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Urologe201554:696702 DOI10.1007/s00120-014-3699-6 Onlinepubliziert:25.Januar2015 Springer-VerlagBerlinHeidelberg2015
M.L.Schmidtke1A.Dinkel2J.E.Gschwend1K.Herkommer1
1KlinikundPoliklinikfrUrologie,KlinikumrechtsderIsar,TechnischeUniversittMnchen
2KlinikundPoliklinikfrPsychosomatischeMedizinundPsychotherapie,
KlinikumrechtsderIsar,TechnischeUniversittMnchen
Sexualittnachradikaler Prostatektomie
ErhebungdererektilenFunktion undBeratungvonPatienten bezglichihresSexuallebens
Hintergrund und Fragestellung
Die erektile Dysfunktion (ED) ist auch nach Einfhrung der nervenschonenden Operation die hufigste Komplikation nach radikaler Prostatektomie (RPX) und beeinflusst die Lebensqualitt der Patienten und ihrer Partner nachhaltig [1, 2]. Die gngige Definition der ED stammt aus dem vom National Institute of Health (NIH) 1992 verffentlichten Konsensus zur Impotenz: [] impotence is defined as male erectile dysfunction, that is, the inability to achieve or maintain an erection sufficient for satisfactory sexual performance. [] [3]. Fr die Evaluation der erektilen Funktion (EF) in der Praxis und in Studien bieten sich Fragebgen an, welche von den Patienten selbst ausgefllt werden. Der International Index of Erectile Function (IIEF-15) ist der am hufigsten in klinischen Studien verwendete Fragebogen [4]. Dieser umfasst 15 Fragen, die sich in 5 Domnen zur Bewertung der mnnlichen Sexual-funktion unterteilen lassen [5]. In klinischen Studien wird meist eine Kurzform des IIEF-15, der IIEF-5 bzw. IIEF-6 (IIEFEF, erectile function domain) verwendet, die vom Patienten selbst ausgefllt wird. Laut John Mulhall [6] kann die Verwendung von Fragebgen allerdings dazu fhren, dass rzte weniger mit den Pa-
tienten ber sexuelle Probleme sprechen, da sie sich zu sehr auf diese Daten verlassen. Er schlgt vor, die Erektionshrte mit Hilfe des Erection Hardness Score (EHS) zu erfragen, um die Kommunikation zwischen Arzt und Patient zu erleichtern. Mittels EHS beurteilt der Arzt im Gesprch mit dem Patienten die Tumeszenz und Rigiditt des Penis bei sexueller Aktivitt (z. B. auch Masturbation, [7]).
Betrachtet man die Ergebnisse klinischer Studien zur EF nach Prostatektomie, fallen Diskrepanzen auf. So variiert die beobachtete intakte EF zwischen 9 und 86% [8]. Grnde fr diese groe Spannbreite sind unter anderem ein stark variierendes Studiendesign, Unterschiede in der Definition einer ED, verschiedene Zeitpunkte der Befragung und unterschiedliche Einschlusskriterien bei der Patientenselektion. Unklar bleibt in einigen Studien auch, ob die Patienten bei der Beurteilung der EF Hilfsmittel oder Medikamente verwendeten [9]. Die Limitation des IIEF-15 bzw. 5/6, welche durch seinen Verfasser Raymond Rosen [4] selbst beschrieben wurde, ist die Voraussetzung des versuchten vaginalen Geschlechtsverkehrs (GV) zur Bestimmung der Erektionsfhigkeit.
Die abrupte Verschlechterung der EF stellt fr Patienten nach RPX ein besonderes Problem dar. Im Vergleich zu Mnnern, die sich im Rahmen eines natrli-