vor Malaysia (1.665.000), Saudi-Arabien (1.500.000) und dem ehemaligen Mutterland Großbritannien (1.200.000) (Government of India 2001: xlix-l). Indessen dürfte diese Zahl aber noch weiter angestiegen sein und bei etwa 1.800.000 liegen. Zählt man zu den indischen Einwanderern und ihren in den USA geborenen Nachkommen noch jene Personen hinzu, die sich unabhängig davon selbst als "Indian American" (offiziell: "Asian Indian") klassifizieren, so erreicht man eine Community-Größe von ca. 2 Millionen (Gosalia 2002: 236f). Zusammen mit den mehr als 850.000 in Kanada lebenden Auslandsindern stellt Nordamerika eine der größten und am schnellsten wachsenden Konzentrationen von Indern bzw. Personen indischer Abstammung außerhalb Indiens dar (Government of India 2001: 159). Da in den letzten Jahren auch eine zunehmende politische Aktivierung der Indian American Community zu beobachten ist, erhält eine Betrachtung der historischen Entwicklung dieser Gemeinschaft eine zusätzliche Bedeutung.
Obwohl die Geschichte indischer Einwanderung in die USA eine mehr als zweihundertjährige Tradition aufweist, gilt gemeinhin das Jahr 1965 und die Verabschiedung des Hart-Cellar Acts als die eigentliche Geburtsstunde der Indian American Community. Die Liberalisierung der amerikanischen Einwanderungs- und Einbürgerungsbestimmungen nach diesem Schicksalsjahr ermöglichte das schnelle Wachstum und den wirtschaftlichen Erfolg der indischen Diaspora in den USA. Dennoch ist auch die Zeitperiode davor von...