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In der theoretisch fundierten Literatur gilt die Funktionenlehre als herrschende Unternehmensbewertungskonzeption. Diese unterscheidet in Hauptund Nebenfunktionen, denen ein Wert dienen kann. Allerdings lassen sich im Hinblick auf die Nebenfunktionen erhebliche Forschungslücken identifizieren, welche es zu schlieBen gilt. Die verfügbaren Neuordnungsvorschläge werden den Anforderungen einer strukturierten und trennscharfen Ordnung der einzelnen Funktionen nicht gerecht. Vor diesem Hintergrund präsentiert nachfolgender Beitrag erstmals erne entsprechende Systematik im Sinne ernes möglichst umfassenden Nebenfunktionenkatalogs.
1 Einleitung
Die funktionale Konzeption der Unternehmensbewertung, die auch als Kölner Funktionenlehre1 bekannt ist, geht "hinsichtlich ihrer Problemsicht von den in der Realität vorzufindenden Bedingungen"2 aus und ist somit den anderen Konzeptionen aus entscheidungstheoretischer Sicht überlegen. Innerhalb dieser Konzeption wird in Haupt- und Nebenfunktionen unterschieden, denen ein Wert dienen kann. Während als Hauptfunktionen jene Bewertungen bezeichnet werden, die vornehmlich auf eine Änderung der Eigentumsverhältnisse am zu bewertenden Unternehmen ausgerichtet sind,3 werden den Nebenfunktionen schließlich die Bewertungsaufgaben subsumiert, bei denen "Unternehmungen nicht primär zum Zwecke von Entscheidungen bewertet werden, mit denen eine Veränderung der Eigentumsverhältnisse der zu bewertenden Unternehmung beabsichtigt ist"4. Innerhalb der Nebenfunktionen geht es somit (in erster Linie) nicht um interpersonale Konflikte und ebenso nicht um strittige Auseinandersetzungen hinsichtlich der Bedingungen einer Änderung der Eigentumsverhältnisse.5
Im Hinblick auf den - auf den Erkenntnissen der Kölner Funktionenlehre basierenden - "Katalog der Hauptfunktionen"6 besteht weitgehend Einigkeit. Die Nebenfunktionen führen im Rahmen der Literatur zur funktionalen Bewertung allerdings noch ein Schattendasein. Zwar werden als Nebenfunktionen gewöhnlich die "Information" (oder auch "Kommunikation") sowie die "Steuerbemessung" und die "Vertragsgestaltung" genannt und in diversen Veröffentlichungen isoliert analysiert,7 es existiert jedoch weder ein umfassender Katalog der Nebenfunktionen,8 noch kann davon gesprochen werden, daß sich eine herrschende Meinung hinsichtlich der Bezeichnungen der als Nebenfunktionen anzusehenden Aufgabenstellungen herausgebildet hat. Dies überrascht, weil seit einigen Jahren in verschiedenen Teildisziplinen der Betriebswirtschaftslehre eine zunehmende Bedeutung des sogenannten Unternehmenswertes und somit der Problematik der Bewertung von Unternehmen zu beobachten ist.9 So sind Begriffspaare wie "wertorientiertes Controlling", "wertorientierte Unternehmensführung" oder "wertorientierte Vergütung" Beispiele fur die stetig wachsende Relevanz der Unternehmensbewertung. Da die Bezeichnung "Nebenfunktion" nicht im Sinne von "weniger bedeutend" verstanden werden darf, sondern vielmehr einerseits der historisch begrundete Ausdruck fur die Bewertungsaufgaben ist, die nicht auf eine Änderung der Eigentumsverhältnisse am bewerteten Unternehmen ausgerichtet sind, und andererseits die Hauptfunktionen als grundlegende Funktionen zu betrachten sind, deren...





