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KONRAD KÖSTLIN/ANDREA LEONARDI/PAUL RÖSCH (Hrsg.): Kellner und Kellnerin. Eine Kulturgeschichte. Milano: Silvana Editoriale; Meran: Touriseum 2011, 607 S., zahlr. Schwarzweiß- u. Farbabb.; dt./ital./engl. (Tourism & Museum, Stuthenreihe des Touriseum, 4).
Als ein gewichtiges Buch von über 600 Seiten präsentiert sich der Band zur Kulturgeschichte von Kellner und Kellnerin. Er versammelt insgesamt 22 Beiträge und geht zurück auf eine Tagung "Darf es sonst noch was sein?" vom Mai 2010 im Touriseum, dem Südtiroler Landesmuseum für Tourismus.
Obwohl seit Beginn des 20. Jahrhunderts in den touristischen Alpengebieten ebenso wie in urbanen Räumen ein rasanter Anstieg von Hotels und Gastbetrieben zu verzeichnen war, stellt Konrad J, Kühn iti seinem Aufsatz "Aufmerksamkeit und Freundlichkeit" über die Geschichte des Kellnerberufs in der Schweiz fest, dass die dort tätigen Akteure bisher eine wissenschaftliche "Schattenexistenz" geführt haben, weshalb die Tagung und der Sammelband überfällig gewesen seien. Drei inhaltliche Themenkomplexe ziehen sich durch eine ganze Reihe von Beiträgen zu den historischen und gegenwärtigen Entwicklungen, nämlich die Männer-/Frauenproblematik, das Trinkgeld sowie das Agieren auf Vorder- und Hinterbühne.
Der Kellnerberuf war und ist nicht sonderlich gut angesehen, in Österreich kürzlich erhobene Statistiken belegen, dass nur 5,5 Prozent der Bevölkerung Kellner für vertrauenswürdig und den Beruf einkommensmäßig für wenig erstrebenswert halten (Siegfried Steinlechner: "Ober zahlen". Kellner im Film & TV). Die unattraktiven Arbeitszeiten (etwa abends und am Wochenende), die schwankende Höhe des Einkommens (abhängig vom Trinkgeld), die unsteten Verhältnisse (z.B. saisonal bedingte Mobilität), das "Bethenen" als hierarchisches Problem sowie die fehlende Fachausbildung des häufig nur angelernten Personals ziehen sich in der Geschichte teilweise bis heute durch (Christine Burckhardt-Seebass: Gastsein will...