Content area
Full text
Christian Polke, Öffentliche Religion in der Demokratie. Eine Untersuchung zur weltanschaulichen Neutralität des Staates (Öffentliche Theologie, Bd. 24), Leipzig (Evangelische Verlagsanstalt), 2009, Paperback, 334 S., euro 38,00, ISBN 978-3-374-02692-0.
Die von Wilfried Härle (Heidelberg) betreute Dissertation versteht sich als ein Beitrag zur politischen Ethik des Christentums. Es geht um die Klärung eines zentralen Problems moderner Gesellschaften: der Frage nach ihrer sozialen Integrationsfähigkeit angesichts des religiösen und kulturellen Pluralismus. Durch den Grundsatz der religiös-weltanschaulichen Neutralität garantiert und festigt der neuzeitliche Verfassungsstaat die Religionsfreiheit. Doch bleibt dieses Prinzip der liberalen Rechtsordnung umstritten. Die geforderte Selbstbeschränkung von Religion in Recht und Politik verspricht in den Augen des Verfassers nur dann dauerhaft Erfolg zu haben, wenn sie auch aus religiösen Gründen einleuchtet. Von daher müssen sich die unterschiedlichen Religionen verstärkt um eigene politische Ethiken unter den Bedingungen des weltanschaulichen Pluralismus bemühen. Ein daran ansetzender Dialog der Religionen wäre das beste Mittel einen globalen Kampf der Kulturen zu vermeiden. Es gilt die Frieden fördernden Ressourcen der Religionen neu zu erschließen und die vorgelegte Dissertation versteht sich als ein Beitrag dazu aus christlicher Sicht. Theologische Ethik als öffentliche Theologie, so wie sie der Verfasser versteht, macht es sich zur Aufgabe, Phänomene in der menschlichen Lebenswelt auf ihren theologischen Sinn zu befragen, ohne sie dabei zu instrumentalisieren. Theologische Ethik als normative Kulturwissenschaft des Christentums richtet sich an säkulare wie anders religiöse Gesprächspartner im öffentlichen Diskurs. Eine politische Ethik muss als normative Theorie von Gesellschaft sowohl die hierfür notwendigen Institutionen beschreiben können als auch eine Tugendlehre der verantwortlichen Entscheidungsträger entwickeln. Für beides ist wichtig, auf die historischen und gesellschaftlichen Kontexte zu achten. Da sich die einzelnen europäischen Länder auch in ihrem Religionsrecht erheblich unterscheiden, konzentriert sich die Studie auf die deutsche Rechtsordnung.
In den ersten drei Kapiteln (29-89) werden die entsprechenden soziologischen, philosophischen und juristischen Voraussetzungen der damit gegebenen Situation aufgearbeitet und analysiert. Dabei stehen begriffsgeschichtliche und systematische Erläuterungen zu zentralen Stichworten wie Säkularisierung, Pluralisierung,...





