Content area
Full Text
Kln Z Soziol (2014) 66:115131 DOI 10.1007/s11577-013-0249-y
BERICHTE UND DISKUSSIONEN
Grenzen der Meritokratie oder warum Quotenregulierungen sinnvoll sind
Volker Mller-Benedict
Zusammenfassung: Die konomische Theorie konnte nachweisen, dass konomische Diskriminierung sich nicht ber lngere Zeit halten kann, weil Marktmechanismen bewusste oder unbewusste Fehleinschtzung der Leistungsfhigkeit von Bewerbern durch Konkurrenz eliminieren. Im Gegensatz zu diesen Ergebnissen zeigt der Artikel mit Hilfe eines theoretischen Modells, dass in typischen Selektionssituationen die meritokratische Praxis der Auswahl von Bewerbern fr Bildungsinstitutionen auch unter starker Diskriminierung einer bestimmten Bewerbergruppe wichtige Erfolgsindikatoren der Institutionen nicht beeintrchtigt. Weil diese Ergebnisse unter sehr generellen Bedingungen in Bezug auf Testreliabilitten und Verteilungsannahmen zustande kommen, knnen sie als theoretische Basis fr die Erklrung vieler empirischer Untersuchungen dienen, die fortwhrende Diskriminierung in nicht-konomischen Bereichen feststellen sowie als generelle Kritik der Grenzen der Meritokratie.
Schlsselwrter: Diskriminierung Konkurrenz Quotenregulierung Faire Tests Bildungsleistung Noten Selektion Meritokratie
The limits of meritocracy or why quote regulations are indispensable
Abstract: Economic theory has shown that economic discrimination can not persist for longer periods due to the intervention of market mechanisms. In contrast to this view, this article will demonstrate by using a theoretical model that in typical selection situations the practice of admitting persons to educational institutions while strongly discriminating against a particular group of applicants does not affect important success indicators of those educational institutions. As this observation also holds true under very general circumstances with respect to test reliabilities and distributional assumptions, it therefore can be used as a theoretical basis for many empirical investigations of persisting discrimination in non-economic spheres and for a general critique of meritocratic selection procedures.
Keywords: Discrimination Competition Fair tests Selection
Success of educational institutions Grades Quota regulations Meritocracy
Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
V. Mller-Benedict ()
Zentrum fr Methodenlehre, Universitt Flensburg, Auf dem Campus 1, 24943 Flensburg, Deutschland E-Mail: [email protected]
116 V. Mller-Benedict
1 Einleitung
Dieser Beitrag mchte zeigen, dass nicht-konomische Institutionen sich bei der Aus-wahl ihres Personals Diskriminierung leisten knnen, ohne den Erfolg ihrer Arbeit zu beeintrchtigen. Diskriminierungspraktiken haben den Nachteil, dass besser geeignete Personen, die der diskriminierten Gruppe angehren, nicht aufgenommen werden. Das fhrt aber im nicht-konomischen Institutionenwettbewerb entgegen der Erwartung nicht zu Erfolgseinbuen. Nicht-Diskriminierung kann deshalb nur normativ oder moralisch garantiert werden. Das Argument wird wie folgt entwickelt: Kurzen Erluterungen zum meritokratischen Prinzip folgt...