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Egils Saga. Die Saga von Egil Skalla-Grimsson. ed. Kurt Schier. München: Diederichs 1996 (Saga). 391 p.
Die Sammlung Thule. Altnordische Dichtung und Prosa erschien in 24 Banden von 1911-30 im Eugen Diederichs Verlag (cf. Schier, K.: Die Literatur des Nordens. In: Versammlungsort moderner Geister. Der Eugen Diederichs Verlag - Aufbruch ins Jahrhundert der Extreme, ed. G. Hübinger. München 1996, 411-449, bes. 417-440). Herausgegeben von Felix Niedner, waren namhafte Nordisten an der Übersetzung beteiligt, darunter auch Andreas Heusler, der die "Prinzipien der Textauswahl und der Textgestaltung" bestimmte (Schier 1996, 423). Über "den wissenschaftlichen Wert" wie über "die ideologische Ausrichtung der Sammlung ,Thule"' urteilt Schier: "Die Prinzipien, nach denen die Texte ausgewählt und übersetzt wurden, entsprechen den heutigen wissenschaftlichen Auffassungen nicht mehr. Man sollte sich aber darüber im klaren sein: Die weithin berechtigte Kritik an der Sammlung ,Thule* ist weit weniger Kritik an einer großen verlegerischen Leistung, sondern entspringt der Auseinandersetzung mit prinzipiellen Anschauungen der Fachwissenschaftler in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts. Das wäre ein einigermaßen normaler Vorgang, wäre nicht die altnordische Literatur in erschreckender Weise zuerst Gegenstand ideologischer Überhöhung geworden und später gerade wegen dieser ideologischen Entstellung mit Mißtrauen betrachtet worden. So aber war die Voraussetzung für eine ideologiefreie Betrachtung der altnordischen Literatur lange Zeit verschüttet, und auch heute noch sind in der Öffentlichkeit und selbst in einigen Nachbarfächern nicht alle Ressentiments ausgeräumt" (Schier 1996,443).
In den Jahren 1963-67 wurden die 24 Bände, mit unterschiedlich akzentuierten Nachworten versehen, nachgedruckt. Kurt Schier plante bereits in den siebziger Jahren eine auf sechs Bände angelegte Reihe mit Übersetzungen isländischer Sagas nach neuen editorischen Prinzipien. Aber nur zwei Bände sind in dieser Saga benannten Reihe erschienen: Die Saga von Egil. ed. K. Schier. Düsseldorf/ Köln 1978 (cf. Germanistik 19 [1978] num. 6683, Referat von Rolf Heller) und Die Saga von Grettir. ed. H. Seelow. Düsseldorf 1974 (cf. Germanistik 16 [1975] num. 5675, Referat ebenfalls von Rolf Heller). Schier (1996, 440) vertritt die Ansicht, aufgrund des Nachdrucks "wurde der Weg zu einer Neubearbeitung der Sammlung nach modernen wissenschaftlichen Kriterien für längere Zeit versperrt". Allgemein jedoch waren die 70er Jahre für die Altskandinavistik (wie für die Mediävistik überhaupt) recht ungünstig, hat sie doch in dieser Zeit einige Lehrstühle an die neuere Skandinavistik und Sprachwissenschaftverloren.
Nun wagt Schier einen neuen Anlauf, den er...