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Forum Psychoanal (2015) 31:375393
DOI 10.1007/s00451-015-0217-4
ORIGINALARBEIT
Online publiziert: 9. November 2015 Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015
Zusammenfassung Mentalisierung bezeichnet die Fhigkeit, eigene und fremde mentale Zustnde wahrzunehmen, zu reprsentieren und zu reektieren. Sie entwickelt sich innerhalb einer sicheren Bindungsbeziehung und bildet die Grundlage fr die Regulation von Emotionen und des Selbst sowie fr die Entwicklung meta-kognitiver Funktionen. Im Bereich der Psychosen haben Mentalisierungsstrungen in den letzten Jahrzehnten vermehrt Beachtung gefunden, hierbei wurden insbesondere der Zusammenhang mit psychopathologischen Kernsymptomen, wie zum Beispiel Wahn, sowie Auswirkungen auf die soziale Funktionsfhigkeit untersucht und hug auf kognitive Aspekte fokussiert. Deutlich weniger Befunde existieren zum affektiven Mentalisierungsvermgen bei Psychosen und zu der Frage, ob bereits prmorbide, subtile Einschrnkungen beim Mentalisieren zur psychotischen Vulnerabilitt beitragen. In der akuten Psychose hingegen knnen ganz unterschiedliche Formen gestrten Mentalisierens vorliegen, beginnend bei basalen Strungen der symbolischen und sprachlichen Reprsentation, des Wahrnehmens und Erkennens von Affekten ber geistesblind-konkretistische oder hyperreexive Formen des Nachdenkens ber mentale Zustnde bis hin zu metakognitiven Verzerrungen und Schwierigkeiten, Erfahrungen in ein biograsches Narrativ einzuordnen. Dieser Beitrag versucht, aus klinischer Perspektive einen Anhalt zur Einordnung von Mentalisierungsstrungen bei psychotischen Patienten zu geben und, darauf aufbauend, die Prinzipien und Anwendungsmglichkeiten mentalisierungsbasierter Therapieverfahren fr diese Patientengruppe darzustellen. An Fallbeispielen werden sowohl die Wichtigkeit einer generell mentalisierungsfrdernden Haltung als auch des individuell und erkrankungsphasenadaptierten therapeutischen Vorgehens herausgearbeitet.
Dr. med. C. Montag ()
Psychiatrische Universittsklinik, St. Hedwig Krankenhaus, Charit Universittsmedizin Berlin, Groe Hamburger Str. 511, 10115 Berlin, DeutschlandE-Mail: [email protected]
http://crossmark.crossref.org/dialog/?doi=10.1007/s00451-015-0217-4&domain=pdf&date_stamp=2015-11-7
Web End = Zum Konzept der Mentalisierung in Theorie und Behandlungstechnik der Psychosen
Christiane Montag
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376 C. Montag
On the concept of mentalization in theory and treatment technique of psychoses
Abstract Mentalization denotes the ability to perceive, represent and reect ones own and also foreign mental states. It is developed within a secure attachment relationship and forms the basis for regulation of emotions and the self as well as for the development of metacognitive functions. In the eld of psychoses mentalization disorders have received increasing attention over the last decades, whereby particularly the association with psychopathological core symptoms, such as delusions, as well as the effect on social functionality were investigated and often focused on cognitive aspects. Clearly less ndings exist on the affective mentalization capability in psychoses and to the question of...