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This paper reports to what extent concepts of discourse organisation such as floor, turn-taking and sequentiality can be used for the description of how communicative agents coordinate their communicative actions and perform patterns of communicative moves within written chat conversations. On the basis of a theoretical approach which considers chat as a conversation technology it will be shown that, in "standard chat environments" the concepts of floor and turn-taking must be stated as completely suspended. Moreover, two communicative agents do not necessarily have to have the same view at the same time on the sequential order of their linguistic actions. This is due to the influence of the technological frameworks. Furthermore, in different chat environments the organisation of communicative exchange can differ quite a great deal. This will be illustrated by comparing the conversational frameworks of "standard chat environments" with environments used for celebrity chats on the one hand and with an environment designed for the conduction of a "virtual seminar" on the other.
1. Einleitung
2. Vorbemerkung: Chat-Konversationen als diskursive Praxis - Chat-Mitschnitte als archivierte Verlaufsprotokolle
3. Chat als Diskurstechnologie
4. Realisierung und Sequenzierung kommunikativer Züge in Standard-Chat-Umgebungen (SCUs)
4.1. Sprecherwechsel (turn-taking) und Rederecht (floor)
4.2. Sequenzialität
5. Ausblick: Diskursstrukturierung in spezialisierten Chat-Anwendungen
6. Schlussbemerkung
7. Literatur
1. Einleitung
Dieser Beitrag geht der Frage nach, inwiefern die technologischen Rahmenbedingungen die Planung, Versprachlichung, Ausführung und Sequenzierung von kommunikativen Zügen in diskursiven Formen internetbasierten Austauschs beeinflussen. Gezeigt wird am Beispiel der Chat-Kommunikation, dass in Formen synchronen schriftbasierten computervermittelten Austauschs zentrale Prinzipien des Interaktionsmanagements zunächst als suspendiert zu gelten haben und dass die Koordination von auf einander bezogenen Sprachhandlungen sowie die kooperative Realisierung von Sprachhandlungsmustem durch den Einfluss der verwendeten Kommunikationstechnologie eine spezifisch eigene Prägung erfahren, wodurch sich die Organisation kommunikativer Episoden im Chat z.T. erheblich von der Organisation mündlicher Diskursformen unterscheidet.
Unter Bezugnahme auf das in Storrer (2003, in prep.) vorgestellte Faktorenmodell für die Kommunikation in digitalen Medien wird Chat zunächst als Instanziierung einer Kommunikationstechnologie beschrieben, die eine Kommunikationsform determiniert, die sich in Hinblick auf ihre Diskursivität, ihre annähernde Synchronizität sowie ihre Multilateralität konzeptionell in der Nähe von Gesprächen verorten lässt (Abschnitt 3). Dies lässt es plausibel erscheinen, für die Beschreibung kommunikativer Strukturen in chatbasierten Kommunikationsvollzügen auf das Kategorieninventar der linguistischen Diskursanalyse zurückzugreifen. Aufgrund der...