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Urologe201554:5261 DOI10.1007/s00120-014-3713-z Onlinepubliziert:13.Dezember2014 Springer-VerlagBerlinHeidelberg2014
S.Kukuk1A.Kretschmer2H.Bruck3S.Roth1A.S.Brandt1
1KlinikfrUrologieundKinderurologie,HeliosKlinikumWuppertal,ZentrumfrForschung inderklinischenMedizin(ZFKM),LehrstuhlderUniversittWitten/Herdecke,Wuppertal
2BayerPharmaAG,ClinicalSciences,Wuppertal
3KlinikfrNephrologie,UniversittsklinikumEssen,UniversittDuisburg-Essen
RetroperitonealeFibrose
EntwicklungeinesBiomarkerprofils zurDiagnostikundVerlaufskontrolle
Hintergrund und Fragestellung
Die retroperitoneale Fibrose (RPF) ist eine seltene chronisch-entzndliche Erkrankung des hinteren Bauchraums mit einer Prvalenz von 1,38/100.000 Patienten [1, 2]. Typisch fr die Erkrankung ist eine gutartige Vermehrung von Bindegewebe, das paraaortal zwischen den Abgngen der Nierenarterien und dem Beckenkamm lokalisiert ist [14]. Die Diagnosestellung erfolgt heute meist an-hand von bildgebenden Verfahren wie der Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT). Es muss jedoch in Zweifelsfllen eine histologische Sicherung erfolgen [1, 5]. Die hufigste Komplikation der RPF ist die extrinsische Kompression der Ureteren, weshalb die Patienten oftmals in urologischer Behandlung sind.
Grundstzlich wird zwischen einer primren und einer sekundren RPF unterschieden, wobei eine klare Zuordnung nicht immer mglich ist. In mehr als zwei Drittel der Patienten gibt es keine ersichtliche Ursache fr das Auftreten der charakteristischen retroperitonealen Gewebevermehrung, so dass hier von einer primren, idiopathischen RPF gesprochen wird. Im Vergleich dazu tritt die sekundre RPF im Kontext mit Medikamenten, Malignomen, Bestrahlung, Infektionen, Operationen und Entzndungen auf [3].
Die tiologie der primren RPF konnte bis heute nicht geklrt werden. Es werden sowohl eine lokale Immunreaktion
auf arteriosklerotische Plaques als auch eine mit der chronischen Periaortitis assoziierte fibroinflammatorische Genese diskutiert [68]. Da Patienten mit RPF oftmals Allgemeinsymptome, eine Erhhung der Akute-Phase-Proteine, Autoantikrper und z. T. auch weitere Autoimmunerkrankungen aufweisen, wird darber hinaus vermutet, dass es sich bei der RPF um eine lokale Manifestation einer systemischen (Autoimmun-)Erkrankung handeln knnte [9].
Histologisch zeichnet sich die Erkrankung durch typische fibrse Plaques aus. Insgesamt wird in zwei unterschiedliche Aktivittsgrade unterschieden: Im aktiven frhen Stadium der Erkrankung bzw. in den Bereichen der akut fortschreitenden Erkrankung zeigt sich wenig fibrosiertes, stark vaskularisiertes, chronisch entzndliches Bindegewebe, infiltriert mit mononuklearen Zellen und durchsetzt von Fibroblasten und Kollagenfasern. Im spteren Stadium oder in nicht mehr aktiven Bereichen findet man eine deutliche Sklerosierung, z. T. Verkalkungen und nur noch vereinzelt oder gar keine Entzndungszellen [1].
Die Fibrogenese ist somit unabhngig von der tiologie der finale Schritt in der Pathogenese der RPF. Aufgrund der Komplexitt der Fibrogenese unter Beteiligung von infiltrierenden Leukozyten, aktivierten Fibroblasten und Myofibroblasten, sowie vermehrter Extrazellulrmatrixablagerung und gegebenenfalls eingeschrnkter Gewebe- und Organfunktionen, ist zu
erwarten, dass fibrose typische Biomarker der RPF abhngig vom individuellen Verlauf und Ausma der fibrotischen Prozesse...