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Exportorientierte Industrialisierung markiert ein wesentliches Element wirtschaftlicher Entwicklung sowohl in Malaysia als auch in Vietnam. Beide Länder verfolgen, wenn auch von sehr unterschiedlichen historischen Ausgangspunkten aus, entsprechende entwicklungspolitische Zielsetzungen. Während Malaysia bereits in den 1970er Jahren eine Politik der weltmarktorientierten Industrialisierung formulierte, hat die vietnamesische Regierung erst im Zuge der auf dem VI. Parteitag 1986 sukzessive eingeleiteten Doi-Moi-Reformen die außenwirtschaftliche Öffhung des Landes vorangetrieben. Gleichwohl ist für beide Länder kennzeichnend, dass im Zentrum der jeweiligen Industrialisierungspolitik exportorientierten Produktionszonen (EPZ)1 standen und stehen. Anhand der beiden Länder sollen im Folgenden zenrrale Aspekte der Entstehung von EPZ dargestellt und ihre Bedeutung für die jeweilige industrielle Entwicklung diskutiert werden.
In den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften wird die schrittweise regionale Ausbreitung exportorientierter Industrialisierung seit den 1960er Jahren mit der nicht unumstrittenen Metapher der flying geese (Gänseflugformation) beschrieben. Ausgehend von der ,,Leitgans" Japan wurden Produktionsstätten arbeitsintensiver Industrien im Laufe der Entwicklung in die Tigerstaaten der 1. Generation und in jene der 2. und 3. Generation ausgelagert. Daraus lässt sich die Thèse ableiten, dass wesentliche Strukturelemente der Entwicklung in einem Land, in unserem Beispiel in Malaysia, gleichsam als ein Muster verstanden werden können, welches auch in Ländern mit nachholender wirtschaftlicher Entwicklung wie Vietnam zu finden ist. Ziel dieses Beitrags ist es daher, sowohl die Parallelen in der Entwicklung von EPZ als auch bestehende strukturelle Unterschiede aufzuzeigen und hinsichtlich ihrer Rolle für staatliche Entwicklungsplanung in den beiden Ländern zu erörtern.
Exportorientierte Produktionszonen und Welthandel
Seit den frühen 1970er Jahren ist eine rasche Zunahme von exportorientierten Produktionszonen in den Ländern der so genannten Dritten WeIt zu beobachten. AIs bevorzugte Zielorte fur ausländische Direktinvestitionen (FDI: Foreign Direct Investment) zumeist transnationaler Unternehmen stellen EPZ ein wichtiges Element in einer Entwicklung dar, die seit Ende der 1960er Jahre zu einer raschen Zunahme der auf den Weltmarkt ausgerichteten Produktion von Industriegutern in den Entwicklungsländem gefuhrt und ganz wesentlich zum Wachstum des Welthandels insgesamt beigetragen hat. Ein statistisches Indiz hierfür ist eine Verdopplung des Anteils dieser Länder an der Weltausfuhr von verarbeiteten Erzeugnissen im Zeitraum von 1968 bis 1978, die von Autoren wie FRÖBEL als ,Ausdruck der rapide gestiegenen Wettbewerbsfähigkeit von Standorten in Entwicklungsländem fur weltmarktorientierte Produktion der verarbeitenden Industrie" (FRÖBEL 1980: 36) gesehen wird. Die strukturelle Basis für diese Entwicklung bilden vor allem drei Faktoren: die Zunahme von...