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Koordinationsorientiertes Controlling; Ökonomisches Handlungsmodell; Rationalitätssicherungsansatz; Verhaltensorientierung; Verhaltenswissenschaften
Die Forderung nach einer verhaltensorientierten Fundierung der Controlling- Forschung wird von Vertretern der Disziplin bereits seit längerer Zeit erhoben. Der vorliegende Beitrag greift diese Forderung auf und stellt die Frage nach deren Umsetzung durch vorherrschende Controlling-Konzeptionen. Diese werden hinsichtlich ihrer verhaltensorientierten Grundannahmen und der Bedeutung der verhaltensorientierten Perspektive für die Generierung von Gestaltungsaussagen über die Controlling Konzeption analysiert. Im Ergebnis zeigt sich, dass die vorherrschenden Controlling Konzeptionen Inkonsistenzen bezüglich ihrer verhaltensorientierten Grundlagen aufweisen und die verhaltensorientierte Perspektive in sehr unterschiedlichem Umfang zur Ableitung von Gestaltungsaussagen nutzen.
In the area of controlling research, the behavioural perspective has been in the focus of discussion already for a long time. The article concentrates on this perspective and analyses its implementation status in leading controlling concepts. They are analysed with regard to their theoretical assumptions and the importance of the behavioural perspective for the derivation of statements concerning controlling practice. In essence, the article shows that there are still inconsistencies in the analysed concepts regarding their behavioural assumptions. Moreover, the behavioural perspective is used very differently in order to derive statements concerning controlling practice.
1. Controlling auf der anhaltenden Suche nach sich selbst
Das Controlling ist ein vergleichsweise junges betriebswirtschaftliches Forschungsgebiet, dessen Ursprünge in der Praxis liegen. [1] Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Controllingtheorie sich in einer ersten Entwicklungsphase intensiv darum bemüht hat, eine von den Spezifika der Begriffsbestimmungen und Aufgabenzuweisungen der Praxis abstrahierende allgemein gültige ControllingKonzeption zu entwickeln und das Verhältnis des eigenen Fachs zu den etablierten betriebswirtschaftlichen Teildisziplinen zu klären. [2] Während der neunzehnhundertneunziger Jahre deuten verschiedene Stimmen aus dem Controlling- Bereich auf einen Abschluss dieses Selbstñndungsprozesses hin: Innerhalb der Controlling -Forschung stößt die koordinationsorientierte Controlling -Konzeption auf eine vergleichsweise breite Anerkennung, und ungeachtet eines fortgesetzten Dissenses im Detail, das heißt um den genauen Zuschnitt der Koordinationsfunktion, wird eine »gewisse [...] Konvergenz der Forschungsansätze« [3] innerhalb der koordinationsorientierten Richtung deutlich. [4] Auch die Positionsbestimmung innerhalb der Betriebswirtschaftslehre scheint aus Controlling-Sicht im Grundsatz abgeschlossen zu sein. So verweisen beispielsweise Horváth und Küpper übereinstimmend auf eine partielle Eigenständigkeit des Erkenntnisobjekts des Controlling, durch welche sie die Existenz dieser Disziplin begründet sehen. [5]
An die Stelle dieses relativen Konsenses ist in der Zwischenzeit erneut eine kontrovers geführte Diskussion getreten,...