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Nachruf
Jürgen Zarusky schrieb seit mehreren Jahren an einer großen, vergleichenden Studie zur Politischen Justiz unter Lenin, Stalin und Hitler. Ausgehend von Überlegungen Otto Kirchheimers zur Politischen Justiz, zur Inanspruchnahme von Gerichten für politische Zwecke, sah er sie als „Herrschaftspraxis und Legitimationsstrategie" totalitärer Staaten, als zwei Seiten jener „untrennbar zusammengehörigen, idealtypischen Sphären von Normen- und Maßnahmenstaat", wie sie Ernst Fraenkel in seiner Studie zum NS-Staat (1974) als „Doppelstaat" beschrieben hatte.
Das Verhältnis von Rechtsstaatlichkeit und Diktatur, von Deutschland und Russland im 20. Jahrhundert, hat Zarusky seit seiner Studienzeit an der Ludwig-MaximilianUniversität umgetrieben. Nach dem Lehramtsstudium der Geschichte, Germanistik und Sozialkunde, das er 1987 mit dem ersten Staatsexamen abschloss, begann er ein Promotionsstudium; unterstützt durch ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung und wissenschaftlich betreut von Gerhard A. Ritter schrieb Zarusky seine Dissertation Die deutschen Sozialdemokraten und das sowjetische Modell 1917-1933. Ideologische Auseinandersetzung und außenpolitische Konzeptionen, die 1992 in der Schriftenreihe des Instituts für Zeitgeschichte erschien.
Seit 1990 war Zarusky wissenschaftlicher Mitarbeiter dieses Instituts, und das erste Großprojekt des Instituts, das Zarusky (zusammen mit Hartmut Mehringer) anging, war die Mikrofiche-Edition Widerstand als Hochverrat'. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem...