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Populäres Lied in Lateinamerikal Popukr Song in Latin America. Hg. von Nils Grosch und Max Matter. Münster u.a.: Waxmann, 2008 (Lied und populäre Kultur/Song and Popular Culture. Jahrbuch des Deutschen Volksliedarchivs, 53. Jahrgang). 266 S., mus. Not., Abb., Summaries, ISBN 978-3-8309-2075-5
Zehn Autorenbeiträge setzen zum Sonderband Populäres Lied in Lateinamerika einige markante Diskussionspunkte entlang der Stile bzw. Genres wie VILLANCICO, COUPLÉ, COPLA, ZARZUELA, (ZAMA)CUECA, TANGO ARGENTINO, BOLERO, SON, CUMBIA, RANCHERA, HABANERA, BAMBUCO, PASILLO, DANZA, VALS, SAMBA, BOSSA NOVA, REGGAETON (DEMBOW, DEMBO), HIMNO LATINOAMERICANO und viele andere mehr. Die Vielfalt lateinamerikanischer Lied-Genres ist nahezu unerschöpflich. Die Herausgeber, Nils Grosch und Max Matter, sind sich dessen bewusst, dass es hierzu keinen Gesamtüberblick geben kann, sondern dass es vielmehr darum geht, »einen Einblick in aktuelle Forschungsdiskussionen und Erträge unterschiedlicher Perspektiven und Facetten zu ermöglichen« und »umfassende ästhetische, musikologische, ethnologische und sozialwissenschaftliche Diskurse zur populären Musik in Lateinamerika« hierzulande bekannt zu machen (S. 3). Die funfersten Beiträge sind in deutscher, die fünf letzten in englischer Sprache verfasst.
Als erstes thematisiert Juan Pablo González die Konstruktion urbaner populärer Musik am Beispiel der Geschichte des über Frankreich nach Spanien und schließlich nach Lateinamerika gelangten Couplet (S. 7-30). Aus dem dramaturgischfunktionalen Singspiel der TONADILLA des 18. und der ZARZUELA des 19. Jahrhunderts entstand das theatralische Varieté-CUPLÉT des 20. Jahrhunderts. Die Couplets wurden singend, sprechend und tanzend, in der Regel solistisch durch Sängerinnen und Schauspielerinnen auf Tourneen vorgetragen und zugleich durch ein Instrumentalensemble begleitet. Die ersten spanischen CUPLETISTAS erreichten Chile im Laufe der 1 9 1 Oer-Jahre. Ihr Repertoire fand alsbald lokale Aneignung, Folklorisierung, Mediatisierung und Transformation. Obwohl nicht direkt angesprochen, ist dieser Beitrag - neben der zentralen Frage nach der Konstruktion des Urban-Populären - zugleich auch ein kleines Lehrstück der Geschichte zum Thema von Musik und Gender.
Die Bedeutung von deutschen Immigranten und deren Identitätskonstruktion in Valdivia (Chile) untersucht José Manuel Izquierdo (S. 31-42) anhand des deutschsprachigen populären Liedes, sowie der Militärmusik und der Stadtkapelle »Jägerchor« im Kontext von Vereinsgründungen, durch welche letztlich die deutsche Kultur »als romantisch-nationalistische Phantasie einer vergangenen Epoche« gepflegt wurde. Dieser »migrationsbedingte Isolationismus« wurde letztlich aufgebrochen durch die neuen technischen Methen, nicht zuletzt auch durch deutsche Jazzmusiker und die...