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ZUSAMMENFASSUNG: Das Gemälde Un bar aux Folies-Bergère des französischen Malers Edouard Manet initiierte im Lauf der Kunstgeschichte viele und metodologisch heterogene Lesarten. Am Beispiel von zwei grundlegenden Interpretationen dieses Werkes im Kontext der neuen Kunstgeschichte, Timothy J. Clarks sozial-historischen Zugang und der psychoanalytischen Lektüre Bradford R. Collins', werden die Mechanismen, Ergebnisse und Möglichkeiten dieser kritisch analysiert mit dem Ziel, einen Einblick in die Komplexität der kunsthistorischen Disziplin zu ermöglichen.
SCHLÜSSELWÖRTER: Edouard Manet, soziale Kunstgeschichte, Timothy J. Clark, Psychoanalyse, Jacque Lacan, Medotologie.
(ProQuest: ... denotes non-USASCII text omitted.)
ANA BOGDANOVIC
Universität in Belgrad, Philosophische Fakultät - Institut für Kunstgeschichte .../ Original scientific paper
Aufgrund seines unerreichbaren Inhaltes angeregte Edouard Manets Un bar aux Folies-Bergère im Lauf der Kunstgeschichte immer wieder unterschiedliche Lesarten, ohne je vollkommen aufgeklärt zu werden (Clark 1984,19992; Bradford et al. 1996; Foucault 1999; De Duve 2000; Armstrong 2002; Lüthy 2003; Iskin 2005). Fast alle angebotenen Interpretationen versuchen, das Rätsel des Gesichtsaudruckes vom Mädchen im Zentrum der Bildkomposition zu lösen, welches als Schlüssel zum Verständnis dieses Gemälde erscheint. Die offenbare Komplexität des Werkes bietet eine Möglichkeit für verschiedene methodische Untersuchungen, die in diesem Text am Beispiel zweier Interpretationen dargestellt, analysiert, verglichen und schließlich kritisiert werden: T. J. Clarks "A Bar at the Folies-Bergère", 1984 in seinem Buch The Painting of Modern Life. Paris in the Art of Manet and His Followers erschienen und Bradford R. Collins "The Dialectics of Desire, the Narcissism of Authorship: A male Interpretation of the Psychological Origins of Manet s Bar", 1996 im vom gleichen Autor herausgegebenen 12 Views on Manet's A Bar at the Folies-Bergère veröffentlicht.
Im Buch über die Kunst in Paris in der Zeit Manets und seiner Nachfolger widmet Clark einen wesentlichen Teil dem Bild Un bar aux Folies-Bergère, welcher als erste kritische sozial-historische Interpretation dieses Bildes im Sinne der neuen Kunstgeschichte {New Art History) gilt.1 In der ausführlichen Einleitung über die populäre Kultur Paris in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts und die Verkörperung dieser Kultur durch cafés-concerts, definiert er den gesellschaftlichen Wandel zwischen Klassen und die urbanen und architektonischen Veränderungen in der Zeit von Baron Haussmanns. Clarks Absicht besteht darin, die Bildsprache Manets mit dem Bezug auf die gesellschaftliche Struktur der Klassenidentitäten und Unterhaltungsinstitutionen als Ergebnis dieser zu erforschen und übersetzen.
Die Termini...