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(ProQuest Information and Learning: ... denotes formulae omitted.)
§ 1 Zahlreiche Sprachen kennen Strategien der Nominalisierung, d. h. der Schaffung eines Nomens auf der Basis einer anderen Wortart. Einer der wichtigsten Anwendungsbereiche der Nominalisierung ist in der Bildung von Substantiven auf der Basis von Verben zu sehen. Von diesen Fällen soil im Folgenden die Rede sein. Betrachtet werden verschiedene Arten der deverbalen Nominalbildung in indogermanischen Sprachen vor dem Hintergrund von Nominalisierungsstrategien des Urindogermanischen; gefragt wird weiter nach deren Rolle im rekonstruierbaren nominalen Lexikon des Urindogermanischen.
§ 2 Eine Übersicht über gelaufige Erscheinungsformen der Nominalisierung bieten Comrie / Thompson 1985. Unter den substantivischen Ableitungen aus Verben finden sich folgende Typen:1
A. Name of activity or state: action / state nouns.
In diesen Substantiven wird die Verbalhandlung selbst durch eine Nominalform benannt, die etwa als Subjekt oder Objekt eines Satzes dienen kann und den verbalen Inhalt somit nicht mehr prototypisch durch eine finite Verbalform reprasentiert, sondera vielmehr in anderen syntaktischen Positionen einsetzbar macht. Solche Nomina actionis sind im Deutschen beispielsweise substantivierte Infinitive, wie kaufen [arrow right] das Kaufen, jedoch auch anderweitig charakterisierte Nomina wie z. B. der Kauf, gehen [arrow right] der Gang, ankommen [arrow right] die Ankunft.
Weitere von Comrie / Thompson ibid, angeführte Nominalisierungen beziehen sich auf den substantivischen Ausdruck eines der Argumente des Verbs, wobei sich verschiedene Untergruppen auflisten lassen:
B. Name of an argument
1. agentive nouns
2. instrumental nouns
3. manner nouns
4. locative nouns
5. objective nouns
6. reason nouns
Von diesen stellen die Nomina agentis Substantive zur Verfügung, die den Träger der Verbalhandlung ausdrücken, wie z.B. melken -* Melker, fahren [arrow right] Fahrer oder etwa auch hören [arrow right] Hörer.2
Die Nomina instrumenti geben das Mittel oder Werkzeug an, mit dessen Hilfe die Verbalhandlung ausgeführt wird, z.B. schließen [arrow right] Schlüssel, tragen [arrow right] Trage, rechnen [arrow right] Rechner.3
Eine Reihe von Sprachen kennt eigene Ausdrucksformen für Substantive, die die Art und Weise angeben, in der die Verbalhandlung ausgeführt wird, was sich im Dt. etwa durch gehen ([arrow right] Gang) [arrow right] Gangart oder aussprechen [arrow right] Aussprache wiedergeben IaBt, ohne daB die verwendete Bildeweise durch eine produktive Ableitungsform vorhersagbar wäre.4
Nomina loci, die den Ort bezeichnen, an dem die Verbalhandlung stattfindet, lassen sich etwa durch schmieden [arrow right] Schmiede...