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Bolius, Gisela: Lisa Tetzner. Leben und Werk. Frankfurt a.M.: dipa 1997. 287p.
Linter Folkloristen ist Lisa Tetzner vor allem durch ihre Veröffentlichungen von Märchensammlungen und als wandernde Märchenerzählerin bekannt. Im vorlie- genden Buch versucht Gisela Bolius - unter Zugrundelegung ihrer Dissertation (1995) - eine Gesamtschau des Werkes von Lisa Tetzner im Zusammenhang auch mit der Biographie und politischen Geschichte ihres Mannes Kurt Kläber (1897-1959). Bolius widmet sich besonders der Untersuchung der Tetznerschen Kinderbücher, speziell der Kinderodyssee Die Kinder aus Nr. 67 (9 Bände, 1933-49), die in Deutschland unter Kindern viel zu wenig bekannt gemacht, ja zum Teil heftig abgelehnt worden sei. Die Realitätsnähe der geschilderten Erleb- nisse von Kindern aus dem Berliner Mietshaus Nr. 67 sei mit dem "Verdrän- gungsfaktor der fünfziger und sechziger Jahre in Verbindung mit der politisch nicht erwünschten Tendenz" (p. 227) unvereinbar gewesen. Dies sei um so be- dauerlicher, als Lisa Tetzners Versuch, die Geschichte, beginnend im Vorfeld der Machtergreifung Hitlers bis nach Kriegsende, mit ihren menschlichen Dimen- sioncn darzustellen, der einzige zu so früher Zeit und mit weitblickendem Auge sei.
Gisela Bolius bemüht sich um eine Neubewertung der Kinder- und Jugend- bücher und setzt sich in diesem Zusammenhang mit der sehr zwiespältigen Rezeption in beiden Teilen Deutschlands nach 1945 sowie im Ausland auseinan- der. Während Tetzners Werke im Ausland sehr bekannt waren, verbreiteten Bi- bliotheken und Verlage in Deutschland ihre Werke wenig. Einzig ihre Märchen- ausgaben, beispielsweise Die schönsten Märchen der Welt für 365 und 1 Tag (1926/27) und Vom Märchenbaum...