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PRAXIS | Artikel
Carsten Wilken/Steffen Menze
Dynamisierung des Target Costing
Einleitung
Vernderte Rahmenbedingungen zwingen Unternehmen dazu, kontinuierlich ihre Wettbewerbsfhigkeit zu erhhen. Einen wesentlichen Ansatz hierzu stellt das Kostenmanagement dar, das die frhzeitige und antizipative Beeinflussung von Kostenstruktur und Kostenverhalten sowie die Senkung des Kostenniveaus zum Ziel hat (vgl. Gtze 2007, S. 271f.). Hierzu sind in der Vergangenheit eine Reihe von ControllingInstrumenten entwickelt worden, mit denen die kostenbezogenen Fhrungsprozesse untersttzt werden. Wichtige Merkmale dieser Instrumente sind vor allem ihre langfristige Ausrichtung, ihre Marktorientierung sowie ihr Einsatz zu einem mglichst frhen Zeitpunkt im Produktlebenszyklus im Sinne eines proaktiven Kostenmanagements (vgl. Franz/Kajter 2002, S. 7 ff.). Ein in diesem Zusammenhang besonders hufig erwhntes Instrument ist das Target Costing, das auch in der
Unternehmenspraxis eine weite Verbreitung erfahren hat (vgl. z. B.: Gtze 2007, S. 281 ff.).
Grundgedanke des Target Costing ist es, die Preisfindung nicht ber eine Zuschlags oder Bezugsgrenkalkulation auf Basis von Angebotspreisen fr Vormaterialien und Kostenstzen der eigenen Fertigungsanlagen durchzufhren, sondern die Herstellkosten vom Markt her zu kalkulieren. Plakativ formuliert soll nicht mehr die Frage im Vordergrund stehen, was wird es kos ten?, sondern was darf es kosten?. Die so abgeleiteten Werte werden als Zielkosten bezeichnet und gehen als Vorgabewerte in den nachfolgenden Prozess der Produktentwicklung ein.
Damit ist das Target Costing marktorientiert, und es setzt in einer frhen Phase des Produktlebenszyklus an. Jedoch ist das Grundmodell statisch ausgerichtet und wird auch in der Literatur berwiegend statisch beschrieben (vgl. z. B.: Coenenberg/Fischer/Gnther 2007, S. 527 ff.; Gtze 2007, S. 281 ff.). Fr Produkte und Dienstleistungen mit einer kurzfristigen Lebensdauer oder im Falle von Einzelfertigungen mag dieser Ansatz auch ausreichend sein. In vielen Branchen jedoch werden Produkte oder Leistungen fr lngere Zeitrume entwickelt und langfristige Liefervertrge abgeschlossen, z. B. in der Automobilindustrie (vgl. Wilken/Kracht 2003, S. 119 ff.). In solchen Fllen verndern sich hufig die Kostenpositionen ber die Jahre, auch wird bereits beim Vertragsabschluss ein kontinuierlich sinkender Abnahmepreis vereinbart. Nachfolgend ist noch Ersatz zu liefern. Hier reicht die Ermittlung eines Wertes fr die Zielkosten nicht mehr aus; vielmehr sind Zielkosten fr die Laufzeit des Produktes dynamisch zu ermitteln.
Aufgrund der soeben geschilderten Problematik wurde fr einen Automobilzulieferer ein dynamisches Target CostingKonzept entwickelt. Dieses sollte einerseits kompatibel mit der bestehenden Investitionsrechnung sein und andererseits die operativ vorhandene...