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Georg Römpp: Kants Kritik der reinen Freiheit: Eine Erörterung der >Metaphysik der Sitten<. Duncker und Humbio t (Philosophische Schriften; 65), Berlin 2006, 319 S.
Erklingt der Begriff >Kritik< im philosophischen Kontext, vermeint man schon fast in seiner Resonanz die Titel der drei kantischen Kritiken mitschwingen zu hören, so sehr scheint der Gebrauch dieses Terminus von Kants Werk geprägt. In deutlicher Dissonanz zu diesem Anklang - sei es auch nur, weil er unseren Hörgewohnheiten widerspricht - tönt hingegen der Titel Kants Kritik der reinen Freiheit, unter welchem Georg Römpp 2006 bei Duncker und Humblot eine Erörterung der Metaphysik der Sitten veröffentlichte. Schon die Namensgebung des Buches zeigt ausdrücklich, wie der Autor die kantische Metaphysik der Sitten versteht: Er versucht ihr im Kanon der drei Kritiken Kants ein Stimme zu verleihen.
Beflügelt von der Prämisse, dass in der Forschung das Verhältnis von Kants Spätwerk zu den kritischen Schriften des Königsberger Philosophen seit jeher als problematisch angesehen worden sei, sieht Römpp sich in seinem 319 Seiten starken Buch dazu veranlasst, den Nexus der Schriften aufzuklären, in acht von einer ausführlichen Einleitung angeführten Kapiteln, beschlossen durch eine knappe Zusammenfassung. Wie schon der Titel erahnen lässt, ist seine grundlegende These hierbei, dass die Metaphysik der Sitten nicht bloß als ein Folge der kantischen Moralphilosophie zu verstehen sei, die eine rational begründete Rechts- und Tugendlehre liefern will, ausgehend vom positiven Begriff der Freiheit, wie dieser von Kant in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten beziehungsweise der Kritik der praktischen Vernunft entwickelt wurde. Vielmehr sieht der Verfasser in der Metaphysik der Sitten eine erneute kritische Reflexion Kants auf das gesamte Projekt der kritischen Philosophie.
Dem Problem, dass eine Metaphysik der Sitten zunächst innerhalb einer Kritik der Vernunft nur schwer ihren Ort zu finden scheint, begegnet Römpp mit einem Verweis auf Kants Rede von einer juridischen Verfassung der Vernunft, welche sich an einer rechtlich verfassten Freiheit orientiert, in der theoretisches und pralctisches Wissen als freies Verhalten eines Subjekts entstehen konnen. Kants Rechtsphilosophie und Tugendethik lassen sich, so die These, demnach aus dem Prinzip der Darstellung von Freiheit in der Welt der Erscheinungen erklaren. Denn nur durch die wechselseitige Zuschreibung der Fahigkeit zur moralischen Willensbestimmung konnen sich Subjekte auch ihre eigenen Vorstellungen so zuschreiben, dass sic die Moglichkeit haben, durch eine Kritik der...